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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sie sich auf dem Stapel Decken niederließ, der ihr Sterbebett werden würde. Es dauerte qualvoll lange, bis sie die richtige Position gefunden hatte, aber schließlich lag sie ruhig da.
    »Geht«, sagte sie. »Macht, dass ihr fortkommt.«
    »Wir bleiben, bis du … bis …«
    »Nein, das tut ihr nicht. Lasst mich. Ich möchte nicht, dass jemand dabei ist.«
    Janie beugte sich vor, damit Myra sie sehen konnte. »Wir begraben dich, wenn … es vorüber ist.«
    »Nein, auch das tut ihr nicht. Wagt es bloß nicht, mich anzurühren … Ich habe keine Lust, mich vor dem lieben Gott rechtfertigen zu müssen, weil ich es zuließ, dass auch du krank wurdest.«
    Janie schwieg einen Moment, dann fragte sie leise: »Hast du Angst?«
    Myra holte tief Luft, sie sprach langsam und hielt alle paar Wörter keuchend inne. »Nein, Maidie, nicht mehr. Alte Frauen sollen nun einmal sterben. Ich hätte noch gern ein wenig mehr Zeit gehabt, aber nur in einer besseren Welt als dieser … Als ich als kleines Kind in Auschwitz war, da hatte ich Angst.« Sie deutete mit dem Kinn auf das Buch, das Janie in den Armen hielt. »Meine Arbeit ist getan.«
    »Die Haare und Hautschuppen aus dem anderen Manuskript, die du mir gegeben hast … es hat funktioniert«, sagte Janie.
    Myra hob den Kopf.
    »Funktioniert - inwiefern? Hat es den Jungen geholfen?«
    »Ja, das hat geklappt, und da ist noch etwas.« Janie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Ich bin schwanger.«

    Myra ließ den Kopf zurück auf die Decken sinken. Janie hörte das geflüsterte Gebet, verstand aber die Sprache nicht. »Gott im Himmel - ist das wahr?«
    Janie nickte.
    »Jetzt kann ich froh und glücklich diese Welt verlassen.«
    Sie schloss die Augen. Janie und Tom hielten Wache bei ihr, ohne ihr nahe zu kommen. Sie hustete eine Zeit lang häufiger, dann wurde sie ruhiger. Nach nicht einmal einer Stunde hörte sie ganz auf zu husten. Sie holte noch einmal pfeifend Luft und atmete aus - ihre letzte Regung in dieser Welt.

1
    Alejandro Canches wusste allzu gut, welchen Schrecken lautes Klopfen zu Zeiten der pestis secunda hervorrufen konnte, deshalb schlug er nur sacht gegen die Tür des Hauses von William und Emily Cooper. Emily öffnete ihm mit vom Weinen geröteten Augen.
    Sie nickte dem Medicus ernst zu und schob eine lose Haarsträhne unter ihre weiße Haube. »Ich habe die ganze Nacht bei ihm gewacht«, sagte sie. »Noch vermag er dagegen anzukämpfen. Aber tretet ein und seht selbst.«
    »Sein Lebenswille ist beeindruckend«, sagte Alejandro, während er ihr folgte.
    William Cooper hatte bereits vor geraumer Zeit die Schwelle zum letzten Stadium der Pest überschritten, dennoch klammerte er sich hartnäckig an den winzigen Funken Leben, den er noch in sich trug.
    Die Frau ging mit einer Kerze vor ihm her zum Krankenlager. Außer dem Gesicht des Böttchers konnte Alejandro nichts von ihm sehen, alles andere war zugedeckt. Auf seiner Stirn hatte sich wieder Schweiß gesammelt in der kurzen Zeit, in der seine Frau nicht da gewesen war, um ihn wegzuwischen, wie sie es die ganze Nacht über fürsorglich getan hatte, und auf seinem Gesicht lag ein fiebriger Glanz. Der Mann hatte die Augen geschlossen und öffnete sie auch nicht, als sich die Stimmen näherten.
    Alejandro bedeckte seine Nase, um sie vor dem fauligen Gestank der Pest zu schützen, und legte ein Ohr an die Brust des Mannes. Sein Herzschlag, wenngleich schwach, war erstaunlich gleichmäßig. Er tastete die Schwellungen am Hals
des Mannes und unter seinen Armen ab. Obwohl er sehr behutsam dabei vorging, stöhnte Cooper auf.
    »Verzeiht«, flüsterte Alejandro. »Ich wollte Euch keine Schmerzen bereiten.«
    Vor Schädigung bewahren, rief er sich in Erinnerung. Die Schwellungen waren hart, aber nicht schlimmer als bei der letzten Untersuchung zwei Tage zuvor. Auch die dunkelblauen Verfärbungen schienen sich seither nicht verändert zu haben.
    »Vierzehn Tage«, sagte der Medicus zu Emily, als er vom Bett wegtrat. »Es ist mir ein Rätsel. Ihr sorgt gut für ihn.«
    »Ich glaube kaum, dass es das Verdienst meiner Bemühungen ist«, erwiderte sie. »Ich tue nichts weiter, als ihm den Schweiß von der Stirn zu wischen.«
    Alejandro tauchte seine Hände in die Schüssel mit Wasser, die Emily ihm gebracht hatte, und trocknete sie an dem Tuch, das über ihrem Arm hing. Das war im Verlauf von Williams Krankheit zu einem festen Ritual geworden, nur dass sie sich dieses Mal jeglicher Äußerung zu seinem zwanghaften

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