Alaska
Proben mit.«
Später, als sich Bering schon wieder darauf vorbereitete heimzusegeln, schickte er Zhdanko und ein paar Mitglieder der Besatzung zurück auf die Insel Sankt Elias, in einer Mission, die sein persönliches Interesse, für die russischen Gönner gute Arbeit zu leisten, symbolisierte. Diesmal jedoch gestattete er es Steller nicht mitzukommen, denn er hatte erfahren, wie er sich bei dem ersten Ausflug geweigert hatte, mit dem Probeneinsammeln aufzuhören, als das Signal zur Rückkehr schon längst gegeben war.
»Als die Männer in der kleinen Jolle zurückkehrten, erzählten sie von dem Fund einer unterirdischen Hütte, eine Art Keller - aber keine Menschen. In der Hütte fanden sie getrockneten Fisch, Knochen und Pfeile. Der Kapitän gab Trofim Zhdanko den Befehl, ein paar Geschenke der Regierung in der Hütte zu hinterlegen: 13 Yards ungetrocknetes Holz, 2 Messer, chinesischer Tabak und Pfeifen.«
Auf diese unspektakuläre und großzügige Weise begann der lukrative Handel, den Russland schon bald mit den Eingeborenen in Alaska führen sollte.
Vitus Bering war nicht der erste Russe in Alaska, denn als sein Schiff den Kontakt mit der »St. Paul« verlor, suchte deren Kapitän Alexej Chirikov fast geschlagene drei Tage nach seinem vermissten Partner und trug dann in sein Logbuch ein:
»In der fünften Stunde des Tages gaben wir die Suche nach der ›St. Peter‹ auf und setzten mit dem Einverständnis aller Offiziere an Bord der ›St. Paul‹ die Fahrt fort.«
Der jüngere Kapitän Chirikov nahm, wie es sich gehörte, die Erkundungsfahrt wieder auf und sichtete am 15. Juli 1741 Land, einen Tag bevor Bering etwa 800 Kilometer weiter südöstlich die hohen Berge in der Ferne entdeckte. Er segelte die Küste entlang Richtung Norden und fuhr dicht an der herrlichen Insel vorbei, die später von den Russen besetzt werden sollte, Baranov, und der einzigartigen Bucht, die ihre Hauptstadt beherbergte, Sitka. Auf dem Weg dorthin entdeckten sie einen Vulkan, schneebedeckt und von fast vollendeter Form, der nach einem Forscher bedeutenderen Namens benannt werden sollte, Mount Edgecumbe, aber sie hielten sich nicht auf, einen der schöneren Plätze dieser Region zu untersuchen.
Vor einer anderen Insel jedoch, ein Stück weiter nördlich, setzte Kapitän Chirikov ein Beiboot aus und schickte es unter dem Kommando des Flottenmeisters Dementiev, dem zehn bewaffnete Männer zur Seite standen, an Land. Das Boot verschwand irgendwo zwischen kleineren vorgelagerten Inseln und ward nicht mehr gesehen. Nach sechs Tagen bangen Wartens, das schlechte Wetter hielt sie fest, stellte Kapitän Chirikov die Mannschaft für ein zweites, kleineres Boot zusammen. Die drei Handwerker, Bootsmann Savelev, der Schreiner Polkovnikov und der Abdichter Gorin, sollten nach den Vermissten suchen. Im letzten Augenblick noch rief der Matrose Fadiev: »Ich will mitkommen«, und man gestattete es ihm.
Auch dieses zweite Boot verschwand, worauf die Männer an Bord der »St. Paul« eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen hatten. Ohne ein weiteres Beiboot auszusetzen, um Wasser oder Nahrung an Bord zu bringen, und mit einem Vorrat von nur noch fünfundvierzig Wasserfässern beschlossen sie, sofort und auf direktem Weg zurück nach Petropavlovsk zu segeln.
In völliger Auflösung und ohne greifbare Ergebnisse ging die von Vitus Bering anvisierte großartige Expedition ihrem Ende entgegen. Kein Offizier hatte Fuß auf das Festland von Alaska gesetzt, die wissenschaftlichen Exkursionen waren abgebrochen, es waren keine brauchbaren Karten angelegt worden, und fünfzehn Männer wurden vermisst. Das abenteuerliche Unternehmen, das laut Bering für 10.000 Rubel hätte durchgeführt werden können, sollte am Ende die von den Rechnungsführern vorhergesagte Summe von zwei Millionen verschlingen; und was hatte man bewiesen, was nicht ohnehin schon bekannt war: dass Alaska existierte und kein anderes Land - wie von manchen Wissenschaftlern vorhergesagt - dazwischen.
Doch das Schlimmste kam erst noch. Berings Schiff, die »St. Peter«, folgte auf ihrer Heimfahrt Richtung Westen dem herrlichen Bogen, den die Inselkette der Aleuten beschreibt, aber segelte jetzt so träge dahin, dass es am Tag nur 25 Kilometer gegen den Wind vorankam. Ab und zu sichteten die Beobachtungsposten eine der Inseln; auch einige Vulkane, die vereinzelt aus der Kette herausragten, waren sichtbar und die schneebedeckten Gipfel, sich gegen den Himmel reckend.
Die Matrosen
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