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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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eine neue Identität anzunehmen. Doch das war nicht möglich gewesen. Die Hotels verlangten Ausweispapiere, sie brauchte ihren Führerschein, und Buster hatte eine Sozialversicherungsnummer sehen wollen.
    Nein, John konnte sie nicht gefunden haben. Der Mann auf der Straße war eine Täuschung gewesen genau wie bei der Frau vor dem Spiegel.
    Sie wickelte sich aus den Laken und lehnte den Rücken ans Kopf teil des Bettes. So ganz konnte sie immer noch nicht glauben, dass John ein Killer war. Er hatte sie mit Zuneigung, Geschenken, Aufmerksamkeit und Liebe überschüttet. Er hatte sie umarmt und gestreichelt und ihr Geborgenheit gegeben.
    Sie schloss die Augen und dachte daran, wie sanft, geduldig und liebevoll er zu ihr gewesen war, wenn er ihr die Welt versprochen hatte.
    Für nichts weiter, als dass sie sein liebes kleines Mädchen war, gefügig und süß. Ein Kind, das zu ihm aufsah wie zu seinem Vater, das nie Fragen stellte und das sein Wort als Gesetz akzeptierte.
    Tränen rollten ihr über die Wangen. Sie brauchte John und seine Liebe. Dieser letzte Monat schien ihr ein einziger Albtraum gewesen zu sein. Vielleicht könnte ich ja das Baby loswerden, dachte sie schluchzend, zu ihm zurückkehren und um Verzeihung bitten für meinen Ungehorsam. Er würde ihr bestimmt vergeben …
    Nein, würde er nicht. Er war außer sich gewesen vor Wut. Sie rieb sich die feuchten Wangen trocken und dachte an ihre letzte Nacht, als er von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte.
    Er war wochenlang beruflich unterwegs gewesen. Sie hatte es sich so schön vorgestellt, es ihm in dieser Nacht zu sagen. Aufgeregt war sie gewesen und absolut sicher, John würde sich über die Neuigkeit freuen. Stattdessen hatte er sich vor ihren Augen in einen kalten grausamen Mann verwandelt, den sie nicht wieder erkannte.
    Wie üblich war sie früh in sein Apartment gekommen, damit sie im Bett auf ihn warten konnte, unter der Decke zusammengerollt wie ein schläfriges Kind. Sie trug nicht etwa ein sexy Negligee für ihren Geliebten, sondern ein langes, geblümtes Nachthemd mit Rüschen an Hals, Ärmeln und Saum. Genau das also, was ein kleines Mädchen tragen würde. Johns kleines Mädchen.
    Sie kuschelte sich unter die Decke, und der weiche Flanell rieb an ihren Beinen. Sie war aufgeregt, voll nervöser Erwartung. Ihr Herz schlug schnell, und sie überlegte sich immer wieder, was sie John sagen würde. Sie malte sich aus, wie er reagieren würde, wie sie gemeinsam ihre Zukunft planten.
    Tief atmete sie durch, um ruhiger zu werden.
    Sie war jetzt eine Frau, endgültig. Deshalb hatte sie die Pille nicht mehr genommen, ohne es ihm zu sagen. Sie war es Leid, sein kleines Mädchen zu sein. Sie wollte als Frau akzeptiert werden und war sich sicher, das Richtige getan zu haben. John würde ihr geben, was sie haben wollte. Das hatte er immer getan.
    Sie presste nachdenklich eine Hand auf den noch fast flachen Bauch und stellte sich ihre Zukunft vor. Sie wollte, dass sie und John ein richtiges Liebespaar waren wie in Fernsehserien, Büchern oder Filmen, leidenschaftlich, einander verpflichtet und … erwachsen.
    Sie konnte nicht genau sagen, was ihr in ihrer Beziehung zu John fehlte. Es war nicht nur, dass sie getrennt lebten. Es war auch nicht der Altersunterschied oder dass er der einzige Mann war, mit dem sie je zusammen gewesen war. Es war auch kein Mangel an Liebe – sie liebte ihn von Herzen.
    Sie rollte sich auf die linke Seite, und wieder kitzelte der weiche Flanell ihre Beine. Sehnsüchtig war sie durch die Wäscheabteilungen der Warenhäuser gegangen und hatte sich die hübschen Sachen angesehen, die andere Frauen für ihre Männer trugen. Ebenso sehnsüchtig hatte sie andere Paare beobachtet, wie sie sich ansahen und berührten.
    John behandeltesie anders. Sanfter. Mit Liebe, Respekt und Zärtlichkeit. Was gut war. Und doch … sie wollte mehr. Sie wollte Leidenschaft. Lust. Sogar einen gelegentlichen Streit.
    Sie hörte John an der Eingangstür. Rasch schloss sie die Augen, atmete tief und gleichmäßig und stellte sich schlafend.
    Das gehörte zu dem Spiel, das sie seit Jahren trieben, seit jenem ersten Mal vor langer Zeit. Nur damals war es kein Spiel gewesen, nichts Gestelltes.
    Die Schlafzimmertür ging auf, Licht fiel aufs Bett. Gleich darauf sackte die Matratze ein, als John sich auf die Bettkante setzte.
    Lange sagte er nichts. Sie wusste, er sah sie nur an. Wie stets unterdrückte sie den Drang, die Augen zu öffnen, um seinen Blick zu

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