Alaska
Ich hoffe, sie knüpfen dich nicht auf.«
Ungeduldig riss der Zar die Verpackung auf und fand zwei Stücke Fell, jedes etwa anderthalb Meter lang, mit dem weichsten, feinsten und dichtesten Pelz, den er je berührt hatte. Er war von dunkelbrauner Farbe, die in dem schwachen Licht etwas schimmerte, und das Haar war länger als bei allen anderen Pelzen, die er kannte. Das Fell stammte von Seeottern, die in den eisigen Gewässern der Chukchis zu Hause waren, und es waren die beiden ersten Pelze, die in den Westen gelangt waren. Sofort hatte Peter ihren Wert erkannt, und er konnte sich schon jetzt vorstellen, welch unglaublicher Beliebtheit sie sich in den Hauptstädten Europas erfreuen würden, wenn sie nur in ausreichenden Mengen geliefert werden konnten.
»Es sind vorzügliche Stücke«, sagte Peter. »Sag dieser Frau, wer ich bin, und gib ihr ein paar Rubel dafür, dass sie sie mir so lange aufgehoben hat.«
Der Rittmeister überreichte Maria ein paar Münzen und verriet ihr: »Das ist dein Zar. Er dankt dir«, und sie sank auf die Knie und küsste seine Stiefel.
Mit ihrer Geste wurde diese ungewöhnliche Nacht jedoch noch immer nicht beschlossen, denn während sie sich weiter verbeugte, rief Peter einem seiner Wachen zu: »Los, hol’s raus«, und ehe der Mann zurück war, hatte der Zar den völlig überraschten Zhdanko schon auf den einzigen Stuhl in der Hütte gedrückt. Der Mann zog jetzt ein langes, abgewetztes, aber trotzdem mörderisch aussehendes Rasiermesser hervor, und Peter rief: »Keiner, nicht einmal du, Zhdanko, darf in meinem Palast wohnen, wenn er einen Bart trägt«, und mit diesen Worten machte er sich unvermittelt daran, den Bart des Kosaken abzuhacken, wobei ein paar Fetzen Haut gleich mitgingen.
Trofim durfte nicht protestieren, denn als Bürger wusste er, dass ihm das Gesetz verbot, einen Bart zu tragen, und als Kosake durfte er keine Miene verziehen, wenn das unscharfe Messer die Haare mit der Wurzel ausriss oder ihm in die Backe schnitt. Gleichmütig ließ er die Rasur über sich ergehen, dann stand er auf, wischte sich das Blut aus dem ungewohnt nackten Gesicht und sagte: »Sire, haltet lieber Euer Reich zusammen. Aus Euch wird nie ein Barbier«, und Peter warf das Messer einem der Wachen zu, der es auf den Boden fallen ließ, damit er sich nicht schnitt. Seinen Arm um die Schulter des erstaunten Kosaken legend, führte der Zar ihn zur Kutsche.
So schön die Pelze auch waren, und so wichtig, denn Russland hat einen großen Teil seines Reichtums den unerschrockenen Männern zu verdanken, die dafür in der sibirischen Wildnis ihre Fallen aufstellten, die schicksalhafte Entdeckung, dass es in den Gewässern vor dem Land der Chukchis Seeotter gab, war allein kein Grund, sofort etwas zu unternehmen. Peter der Große hatte erkannt, vor allem durch seine Erfahrungen, die er auf seinen Reisen durch ganz Europa hatte sammeln können, dass seiner Nation im fernen Osten zweierlei mögliche Gefahren drohten: China und die europäische Nation, die einmal die Kontrolle über die Westküste Nordamerikas haben würde. Er wusste, dass Spanien, dadurch, dass es Mexiko unterworfen hatte, in dem am Pazifik gelegenen Teil Amerikas bereits fest im Sattel saß und sich sein Machtbereich ungehindert bis hinunter nach Kap Hoorn erstreckte. Er studierte alle Karten, die erreichbar waren und die mit jedem Jahr vollständiger wurden, und er sah, dass, wenn Spanien versuchen sollte, seine Macht weiter nach Norden auszudehnen - und davon musste man ausgehen -, es unweigerlich in Konflikt mit russischen Interessen geraten würde. Das Verhalten der Spanier bereitete ihm daher größte Sorgen.
Aber mit der Eingebung, die großen Männern oft zur Seite steht, sah er voraus, dass auch andere Nationen als Spanien ihren Machtbereich auf die pazifische Küste Nordamerikas ausdehnen könnten, und sollten entweder Frankreich oder England das tun, dann könnte es eines Tages dahin kommen, dass sich sein Land von zwei Fronten her einem Druck beugen müsste, den an der Westgrenze eine Nation in Europa und an der Ostgrenze Amerika ausüben würde.
Peter war vernarrt in Schiffe, war selber weit gesegelt und glaubte, dass ein tüchtiger Kapitän aus ihm geworden wäre, wenn sich sein Leben anders entwickelt hätte. Dass sich Schiffe auf den Meeren der Welt frei bewegen konnten, übte folglich eine starke Faszination auf ihn aus. Er stand kurz davor, seinen großartigen Plan zu verwirklichen, Russland zu einer starken Seemacht in
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