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Albert Schweitzer

Albert Schweitzer

Titel: Albert Schweitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Muenster
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häufig in tiefer Konzentration versunkene Albert Schweitzer. Davon haben viele erzählt, die mit ihm in Berührung kamen und Zeugen seines treffsicheren, feinsinnigen und manchmal mit Ironie und (selten) mit Sarkasmus gewürzten Humors wurden. Diese Art eines bisweilen auch derben Humors hat Schweitzer in seinen Kindheits- und Jugenderinnerungen als typisch für den Elsässer bezeichnet.
    Schweitzer, ein Meister der bilderreichen und anschaulichen Sprache, hat sich zum Thema Humor einmal so geäußert: „Fröhlichkeit gehört zum Christentum wie der Duft zur Blume.“ Gewiss, Schweitzer wusste nur zu gut um den Ernst des Lebens, hat oft genug daran gelitten, im grausam-sinnlosen Buch der Natur zu blättern. Doch er verstand es auch, den heilsamen Humor, das herzlich fröhliche Lachen zu bewahren. Humor ist befreiende, lebenserhaltende Therapie; wer ihn in seiner Seele trägt, wird das sinnlos anmutende Geschehen in der Welt besser aushalten können. Auf diese therapeutische Funktion des Humors bei Schweitzer wies schon sein Schwager Gustav Woytt hin: „Sein Humor war für den Urwalddoktor (…) ein gutes Mittel, Schwierigkeiten in Lambarene zu überwinden. Fast niemand kann sich vorstellen, auf welch engem Raum Schweitzer und seine Mitarbeiter dort leben mussten, Tag und Nacht, das ganze Jahr. Es gab kein Kino, kein Theater, kein Konzert, fast keine Möglichkeit des Alleinseins. Unter diesen Umständen die Harmonie unter seinen Mitarbeitern zu erhalten, das Aufkommen des gefährlichen Tropenkollers zu verhindern, war eine beständige Sorge des
Grand Docteur
– neben seinen vielen anderen. War der Tag besonders deprimierend gewesen, weil alles schief gegangen war, weil ein Kranker vor seiner Heilung fortgelaufen war und noch das Moskitonetz und die Decke mitgenommen hatte, sodass alle den Kopf hängen ließen, ließ Schweitzer beim gemeinsamen Abendessen ein Feuerwerk von Witz und Humor sprühen, um sie wieder aufzurichten.“

Albert Schweitzer in Malmö, 1959

Dass Jesus von zentraler Bedeutung für Leben und Werk Schweitzers war, kam schon mehrfach zur Sprache. Beginnen wir deshalb unseren Anekdotenreigen mit einer kleinen Geschichte, in der sich Schweitzer über den sonst von Herzen verehrten Mann aus Nazareth wundern musste. Berichtet wird sie in einem Brief einer Frau Clara Mayser-Nestle aus dem Todesjahr Schweitzers. In diesem Schreiben, datiert vom 18. Oktober 1965, heißt es: „Ein in meiner Sippe eingeheirateter Arzt erzählte,Albert Schweitzer habe einmal mit einem ihm befreundeten Theologen an der französisch-schweizerischen Grenze gestanden. Albert Schweitzer wie immer mit einer Unmenge von Gepäckstücken. Der Zollbeamte, ungeachtet des berühmten Mannes, dem doch keinerlei Schmuggel zuzutrauen war – habe es sich aber nicht nehmen lassen, Stück für Stück zu öffnen und gründlich zu untersuchen, was natürlich sehr viel Zeit brauchte. Albert Schweitzer, dem man die innere Ungeduld und Nervosität anspürte, habe sich aber beherrscht, und erst als der Beamte außer Seh- und Hörweite war, habe er sich auf dem Absatze herumgedreht und gesagt: ‚Ich weiß nicht, was der Herr Jesus Christus an diesen Zöllnern gefunden hat.‘ “
    Ein schönes Beispiel für Schweitzers Schlagfertigkeit findet sich in der „Passauer Presse“ vom 31. August 1958. Der Verfasser, Peter Aumüll, berichtet von einem Spaziergang im Schwarzwald, bei dem Schweitzers Begleiter diesen zu überzeugen versuchte, dass unsere Welt (ganz im Gegensatz zu dem Postulat von Gottfried Wilhelm Leibniz) die denkbar schlechteste sei. „Albert Schweitzer widersprach ihm beharrlich. Als er einmal stehen blieb und stumm auf das herrliche Tal zu ihren Füßen zeigte, ließ ein vorüberfliegender Vogel etwas fallen, das ausgerechnet Albert Schweitzer traf. ‚Na, sehen Sie‘, rief der Begleiter triumphierend, ‚hier auf Ihrer Brust haben Sie den Beweis für die Richtigkeit meiner Behauptung.‘ ‚Nein, nein‘, entgegnete Albert Schweitzer liebenswürdig, ‚Sie vergessen das Größenverhältnis einzubeziehen; recht hätten Sie nur, wenn auch Kühe fliegen könnten.‘ “
    1949 reiste Schweitzer anlässlich der Feierlichkeiten zum zweihundertsten Geburtstag von Goethe nach Aspen in die Vereinigten Staaten von Amerika. Er hielt dort Festansprachen;während der Ehrungen, die ihm zuteil wurden, sagte er: „Ich komme mir wie ein vom Weihrauch betäubter Esel vor.“
    Die Urheberschaft der folgenden Anekdote bleibt im Verborgen. Sie

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