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Albertas Schatten

Albertas Schatten

Titel: Albertas Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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dort ohnehin nicht aushalten können, und ich mußte auch an die Kinder denken.
    Ich habe sie an den Wochenenden und in den Ferien, und dann verbringen wir eine recht gute Zeit miteinander. Sie wollen ihren Spaß haben und mit mir Zusammensein, und ich benehme mich wie jeder geschiedene Vater; ich wurde der Wochenend- und Ferienva-ter, und wir haben viel Spaß miteinander. Ich habe geschiedene Männer sagen hören, daß sie nach der Scheidung ihre Kinder viel öfters sähen als vorher, aber ich war immer ein Vollblut-Vater; Biddy und ich hatten alle Aufgaben aufgeteilt. Aber ich war froh, daß ich ihnen nicht Stundenpläne und Disziplin beibringen mußte. Ich vertraute mir selbst nicht, denn ich wäre allzu nachsichtig gewesen.
    Ich hatte Angst vor meiner Wut, auch vor der allergeringsten Wut.
    Aber die Wut wuchs. Die Leute gebrauchen das Wort Besessenheit, aber sie wissen nicht, wovon sie reden. Ich habe nun über besessene Menschen gelesen und mich darin wiedergefunden. In meinem Kopf war nichts außer Alberta. Ja, natürlich, das Leben ging weiter. Besessene Menschen können durchaus den Eindruck erwecken, als funktionierten sie tadellos; aus diesem Grunde können sie ja auch so lange mit ihrer Besessenheit leben, und jeder ist ungeheuer überrascht, wenn die Besessenheit in einer völlig wahnsinnigen Tat zum Ausbruch kommt. Es gab nur eine Möglichkeit, dieses Gefühl zu beenden: Ich mußte Alberta finden – ich mußte einfach. Das war auch gar nicht so schwierig. Ich habe von Biddy die Postkarte bekommen, die Alberta ihr geschickt hatte – ich habe sie gezwungen, sie mir zu geben, hat sie Ihnen das erzählt? Wahrscheinlich nicht.
    Wunderbar diskrete Biddy. Die Leute erwarten eigentlich nicht von einer sexuell so attraktiven Frau, daß sie diskret ist, aber das ist wieder einmal eine von diesen komischen Vorstellungen, mit denen wir alle leben. Ich ging zu dem Postamt, von dem der Stempel war, und fragte, wo ich sie finden könnte. So einfach war das. Aber am Ende bin ich doch nicht zu ihr gegangen. So viel Selbstkontrolle hatte ich noch. Ich hatte Angst – ich weiß nicht genau wovor: daß ich sie töten würde oder daß ich eine solche Szene machen würde, daß sie oder jemand anderes die Polizei gerufen hätte. Wie dem auch sei, ich konnte sie in meinen Gedanken nun wenigstens in ihrer Umgebung sehen.«
    Er schwieg einen Moment lang und goß sein Bier in einem Zug hinunter. Kate füllte sein Glas erneut, aber er nahm keine Notiz von ihr; er war weit weg, noch immer in der Vergangenheit und in seiner Geschichte.
    »Ich habe versucht, mich von dieser Farm fernzuhalten, aber dann wußte ich, ich mußte sie sehen. Ich fuhr hin. Ich schlich umher.

    Niemand hat mich je dort gesehen, wissen Sie. Ich habe herumge-lungert, wollte ihr auflauern. Ich konnte sie nirgends sehen. Das hatte nichts weiter zu bedeuten; aber dann kam der Farmer zum Melken heraus – ich war schon verdammt früh am Morgen da. Ich nehme nicht an, daß Sie über Besessenheit Bescheid wissen. Das Melken war Albertas Aufgabe, das hatte ich herausbekommen. Ich kroch bis an ihr Haus, konnte aber nicht hineinsehen; es schien niemand da zu sein. Und dann sah ich den Briefträger ankommen und Post in den Briefkasten des Farmers werfen. Es war ruhig im Stall.
    Es war niemand zu sehen, und so tastete ich nach der Post und zog sie aus dem Kasten; es war so einer von diesen normalen Briefkä-
    sten, wie man sie auf dem Land hat, und der Postbote hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihn richtig zu schließen; es gab nicht das geringste Geräusch, als ich ihn öffnete. Da war eine Karte von Alberta mit einem Bild des Hotels, in dem sie wohnte. Sie hatte sie wohl aus der Hotellobby. Sie schrieb nur, daß das ihr Hotel war und daß ihr ihr Haus auf der Farm besser gefiele. London wäre wunderbar. In ein paar Tagen wäre sie zurück. Ich las die Karte und mußte meine ganze Kraft zusammennehmen, um sie zurückzulegen. Ich hätte mein Leben gegeben, wäre diese Karte an mich gerichtet gewesen.«
    Er stockte kurz. »Dann brach der Wahnsinn wieder durch.
    Schließlich rief ich sie in diesem Hotel in London an. Ich versuchte es so lange, bis ich sie erreicht hatte. Ich sagte ihr, ich brächte Biddy und die Kinder um, wenn sie nicht mit dem nächsten Flugzeug zu-rückkäme. So, wie ich geklungen habe, hat sie mir zweifellos geglaubt. Sie hat gut daran getan, mir zu glauben; ich war wahnsinnig.
    Sie sagte, sie würde die nächste Maschine nehmen. Und das tat

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