Alaskan Royals - Davidson, M: Alaskan Royals
gehöre seit heute Morgen 0800 Ihrer Leibgarde an.“
Nicole verstand bald gar nichts mehr. Der gestrige Tag war eine vollständige Katastrophe gewesen: der verpfuschte Lunch, ihre Wut auf Jeffrey … ein einziger Albtraum. Den Rest des Tages hatte sie in einer Bibliothek verbracht, auf die sie zufällig gestoßen war. Dort war sie ungestört gewesen und hatte vier Hardy Boys -Jugendkrimis verschlungen. Am Abend hatte sie ihr Versteck zwar wieder verlassen, sich jedoch geweigert, mit der Familie zu Abend zu essen. Früh war sie zu Bett gegangen, nachdem sie ein Sandwich und einen koffeinfreien Kaffee zu sich genommen hatte, die ein freundlicher Geist auf ihr Zimmer geschickt hatte.
Und es war ausgerechnet ihr Lieblings-Sandwich gewesen: Roastbeef, englisch, mit Senf und Tomaten auf einem Sauerteigbrötchen.
Nicole fragte sich, wie zum Teufel die Palastköche wissen konnten, was ihr schmeckte.
Heute Morgen wollte sie die Sache mit Jeffrey ausdiskutieren. Ihr Plan war jedoch nicht von Erfolg gekrönt, denn sie hatte verschlafen.
„Wo steckt Jeffrey?“
„Er hat den Rest der Woche dienstfrei, Hoheit.“
Nicole betrachtete Natalia argwöhnisch. Wie eine Leibwächterin sah die ja nicht gerade aus! Große, dunkle und wunderschöne Augen, blasse Haut, langes blondes Haar, zu einem Walkürenzopf geflochten, der über die rechte Schulter hing. Ein schwarzes Kostüm. Bis an die Zähne bewaffnet. Flache Schuhe.
„Er ist fort?“
„Ja, Hoheit.“
„Hab ich ihn in Schwierigkeiten gebracht?“
„Nein, Hoheit.“
„Würden Sie es mir sagen, wenn es der Fall wäre?“
„Ja, Hoheit.“
Na toll! Sie hatten ihr einen Cyborg zur Bewachung zugeteilt.
Nicole seufzte. „Also, wie lautet der Plan für heute, Natalia?“
„Sie verleihen Preise an die GSA …“
„Was ist denn das? “
„Die Girl Scouts of Alaska. Danach nehmen Sie Ihr Mittagessen ein. Dann …“
„Dann nichts mehr. Danach nehm ich mir auch frei.“
Natalia zuckte nicht einmal mit der Wimper. Vielleicht war sie darauf nicht programmiert. „Ja, Prinzessin.“
„Und noch etwas …“
„Ja, Prinzessin?“
„Wo steckt Nicky?“
34
Nach einer aufreibenden Stunde mit einem Haufen giggelnder Teenager, die unbedingt wissen wollten, wie es denn sei, eine richtige echte Prinzessin wie Schneewittchen! zu sein, gelang es Nicole endlich, zu entkommen und den jüngsten Prinzen zu suchen. Er war genau dort, wo er laut Natalia auch sein musste. Das System funktionierte wirklich bestens.
Nur bei offiziellen Anlässen wimmelten die Leibwächter um die Royals herum. Und wenn ein Mitglied der Familie das Palastgelände verließ, klebten sie ihm wie Blutegel am Hintern. Wenn die Familie hingegen unter sich war, zogen sich die Leibwächter zurück. Dennoch wussten sie stets genau, wo sich jedes Mitglied der Familie zum jeweiligen Zeitpunkt aufhielt, sei es bei Tag oder in der Nacht.
Nicky jedenfalls saß in dem kleinen Vorführraum des Schlosses und sah sich den neuen Harry-Potter-Film an, der erst in sechs Wochen in die Kinos kommen sollte. Dazu mampfte er Popcorn.
Und neben ihm saß ebenso mampfend Prinzessin Christina.
„Hi, Nicky.“
Er drehte sich um und lächelte zur Begrüßung. „Hi, Nicole. Licht!“
Der dunkle Kinoraum wurde sogleich hell, und der Film stoppte.
„Sorry. Wollte euch nicht stören …“
„Er hat ihn ohnehin schon dreimal gesehen.“ Christina musterte Nicole mit kühlem Blick. „Bist du gekommen, um dich für den Schlag auf die Nase zu revanchieren?“
„Bilde dir bloß keine Schwachheiten ein.“
„Oder um deine Nichte kennenzulernen?“
„Äh, eher nicht, sorry. Klar will ich, aber könnten wir das vielleicht auf später verschieben? Ich meine, hat sie nicht auch so einen Tagesplan?“
„Ich bin ziemlich sicher, dass Al Schokoriegel für sie klaut, und dann wird ihr zum Abendbrot übel sein“, sinnierte Christina trübselig. „Warum isst du nicht mit uns zu Abend? Mit David und ihr und mir, meine ich, in unserer Suite? Ich koch uns auch was Schönes.“
Ach ja. Christina Baranov, geborene Krabbe, war ja Chefköchin auf einem Kreuzfahrtschiff gewesen, als sie den König und David kennengelernt hatte. „Klar, klingt doch gut.“
„Bist du gegen irgendwas allergisch?“
„Steht das etwa nicht in meiner Akte?“, fragte Nicole amüsiert.
„Sicher, irgendwo bestimmt. Aber wer soll die in diesem Heuhaufen denn finden?“
„Nein, schon gut, ich habe keine Allergie. Aber ich kann grüne Bohnen nicht
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