Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel
Wiederholung bunter wurden, nicht viel zu tun.
Wie hätten diese Lagerfeuer Hernandez gefallen! dachte Alejandro. Für ihn selbst waren sie allerdings nicht ganz ungefährlich gewesen; bei mehr als einer Gelegenheit hatte er sich rasch eine persönliche Vorgeschichte ausdenken müssen, die seine wahre Identität nicht verriet, und wenn er mit Erzählen an der Reihe war, setzte er sich mit dem Erfindungsreichtum seiner Fabeln oft selbst in Er- staunen. Der Hauptmann hatte ausführlich über den Krieg gesprochen, der schon mehr als ein Jahrzehnt dauerte, jetzt herrschte Waffenstillstand, da die Pest sehr viel mehr Krieger dahingerafft hatte als die Kämpfe.
Nach dieser kurzen Ablenkung kehrte Alejandro in die Gegenwart zurück und antwortete Sir John, wobei er seine Worte sorgfältig wählte: »Ich habe bemerkt, daß die Prinzessin eine temperamentvolle Frau ist. Sie scheint ihre Abgeschiedenheit nicht besser zu ertragen als der Papst die, die mein Lehrmeister ihm aufzwang.«
Sir John lachte. »Ich kenne sie von Kindesbeinen an; man sieht deutlich, welche Folgen es hatte, daß ihr Vater sie übermäßig zu verwöhnen pflegte. Er gibt sogar zu, daß er seine Kinder verwöhnt, vor allem Isabella; die anderen murren häufig, er würde sie ihnen vorziehen, sogar mein Lord, der Prinz von Wales, der Thronerbe seines Vaters ist.«
Daß Sir John so beiläufig über die Mitglieder der königlichen Familie sprach, ermutigte Alejandro, sich nach Kate zu erkundigen. »Ich habe ein reizendes junges Mädchen kennengelernt, das Isabella als seine Schwester und den König als seinen Vater bezeichnete. Dürfte ich fragen, welche Position dieses Mädchen hier einnimmt?«
Der ältere Mann lächelte. »Sie ist ein bemerkenswertes Kind, nicht wahr?«
»Ja«, antwortete Alejandro, »und sie besitzt eine wunderbar schnelle Auffassungsgabe.«
»Sie ist die Tochter des Königs und einer der früheren Hofdamen der Königin. Der Mann dieser Dame diente einst dem König in Frankreich, wurde aber in der Schlacht getötet, während Edward selbst hier in Windsor weilte und sich um andere Angelegenheiten kümmerte. Der König umwarb die Lady ziemlich heftig, die, wie man munkelt, seinen Avancen zunächst widerstand. Doch schließlich gab sie, noch bevor sie vom Tod ihres Gatten erfuhr, seinem Werben nach; es heißt, sie habe die Stellung ihres Gatten im Gefolge des Königs schützen wollen. Etwas weniger als ein Jahr nach der Abreise ihres Gatten nach Frankreich gebar sie Catherine. Ihr Mann kam nie zurück. Edwards Neigung zu der Dame war innerhalb des Haushalts kein Geheimnis; kaum jemand zweifelte daran, daß Kate sein Kind war, und sie wurde mit dem unverkennbaren Aussehen einer Plantagenet geboren. Natürlich«, sagte Sir John, »war die Königin wütend, daß ihr Mann ihr vor ihrer Nase untreu war; sie rächte sich an Edward, indem sie die betreffende Dame zu ihrer Familie in London zurückschickte. Ihre Strafe für die Lady bestand darin, daß sie das Kind behielt und mit seiner Nurse in Isabellas Gemächern unterbrachte, wo sie als Hofdame der Prinzessin großgezogen wird.«
Alejandro war schockiert. »Hatte die Königin denn kein Mitleid mit einer Frau, die auch ihren Gatten verloren hatte? Die Strafe kommt mir ungewöhnlich grausam vor.«
Sir John zuckte mit den Schultern und seufzte. »Die Königin ist machtlos in Dingen, die üblicherweise der Kontrolle des Königs unterliegen, aber ihre häuslichen Angelegenheiten kann sie auch ohne seine Zustimmung regeln. Das war nicht die erste Indiskretion des Königs; ein paar Jahre zuvor verliebte er sich in die Frau eines seiner treuesten Gefolgsleute, des Herzogs von Salisbury, während Salisbury in seinem Auftrag auf Reisen war. Ich kann es ihm nicht verübeln«, sagte Chandos. »Ich erinnere mich gut an die Dame; sie hielt ihre Burg mehr als einen Monat lang gegen die schottischen Angreifer, obwohl ihr Gatte nicht anwesend war. Als der König ihr zu Hilfe kam, begrüßte sie ihn in ihren feinsten Kleidern und mit der Miene der Siegerin. Natürlich war seine Majestät hingerissen; welcher Mann würde einer solchen Frau nicht erliegen?«
Am liebsten hätte Alejandro gesagt: Welcher König würde sich die Frau seines Gefolgsmannes nehmen, nachdem sie seine Grenze verteidigt hat? Doch er sagte statt dessen: »Sie scheint ein Beispiel nobler Weiblichkeit zu sein.«
»In der Tat«, erwiderte Sir John. »Ein großartiges Beispiel. Trotzdem gab es einen großen Skandal, von dem alle Welt
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