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Albert Schweitzer

Albert Schweitzer

Titel: Albert Schweitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Muenster
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Morgendämmerung des Aufgehens der Sonne der Hoffnung, auf die unsere arme Menschheit ausschaut.“
    Im ersten der drei Radio-Appelle von 1958 („Verzicht auf Versuchsexplosionen“) wies Schweitzer nochmals auf die Gefahren durch die nuklearen Bombentests hin, entlarvte die öffentliche „Beruhigungspropaganda“ der Test-Befürworter, insbesondere des „Vaters der Wasserstoffbombe“, Edward Teller. Wieder endet der Appell mit einer eindringlichen Mahnung und dem Ausdruck einer zarten Hoffnung: „Es ist keine Zeit zu verlieren. Neue Versuche dürfen die Gefahr, in der wir uns befinden, nicht noch erhöhen. Von selbst wird sie, was wohl zu beachten ist, in den nächsten Jahren noch zunehmen. Ein großer Teil der durch die bisherigen Versuche in die Atmosphäre und Stratosphäre emporgeschleuderten radioaktiven Stoffe befindet sich noch über uns. Erst im Laufe von Jahren – man rechnet mit ungefähr fünfzehn – wird er auf die Erde herabgekommen sein. Der alsbaldige Verzicht auf das Weitergehen der Versuche schafft die gedeihliche Atmosphäre für die Verhandlungen über denVerzicht auf Anwendung von Atomwaffen. Wenn das, was vorerst absolut und in der dringendsten Weise nottut, erreicht ist, können die Verhandlungen in Ruhe vor sich gehen.“
    Einen Tag nach diesem engagierten Aufruf wies Schweitzer auf die Gefahren eines Atomkriegs hin. Ein solcher Krieg – so seine Sorge – würde sich nicht mehr lokal begrenzen lassen. Ein atomarer Schlagabtausch hinterlasse ein weites Feld der Verwüstung; es gebe nur noch Besiegte und Hunderte Millionen Toter. Schweitzer wies ferner auf die Gefahren durch die zunehmende Abhängigkeit des Menschen von „Elektronenhirnen“ hin: „So weit haben wir es gebracht: Unser Schicksal wird von einem Elektronenhirn und den Versehen, die ihm passieren können, abhängen. Es kann nur automatisch entscheiden. Das Vermögen des Menschenhirns, in jeder Richtung und in jeder Hinsicht überlegend vorzugehen, ist ihm nicht verliehen. Seine Entscheidung ist rasch. Sie besitzt aber nicht die Gründlichkeit und Zuverlässigkeit der menschlichen. Überdies ist das Elektronenhirn noch ganz davon abhängig, dass in seinem so komplizierten Funktionieren alles bis ins Kleinste in bester Ordnung ist. An Möglichkeiten, dass wir einmal durch irgendeinen Zufall auf die blödeste Art in einen Atomkrieg hineinstolpern, fehlt es also nicht.“

    Schweitzer im Gespräch mit dem Philosophen Bertrand Russel
    In seinem letzten Radio-Appell – wiederum einen Tag später – beschäftigte sich Schweitzer mit den Verhandlungen, die zum Verzicht auf Atomwaffen führen sollen. Auch am Ende dieses Aufrufs steht eine klare Forderung: „Die Verhandlungen auf höchster Ebene dürfen nicht ergebnislos verlaufen. Die öffentliche Meinung wird es nicht hinnehmen, wenn der zur Erhaltung des Friedens so notwendige Verzicht auf Atomwaffen auch diesmal nicht zustande kommt.“
    Schweitzer hat sich nicht gescheut, das Leben
heilig
zu nennen. In seiner Sorge um den Frieden wusste sich Schweitzer einig mit anderen Wissenschaftlern, Denkern, Schriftstellern. Albert Einstein, Bertrand Russell, Linus Pauling, Romain Rolland und viele andere, mit denen er brieflich und persönlich in Kontakt stand, waren sich über alle ideologischen, philosophischen Grenzenhinweg einig in ihrem unerschrockenen Einsatz für den Frieden.
    Die Botschaft, die Albert Schweitzer uns hinterlassen hat, umfasst viele weitere Aspekte, die hier nicht näher entfaltet werden können. In den folgenden Abschnitten möchte ich – nach einem unverzichtbaren Exkurs zu Schweitzers Humor – zumindest noch einen Blick auf die Aktualität seiner Botschaft werfen, und im Anhang sollen einige Zeitzeugen das Wort bekommen: Menschen, die den großen Lebens- und Friedensfreund in seiner Zeit erlebt haben.

Nur allzeit fröhlich
Humoristische Episoden
    Roland Schütz, der 1966 ein schmales Buch mit Anekdoten um Albert Schweitzer vorlegte und dadurch manche köstliche Episode aus dem Leben des großen Schöpfungsfreundes vor dem Vergessen bewahrte, äußerte in der Einleitung treffend: „In Schweitzers Humor und Ironie ist eine Lebensweisheit verborgen, die Einblick in seine Wesensart gewährt. Wer einmal im Gespräch mit ihm seine schalkhaft zwinkernden Augen beobachtet hat, wird es begrüßen, dass manche köstlichen Proben der Vergessenheit entrissen werden.“ Jawohl, er hat gern gelacht, konnte sprühen vor Witz, der sonst so ernst dreinblickende und

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