Albtraum
dafür bestraft. Ernsthaft. Hast du mich verstanden?“
Sie nickte, doch das reichte ihm diesmal nicht. „Hast du mich verstanden?“
„Ja“, flüsterte sie.
„Lass es morgen wegmachen, oder ich mache es selbst.“ Dann war er fort.
Julianna schluchzte verzweifelt auf, als ihre Gedanken in die Gegenwart zurückkehrten. Sie hatte sich weinend auf dem Badezimmerboden zusammengerollt, ihr war kalt.
John ist genau das, was Mutter gesagt hat, ein Killer der CIA. Er ist das Monster, das Clark Russell beschrieben hat. Er hat die Menschen auf den Fotos und viele andere getötet. Und er wird auch mich töten, falls er mich je findet.
Das wird er nicht, versprach sie sich und zog sich am Waschbecken hoch. Sie würde ihm einen Schritt voraus bleiben, und wenn das bedeutete, ein Leben lang auf der Flucht zu sein.
4. KAPITEL
Julianna fand den Arzt in den Gelben Seiten des Telefonbuchs von New Orleans. Sie hatte ein halbes Dutzend Ärzte angerufen, ehe sie auf einen stieß, der sie be handelte, ob wohl sie keine Versicherung hatte. Die Dame vom Empfang sagte ihr, dass sie die Rechnung nach der Behandlung bar bezahlen müsse.
Erschrocken hatte sie gehört, dass es hundertfünfunddreißig Dollar kostete, vorausgesetzt, es gab keine unvorhergesehenen Probleme, die besondere Tests notwendig machten. Das waren zehn Prozent des Geldes, das ihr noch geblieben war, für einen einzigen Arztbesuch.
Doch das war es wert. Gleichgültig, wie verzweifelt sie war, die Behandlung in der freien Klinik ertrug sie nicht, wie sie nach einem Blick in das schmuddelige, mit allerlei seltsamem Volk überfüllte Wartezimmer entschieden hatte.
Im Gegensatz dazu war Dr. Samuels Praxis hell, wohlriechend und angenehm. Im Wartezimmer saß eine Hand voll respektabel aussehender Frauen, alle sichtbar schwanger.
Obwohl alle sehr bemüht waren, ihr die Angst zu nehmen, war sie nervös. Ihre Hände schwitzten, und ihr Puls schlug schnell. Sie wusste nicht, was sie erwartete, und fragte sich, wie Dr. Samuel war und wie er auf ihre Bitte reagieren würde.
Julianna rückte sich auf dem Untersuchungstisch zurecht, und das weiße Papier unter ihr knisterte. Beeil dich, Doc. Damit ich es hinter mir habe.
Die Augen geschlossen, atmete sie tief durch. Nach dem heutigen Tag würden keine Arztbesuche mehr anfallen. Es würde vorbei sein. Was hatte sie sich nur all die Monate eingebildet? Schwanger zu werden war ein Riesenfehler gewesen.
Die Tür ging auf, und ein Mann in Weiß kam herein, gefolgtvon der Schwester, die bei ihr Blut druck und Ge wicht gemessen und ihr einen Becher für die Urinprobe gegeben hatte. Er schüttelte ihr lächelnd die Hand. „Ich bin Dr. Samuel.“
Er war noch recht jung, fast attraktiv, mit einem schmalen Gesicht und runden Brillengläsern. Er sah aus wie ein guter Doktor, klug und freundlich. Julianna entspannte sich ein wenig. „Julianna Starr“, stellte sie sich vor.
„Schön, Sie kennen zu lernen.“ Er ließ ihre Hand los und wandte sich der Schwester zu. „Blutdruck und Gewicht sind in Ordnung. Urin ist getestet.“ Er blätterte weiter. „Trinken Sie? Drogen?“
„Nein, Doktor.“
„Und Sie rauchen nicht. Das ist gut.“ Er lächelte kurz. „Von Ihrer letzten Menstruation gerechnet, sind sie 25 Wochen und drei Tage schwanger. Dann wäre der Geburtstermin der 11. Mai.“ Er sah sie an. „Kommt das hin?“
„Ich denke.“
„Legen Sie sich bitte hin, und wir sehen mal nach, wie weit Sie sind. Er vermaß ihren Bauch, drückte ihn ab, untersuchte die Brüste und lauschte dann mit einem Doppler nach den Herztönen des Kindes. Sie klangen wie ein kleiner Presslufthammer in ihrem Leib.
„Könnte ein Mädchen sein“, sagte er leise. „Die Herzschläge von Mädchen sind schneller.“ Er gab ihr eine Hand und half ihr, sich aufzusetzen.
„Das war’s?“ fragte sie erstaunt.
Er lächelte wieder, und die Schwester kicherte. „Sie wollen mehr? Die meisten Patientinnen können es nicht erwarten, hier rauszukommen.“
„Ich dachte nur … Sie würden mehr machen.“
Er sah auf ihre Kartei. „Sie sind jung und gesund. Ich sehehier, dass Geld eine Rolle spielt. Und da ich keinen Grund für eine Ultraschalluntersuchung entdecke, mache ich keine. Sie ist teuer.“ Er sah sie einen Moment an und fuhr fort: „Es gibt doch keine Probleme, die Sie noch nicht erwähnt haben? Blutungen, Schmerzen?“
Julianna sah kurz zur Schwester hin und leckte sich nervös die Lippen. „Nein, nichts in der Art.“
„Gut.
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