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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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Europa zu machen, und sein Reich hatte aus dieser neuen Stellung bereits so viel Nutzen ziehen können, dass er erwog, auch in Sibirien eine Flotte bauen zu lassen, wenn die Voraussetzungen dafür gewährleistet waren. Zunächst also musste er wissen, wie die Voraussetzungen dort aussahen.
    Während diese Idee langsam in ihm gärte und noch keine feste Struktur angenommen hatte - ein Zustand der schöpferischem Denken oft vorausgeht -, hatte er den Kosaken aufgesucht, zu dem er Vertrauen gefasst hatte, jenen rohen Menschen, der nie eine Schule von innen gesehen hatte, der aber anscheinend mehr über Sibirien wusste als die meisten seiner gebildeten Beamten, die er als Regierungsvertreter dorthin geschickt hatte. Nach ein paar Vorgeplänkeln kam er zur Sache: »Trofim, du bist zweiundzwanzig, ein gutes Alter. Als Mann hat man die besten Jahre noch vor sich. Bei Gott, ich wünschte, ich wäre noch einmal zweiundzwanzig.« Er winkte Zhdanko zu, sich neben ihn auf die Bank zu setzen, und fuhr fort: »Ich habe mir überlegt, ich schicke dich wieder zurück nach Yakutsk. Vielleicht weiter. Vielleicht sogar bis nach Kamtschatka.«
    »Unterstellt mich diesmal einem besseren Gouverneur, Sire.«
    »Du wirst keinem Gouverneur unterstellt sein.«
    »Sire, was kann ich denn allein schon ausrichten? Ich kann weder lesen noch schreiben.«
    »Du wirst auch nicht allein sein.«
    Der Kosake stand wieder auf, machte ein paar Schritte und sagte dann: »Ich verstehe nicht«, und Peter antwortete: »Du wirst auf einem Schiff fahren. Unter dem Kommando des besten Seemanns, den wir auftreiben können.« Noch ehe Trofim seinem Erstaunen Ausdruck verleihen konnte, redete Peter erregt weiter, fuchtelte mit den Händen herum und wurde von Minute zu Minute lauter: »Du fährst nach Tobolsk und suchst dir dort Schreiner, dann nach Yeniseysk, wo du nach Männern Ausschau hältst, die etwas von Teer verstehen, und schließlich weiter nach Yakutsk, wo du ja jeden kennst und empfehlen kannst, welche Männer mit nach Ochotsk zu nehmen sind, wo du dir dein Schiff bauen wirst. Ein großes Schiff. Den Bauplan habe ich schon.«
    »Sire!« unterbrach ihn Zhdanko. »Ich kann nicht einmal lesen.«
    »Du wirst es lernen, wir fangen noch heute an, und sag keinem, warum du lernst.« Jetzt stand Peter auf, ging im Raum umher und hakte sich bei Trofim unter. »Ich will, dass du dir in den Docks, wo wir unsere Schiffe bauen, eine Arbeit suchst...«
    »Ich weiß so gut wie nichts über Holz.«
    »Du sollst auch nichts über Holz lernen. Du sollst zuhören, einschätzen, vergleichen, Augen und Ohren für mich aufsperren.«
    »Wozu?«
    »Mir den besten Mann zu empfehlen. Der sich mit Schiffen auskennt. Der mit den Männern umgehen kann. Und vor allem, Zhdanko, der ebenso unerschrocken ist wie du.«
    Der Kosake erwiderte nichts; er versuchte nicht, seinen Mut aus falscher Bescheidenheit herunterzuspielen; denn es waren tatsächlich seine verwegenen Bravourstücke als Fünfzehnjähriger in der Ukraine, durch die der Zar auf ihn aufmerksam geworden war.
    Als sie schließlich im Gleichschritt nebeneinanderher gingen, sagte Peter: »Ich wünschte, ich wäre der Kapitän dieses Schiffes und du hättest als Erster Offizier das Kommando über den Haufen. Wir würden von der Küste von Kamtschatka, wo immer das auch sein mag, bis nach Amerika segeln.«
    Trofim fing also an, tagsüber auf der Schiffswerft zu arbeiten, abends lernte er lesen, und während dieser Zeit stellte er fest, dass die meiste konstruktive Arbeit, die in Sankt Petersburg geleistet wurde, nicht von Russen stammte, sondern von fähigen Männern anderer europäischer Nationen. Sein Privatlehrer war aus Heidelberg, auch zwei Ärzte am Hof kamen aus Deutschland. Die Unterweisung in der Mathematik lag in den Händen brillanter Männer aus Paris, Professoren, die man aus Amsterdam und London hatte her kommen lassen, schrieben Bücher über die verschiedensten Themen. Tüchtige Männer aus Lille und Bordeaux beschäftigten sich mit Astronomie, für die Peter besonderes Interesse hegte. Und immer wenn praktische Lösungen für bestimmte Probleme gefragt waren, waren es Engländer und Schotten, vor allem letztere, die sich darum kümmerten. Sie zeichneten die Schiffsbaupläne, bauten in den Palästen die Wendeltreppen ein, brachten den Bauern bei, wie man mit Tieren umging, und wachten über die Geldausgaben. Als Peter und Trofim eines Tages wieder einmal über die noch immer unsichere Expedition in den Osten

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