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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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euch Russen oder uns Ukrainern.«
    »Aber sie haben sich mit den Chinesen nicht verbündet, hoffe ich?«
    »Nein. Chinesen haben die nie zu Gesicht bekommen. Und Russen auch nicht viele. Euer Gouverneur«, hier stockte er, »derjenige, der verstarb, hatte Sterbensangst vor den Chukchis.«
    »Aber du bist auf sie losgegangen?«
    Es war eine Verlockung für Zhdanko, den Helden zu spielen, aber er zügelte sich: »Zweimal, Sire, aber nicht auf eigenen Wunsch.«
    »Erzähl mir mehr darüber. Wenn du es in deinem Bericht schon erwähnt hast, ich habe die Einzelheiten schon wieder vergessen.«
    »Ich habe es nicht erwähnt, denn ich komme nicht gut dabei weg.« Und dann, in dem ruhigen Zimmer, es ging schon auf Mitternacht zu, erzählte er dem Zaren von seinen beiden Versuchen, am linken Ufer der Lena entlang, des gewaltigsten Stromes im Osten, nach Norden zu segeln, und wie er das erste Mal an dem Widerstand der feindlichen sibirischen Stämme, die die Gegend unsicher machten, gescheitert war.
    »Es war auf meiner zweiten Fahrt, über die ich Euren verabscheuungswürdigen Gouverneur nicht zu unterrichten geruhte ...«
    »Du hast dich seiner angenommen. Lass seine Seele in Frieden ruhen.«
    »Auf meiner zweiten Fahrt also stieß ich mit den Chukchis zusammen.«
    Es kam wie eine Offenbarung, sie war von solcher Bedeutung, berührte so stark die drängenden Fragen, die man sich in den gelehrten Zirkeln in Paris, Amsterdam und London, ganz zu schweigen von Moskau, stellte, dass Peters Hände anfingen zu zittern. Er hatte die bedeutendsten Geographen der Welt gehört, Männer, die von nichts anderem träumten. Und was sie ihm über die Entwicklung des nordöstlichen Teils seines Reiches erzählt hatten, jene nebelverhüllten Kaps, die während der einen Hälfte des Jahres zu riesigen Eiskuchen gefroren, darüber gab es zwei Versionen. In Paris hieß es: »Werter Sire, am nördlichen Polarkreis und ein Stück darunter gibt es zwischen Eurem Russland und Nordamerika eine durchgehende Landverbindung, so dass die Hoffnung auf eine Seepassage von Norwegen über die Ostspitze Sibiriens nach Japan vergeblich ist. Hoch oben im Norden sind Asien und Nordamerika zu einem Land verbunden.«
    In Amsterdam und London jedoch hatte man versucht, ihn vom Gegenteil zu überzeugen: »Lasst Euch sagen, Sire, wenn Ihr Seeleute findet, die den Mut aufbringen, von Archangelsk über Novaya Zemlya bis rauf zu den Mündungen der Lena ...« Er hatte sie nicht unterbrochen, denn es war ihm nicht daran gelegen, ihnen zu eröffnen, dass man die bereits gefunden hatte. »Ihr werdet sehen, wenn sie wollen, können sie von der Lena gleich weitersegeln bis zur Kolymamündung, um das Kap im äußersten Osten herum und dann runter bis nach Japan. Russland und Nordamerika sind nicht miteinander verbunden. Dazwischen liegt das Meer, und auch wenn es die meiste Zeit des Jahres über gefroren ist, ist es dennoch ein Meer, und als solches wird es im Sommer wohl auch offen sein.«
    In den Jahren seit seinen epochalen Reisen in Europa und seiner Lehrzeit als Schiffsbauer in den Niederlanden hatte Peter jedes bisschen Information gesammelt, das er aus angeblich echten Aufzeichnungen, aus Gerüchten, aus unwiderlegbaren Beweisen und aus den klugen Theorien von Geographen und Philosophen entnehmen konnte, und war in diesem Jahr, 1723, zu dem Schluss gekommen, dass es zwischen seinen Besitzungen im äußersten Osten und Nordamerika einen Seekanal gab, der die meiste Zeit des Jahres über offen sein musste. Weil er dies inzwischen für bewiesen hielt, interessierten ihn jetzt andere Fragen, und um diese zu lösen, musste er mehr über die Chukchis erfahren und das abschreckende Land, das sie für sich beanspruchten.
    »Erzähl mir mehr über deine zweite Reise, Zhdanko. Als du mit den Chukchis aneinandergeraten bist.«
    »Als ich die Mündungen des Kolyma erreichte, sagte ich mir: Was mag wohl dahinter liegen? Wir segelten also bei gutem Wetter weiter, viele Tage lang. Auf meinen Kapitän, einen erfahrenen sibirischen Bootsmann, konnte ich mich verlassen, er schien ein Mann zu sein, der keine Angst kannte. Wir verstanden beide nichts von Sternen, wussten also nicht, wie weit wir waren, aber in der ganzen Zeit ist die Sonne nicht einmal untergegangen, wir mussten also ein gutes Stück nördlich vom Polarkreis sein, soviel kann ich sagen.«
    »Und was hast du entdeckt?«
    »Ein Kap. Dann machten wir eine scharfe Drehung nach Süden, und als wir anlegen wollten, stießen wir

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