Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
Vom Netzwerk:
Prinzessin, klein und zierlich in einem rosenfarbe- nen Kleid, das mit weißen Blüten bestickt war. Sie wirkte ein wenig älter als ihre Herrin, und obwohl ihre Haltung eindeutig edel war, hatte sie nichts von den gebieterischen Allüren der Prinzessin. Um den Hals trug sie eine Kette aus kleinen goldenen Perlen, an der ein goldenes Kreuz mit einem leuchtenden Rubin in der Mitte hing. Sie blieb zurückhaltend hinter der Prinzessin und hatte die großen Augen niedergeschlagen, als sei sie fasziniert von dem komplizierten bunten Muster des Webteppichs unter ihren Füßen. Isabella verhielt sich angemessen reserviert und wartete geduldig, bis Alejandro sich wieder in der Gewalt hatte; sie unternahm keinen höflichen Versuch, ihn vorzustellen, sondern sah ihn unverwandt an. Alejandro war ganz in die Bewunderung ihrer Begleiterin versunken.
    »Doktor Hernandez? Ist Euch nicht wohl, Sir?« fragte sie und klang ärgerlich. »Sollen wir so tun, als wäret Ihr die Prinzessin und ich der Arzt?«
    Es gelang ihm, sich so weit aus dem bezaubernden Bann der stillen jungen Frau zu lösen, daß er ihrer Herrin antworten konnte. »Ich bitte um Entschuldigung, Hoheit; die große Schönheit in diesem Raum nahm mich einfach für einen Moment gefangen.« Diese kühne, aber eifrige Erwiderung glitt ihm von der Zunge wie Honig, und er war über seine eigene Kühnheit verblüfft.
    Die kupferhaarige Frau an Isabellas Seite sog den Atem ein und hielt sich eine Hand vor den Mund, vielleicht, wie Alejandro dachte, um ein Lächeln zu verbergen. Widerstrebend löste er den Blick von ihrem bezaubernden Gesicht und sah wieder Isabella an. »Ich glaube, Ihr habt mich rufen lassen. Womit kann ich Euch dienen?«
    »Nun, da Ihr endlich fragt - Ihr dient mir am besten, wenn Ihr mir gestattet, meine persönlichen Schneider und Juweliere kommen zu lassen. In der von Euch verhängten Haft mußte ich mich mit Kleidern begnügen, die ich lieber wegwerfen als tragen würde, und sie sind ganz verdorben durch diesen Unsinn, sie dauernd zu waschen. Ich brauche unbedingt meinen Schneider, damit er sofort meine Garderobe aufbessert. Ihr könnt doch unmöglich etwas gegen seine Anwesenheit haben.«
    Ihr herablassender Tonfall und ihre verächtliche Art, ihre hauteur, waren genau das, worauf man ihn vorbereitet hatte, doch trotz der Warnung de Chauliacs war Alejandro nicht auf ihre scharfe Zunge gefaßt gewesen. Paß auf, daß du sie nicht kränkst, dachte er bei sich. Er wünschte sich von ganzem Herzen, de Chauliac hätte ihm nicht nur eine medizinische, sondern auch eine Ausbildung in Diplomatie gegeben. Am liebsten hätte er gesagt: Gebt zwei Tropfen von diesem pflanzlichen Trank in euren Wein, Hoheit, und Ihr werdet sofort von Eurer Arroganz geheilt sein. Doch er fürchtete, eine solche Arznei würde nicht gut aufgenommen.
    »Wäre es nicht möglich, daß die Kleider wie vorgeschrieben draußen bleiben und Euch dann zur Musterung vorgelegt werden? Gewiß würden sie in dieser kurzen Zeit nicht aus der Mode kommen.«
    Er bedauerte diese Stichelei sofort, als alle Damen im Raum den Atem anhielten, als erwarteten sie einen erneuten Wutanfall. Die Frau an Isabellas Seite wandte den Kopf ab, die Hand noch immer vor dem Mund; diesmal war Alejandro sicher, daß sie ein Lachen unterdrückte. Rasch sah er sich im Raum um und suchte verzweifelt eine Verbündete, doch niemand kam ihm zu Hilfe.
    Bemerkenswerterweise explodierte die Prinzessin nicht, sondern bemühte sich sichtlich, sich vor so vielen Zeugen zu beherrschen. Sie sah Alejandro direkt an, hob hochmütig das Kinn und holte zu einem möglicherweise vernichtenden Schlag aus.
    »Ich werde mit meinem Vater über diesen Vorfall sprechen.«
    Sie wandte sich ab und sah ihre rothaarige Gefährtin an. »Kommt, Adele, wir ziehen uns in den Salon zurück.« Damit verließ sie das Vorzimmer. Die kupferhaarige Dame hob endlich die Augen, schaute in Alejandros Richtung und erwiderte seinen intensiven Blick. Doch sie reagierte nicht mit dem erwarteten Erbeben, sondern mit einem fröhlichen Zwinkern. Dann folgte sie rasch ihrer Herrin und beeilte sich, sie einzuholen, als Isabella den Arzt entschlossen stehen ließ. Ehe sie in Isabellas Salon verschwand, drehte sie sich noch einmal um.
    Ihre Augen waren grün. Alejandro war sprachlos.
    Kate begleitete ihn zu seinen Zimmern zurück und plauderte dabei freundlich. »Meine Schwester genießt die aufgeregte Aufmerksamkeit ihres Schneiders fast so sehr, wie sie es liebt, die

Weitere Kostenlose Bücher