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Albert Schweitzer

Albert Schweitzer

Titel: Albert Schweitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Muenster
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– Jawohl, Herr Fähnrich. – Und wenn ich jetzt eine Predigt von Ihnen verlangen würde, welchen Text würden Sie wählen? – Über Bileam und seinen Esel und moderne Parallelen dazu, Herr Fähnrich.“
    In die Kategorie „Militärleben“ gehört eine weitere Mitteilung, die wir Robert Weiß aus Straßburg verdanken und die ein bezeichnendes Licht auf Schweitzers Verhältnis zur militärischen Etikette wirft: „Wir waren eine kleine Runde mit den Hauptpersonen Albert Schweitzer und einem preußischen Professor, der das Lachen offenbar für nicht standesgemäß hielt. Umso mehr heizte Schweitzer mit kleinen Witzchen ein. Die folgende Anekdote zeigt einmal mehr, wie viel Schweijk in ihm ruhte: Dort, wo man nicht direkt den Tatsachen an den Kragen kann, ihnen ein Schnippchen schlagen. Manöver war und erhabe nichts zu tun gehabt, als im Graben zu liegen. Da sei der Kronprinz zu Pferde als Beobachter erschienen und auf seine Stellung zugeritten. Er, Schweitzer, habe ihn von unten angeblinzelt, hätte ihn auch ohne Weiteres grüßen können, aber tat es nicht, denn, so habe er sich gesagt, dem willst du zeigen, dass du deine Manöverordnung kennst. Der Kronprinz beschwerte sich. Schweitzer wurde zum Vorgesetzten zitiert, aber man musste ihn ziehen lassen, denn er konnte die Stelle vorweisen, an der geschrieben stand, während des Manövers gelte die Grußpflicht nicht, wer immer auch erscheine.“
    Wie viel Zeit, die er eigentlich lieber seinem geistigen Werk gewidmet hätte, musste Schweitzer in Lambarene opfern, um den Ausbau seines Spitals voranzutreiben! Und wie viel Mühe kostete es ihn oft, die eingeborenen Helfer zur Arbeit zu bewegen, und vor allem, sie bei derselben zu halten. Er musste akzeptieren lernen, dass die „Naturkinder“ grundsätzlich eine andere Auffassung von Arbeitsmoral hatten als die in dieser Hinsicht pflichtbewussten europäischen Mitarbeiter. Mit wie viel Selbstironie er diesen Lernprozess durchmachte, verdeutlicht eine Begebenheit, die sich wohl während seines zweiten Aufenthalts in Lambarene (1924–1927) zutrug: „Als der Doktor einmal einen herumstehenden Schwarzen bat, ihm einen Balken tragen zu helfen, lehnte dieser ab: ‚Ich fasse kein Holz mehr an, ich bin ein Intellektueller geworden!‘ – Darauf Schweitzer ganz ruhig und freundlich: ‚Mensch, hast du ein Glück! Ich habe mir jahrelang Mühe gegeben, ein Intellektueller zu werden. Mir ist es nicht gelungen!‘“
    Dass Schweitzer keinen Wert legte auf modische Äußerlichkeiten oder luxuriöse Bequemlichkeiten, ist bekannt und passt ganz und gar zu seiner Lebensauffassung: Mit der Eisenbahnpflegte er dritter Klasse zu reisen, weil es keine vierte gab; wer je sein Haus in Günsbach besucht hat, nimmt die fast spartanische Ausstattung seines Arbeits- und zugleich Schlafzimmers zur Kenntnis; ebenso war das Doktorhaus in Lambarene von schlichtestem, auf Zweckmäßigkeit ausgerichtetem Interieur. Auch zur äußeren Lebensführung sind uns einige anekdotische Kostbarkeiten erhalten.
    Während eines seiner Europa-Aufenthalte bat Schweitzer in einem Gasthof am Zürichsee um ein einfaches Zimmer mit Blick auf den See. Die Wirtin konnte seinem Wunsch entsprechen, fügte aber einschränkend und bedauernd hinzu, das Zimmer verfüge nicht über fließendes Wasser: „Macht gar nichts, ich bin ja schließlich keine Forelle.“
    Prof. Dr. H. F. Mueller berichtet in der Zeitschrift „Praktische Energiekunde“ (März 1965) von einem Besuch mit einer Studentengruppe bei Schweitzer in Günsbach: „Er sitzt an einem roh gezimmerten Tisch, in ebensolchen Regalen sind Stöße von Büchern untergebracht, auf einem alten, primitiven Bett lässt er die Besucher Platz nehmen, die sich auf den wenigen Stühlen nicht unterbringen lassen. Im Laufe der Unterhaltung sucht er Bilder und kramt in der Lade: ‚Ich bin eigentlich nicht unordentlich, aber ich komme einfach nicht zum Ordnen.‘“
    In seinen Aufzeichnungen „Tage mit Albert Schweitzer“ berichtet Frederick Franck, ein Hörer von Schweitzers
Gifford-Lectures
1936 an der Universität Edinburgh, wie Schweitzer im Sommer 1958 (!) über seinen alten Gehrock ins Schwärmen geriet: „1905, ja – 1905. Oder war es 1906? Nein, nein, es war 1905, ich erinnere mich sehr gut; denn ich sagte zu meinem Freund, dem Schneider in Günsbach: Du musst mir einenGehrock machen, denn ich muss vor dem König in Spanien spielen. – Er fiel aus allen Wolken. – Du meinst im Ernst, Albert, ich muss den

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