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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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aufzusteigen, folglich zurückgeschraubt, ihn als Mann akzeptiert und sein Geschäft um das Sechsfache vergrößert. Sie überwachte den Handel und traf die wichtigsten Entscheidungen, denn wie Poznikov eingestand: »Ich tue besser daran, auf sie zu hören.«
    Eines Tages, als die beiden Männer über Plänen hockten, eine Reihe von Handelsposten auf den Aleuten einzurichten, ließ Poznikov eine zufällige Bemerkung fallen, aus der hervorging, dass es wohl Madame, wie die beiden Männer sie nannten, gewesen war, die den Antrag gemacht hatte, der dann in die Heirat mündete: »Wir waren gerade an der Grenze zur Mongolei, und ich war erstaunt, wie gut sie sich mit den Preisen für die Pelze auskannte, und sagte: ›Du bist einfach wunderbar‹, und zu meiner Überraschung erwiderte sie auf der Stelle: ›Du bist wunderbar, Poznikov. Zusammen wären wir unschlagbar!‹«
    Als sich zeigte, dass es doch mehr Zeit in Anspruch nehmen würde als geplant, die erste Fahrt zu den Aleuten vorzubereiten, war es wieder Madame Poznikova, die drängte: »Es wird Zeit, dass wir unsere Felle nach Kyakhta, an die mongolische Grenze, schaffen«, und sie schlug vor, Zhdanko solle sechs bewaffnete Wächter anheuern, die sie die ersten 800 Kilometer durch das gefährliche, von Banditen beherrschte Gebiet zwischen Ochotsk und der Lena begleiten sollten. Als man die Einzelheiten festlegte, erfuhr Trofim, dass er nicht nur den Kaufmann und seine Frau beschützen sollte, sondern auch deren sechzehnjährigen Sohn, einen draufgängerischen, schroffen jungen Mann, der den höchst unpassenden Namen Innokenti trug.
    In den ersten Stunden des Zusammenseins lernte Trofim diesen Sohn bereits als einen überheblichen, starrsinnigen Bengel kennen, der seine Untergebenen brutal behandelte und von seiner Mutter hoffnungslos verwöhnt wurde. Innokenti wusste auf alles eine Antwort und bot bereitwillig an, alle Entscheidungen zu treffen. Seine Körpergröße verlieh seinen entschlossen vorgebrachten Ansichten mehr Gewicht, als ihnen sonst zugekommen wäre, und besondere Freude bereitete es ihm, Zhdanko, der in seinen Augen ein besserer Leibeigener war, vorzuschreiben, was er zu tun hätte. Die Entfernung nach Yakutsk betrug etwa 1.300 Kilometer, es war offensichtlich, dass die Reise kein reines Vergnügen werden sollte.
    Die Spannung wurde unerträglich, als sie durch die Ödnis Sibiriens stapften, und um ihr etwas entgegenzusetzen, erfand Trofim einen Reim, ähnlich denen, die seine Mutter in der Ukraine gesungen hatte:
    »Von Irkutsk nach Ilimsk nach Yakutsk nach Ochotsk, wer soll die Namen behalten?
    Von Ochotsk nach Yakutsk nach Ilimsk nach Irkutsk, Kosaken könn’s, sogar die alten!«
    »Ein stumpfsinniges Lied«, sagte Innokenti. »Hör auf damit!« Den sechs Wächtern allerdings hatten es die Namen und der gebrochene Rhythmus angetan, so dass bald die ganze Kolonne, außer dem Jungen, in das Lied einfiel: »Von Irkutsk nach Ilimsk nach Yakutsk nach Ochotsk ...« Und die Strapazen ließen sich aushalten.
    Sie hatten über die Hälfte des Weges nach Yakutsk zurückgelegt, und Trofim war so zufrieden darüber, wie schnell sie vorankamen und wie gut er sich mit den beiden älteren Poznikovs verstand, dass er eines Abends, als sie ihr Lager am kahlen Hang eines Berges in Sibirien aufgeschlagen hatten, dem groß gewachsenen Kaufmann ein Zeichen machte und ihm im fahlen Mondlicht zuraunte: »Ich habe einen ganz besonderen Pelz mitgebracht. Ich glaube, er ist sehr wertvoll. Würden Sie den für mich verkaufen, wenn Sie Ihre in die Mongolei schaffen?«
    »Gerne. Wo haben Sie ihn denn?« Und Zhdanko zog das Fell aus seiner übergroßen Bluse, das er auf der Insel Lapak erhalten hatte. Kaum hatte Poznikov mit den Fingern gefühlt, von was für einer außerordentlichen Qualität es war, und noch bevor er es sich im Licht ansehen konnte, sagte er: »Das muss Seeotter sein.«
    »Ja«, sagte Trofim, und der Kaufmann flüsterte: »Ich wusste nicht, dass sie so groß werden können!« Und Trofim antwortete: »Das Meer da oben wimmelt nur so von ihnen.«
    In den nächsten Minuten konnte Zhdanko sehen, warum dieser stiernackige Sibirier so erfolgreich gewesen war, auch bevor er seine tüchtige Frau kennengelernt hatte. Poznikov drehte das flackernde Licht zunächst so, dass es auf den Pelz schien, ohne dass die sechs Wächter ihn sehen konnten, die möglicherweise gelauscht hatten. Dann nahm er ein Ende nach dem anderen in die Hand, prüfte die Qualität, indem er das

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