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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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bestatteten ihn auf See.«
    »Ivan Petrov, der Schiffszimmermann, heute verstorben.«
    »Der Trommlerjunge Osip Chenstov, von der sibirischen Garnison, verstarb.«
    »Um 10 Uhr starb der Trompeter Maikhail Totopstov. Grenadier Ivan Nebaranov heute gestorben.
    Am 5. November 1741, als die »St. Peter« vor einer der düstersten Inseln beidrehte, weit über die Inselkette der Aleuten hinaus, versammelte Kapitän Bering, selbst schwerkrank, seine Offiziere um sich, um die kritische Lage vorurteilslos zu besprechen, und zur Eröffnung der kleinen Versammlung las Zhdanko den vorbereiteten Bericht des Arztes, der selbst zu krank war, um teilzunehmen. »Wir haben zu wenig Männer für das Schiff. Zwölf sind schon tot. Vierunddreißig sind so geschwächt, dass man mit ihrem baldigen Tod rechnen muss. Gesamtzahl der Männer, die mit den Tauen umgehen können, zehn, und von denen können sich sieben nur unter Mühe bewegen. Wir haben keine frische Nahrung und nur noch sehr wenig Wasser.«
    Angesichts dieser niederschmetternden Tatsachen blieb Bering nichts anderes übrig, als die Empfehlung auszusprechen, sein Schiff, mit dem er seinen großen Traum hatte verwirklichen wollen, hier, an dieser gottverlassenen Stelle, auf den Strand laufen zu lassen, einen Unterschlupf zu bauen, in dem die am schwersten Erkrankten vielleicht eine Chance hätten, den bitteren Winter, dem sie ausgesetzt sein würden, zu überleben. So geschah es auch, aber von den ersten vier Männern, die an Land geschickt wurden, starben gleich drei in dem Rettungsboot, der Kanonier Dergachev, der Matrose Emilianov und der sibirische Soldat Popkov, und der vierte, der Matrose Trakanov, starb, als man ihn aus dem Boot an Land heben wollte.
     
    Am 1. Dezember 1741, einem der schwärzesten Tage der gesamten Reise, suchte Kapitän Bering den Kosaken auf und schritt, mit einer vorübergehenden Kraftanstrengung, die für einen Mann seines Alters und seiner Gebrechlichkeit erstaunlich war, mit ihm durch das Lager, sprach jedem Mann Mut zu und versicherte ihnen, dass auch dieser Winter Vorbeigehen würde wie so viele vorher, die sie gemeinsam durchgestanden hatten. Er weigerte sich einzugestehen, dass es böser aussah als sonst, und als Zhdanko versuchte, ihm zu erläutern, wie gefährlich die Dinge stünden, unterbrach ihn der Alte, starrte seinen Berater an und sagte: »Das hätte ich aus dem Munde eines gesunden, kräftigen Russen nicht erwartet.«
    Zhdanko merkte, dass sein Kapitän schon im Fieberwahn redete, geleitete ihn zu seinem Bett, aber vermochte den alten Haudegen nicht dazu zu bewegen, sich hinzulegen. Bering lief weiter umher, gab neue Befehle, wie das Lager zu organisieren sei. Am Ende geriet er ins Taumeln, streckte seine Hände nach Dingen aus, die gar nicht da waren, und brach schließlich in Zhdankos Armen zusammen.
    Schon nicht mehr bei Bewusstsein, legte man ihn in das Bett, aus dem er nicht wieder aufstehen sollte. Am zweiten Tag fiel er in einen tiefen Schlaf, am dritten jedoch wollte er bis ins kleinste Detail wissen, wie die Arbeit auf dem Schiff vorankam, dann fiel er wieder in Bewußtlosigkeit, die ihm, wie Zhdanko den anderen mitteilte, Gottes Gnade zuteil werden ließ, denn der alte Kampfgefährte hatte unerträgliche Schmerzen zu erdulden. Am 7. Dezember, draußen war es bitter kalt, wollte er aufs Schiff getragen werden, aber das ließ Zhdanko nicht zu. In wachen Momenten unterhielt er sich mit seinem Berater über die Arbeit, die noch zu leisten war, bevor man die Expedition als erfolgreich beendet bezeichnen konnte, und kam zu dem Urteil, dass es ratsam sei, sich für den Winter einzugraben, die »St. Peter« auszuschlachten, aus den Planken einen Huker zu bauen, ein kleines, schmales Boot, damit, wenn das Wetter es zuließ, nach Petropavlovsk zu segeln, dort ein neues Schiff zu bauen, aus stabilerem Holz, und dann dieses einladende Land in der Nähe der Berggruppe, die bis ans Meer reichte, ernsthaft zu erforschen.
    Zhdanko ermunterte ihn in all seinen Träumen und schlug in der Nacht vom 7. Dezember sogar sein Lager neben diesem außergewöhnlichen Dänen auf, dem er Respekt, ja, Liebe entgegenbrachte. Gegen vier Uhr morgens erwachte Bering mit einer Vielzahl neuer Pläne, für die die Behörden in Sankt Petersburg, wie er Zhdanko erzählte, sicher ihre Genehmigung geben würden. Als er versuchte, ihm nähere Einzelheiten zu erläutern, fiel er in seine Muttersprache zurück, aber von seinen Dänen, die ihn hätten verstehen

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