Alex Benedict 03: Die Suche
Aus eigener Kraft?«
»Das bezweifele ich.«
»Aber du bist nicht sicher.«
»Ich kenne mich mit diesem Schiff nicht aus. Es ist zum Beispiel möglich, dass es irgendwo an Bord noch ein Hilfskontrollzentrum gibt.«
»Also gut«, sagte er. »Sind wir in der Lage, das festzustellen?«
Ich erinnerte mich, einige Relais aus der Bremerhaven im Maschinenraum der Seeker gesehen zu haben. »Lass uns die Triebwerkseinheiten untersuchen«, sagte ich.
Ich habe bereits an anderer Stelle bemerkt, dass ich nicht viel über die Technologie des Dritten Jahrtausends wusste. Aber das muss man auch nicht, wenn man nur nachsehen will, ob Teile fehlen oder Kabel ins Nichts führen. Mir reichte jedenfalls ein kurzer Blick, um festzustellen, dass die Bremerhaven aus eigener Kraft nirgends mehr hätte hinfliegen können.
Wir nahmen nichts mit von Bord. Vorwiegend beschränkten wir uns auf visuelle Aufzeichnungen. Dann kehrten wir auf die Belle-Marie zurück und gönnten uns einen Kaffee.
Alex schwebte in irgendwelchen fremden Sphären.
»Was ist?«, fragte ich ihn schließlich.
Er trank einen großen Schluck Kaffee. »Ich glaube, die Dschungelwelt ist Margolia.«
»Obwohl die Umlaufbahnen nicht passen?«
»Ja. Ich weiß nicht, wie oder warum, aber sie liegen irgendwo auf dieser Welt begraben.«
Es gab keine Anzeichen dafür, dass es dort je eine Besiedelung gegeben hatte. Aber natürlich hätte sich in Anbetracht von ein paar tausend Jahren und dichter Vegetation sogar Andiquar auf dem Planeten verstecken können. Wir gingen also hinunter und tappten ein wenig über die Oberfläche, um nach Spuren zu suchen. Aber da war nichts. Eine Bestätigung in die eine oder andere Richtung würde eine Spezialausrüstung erfordern.
»Chase?«
»Ja, Belle?« Ich hielt ein Nickerchen auf der Brücke, während Alex die Bilder von der Oberfläche betrachtete.
»Ich habe den Orbit der Bremerhaven überprüft.«
»Und …?«
»Am 3. März 2745 war sie dreißig Millionen Kilometer entfernt.«
»Von dieser Welt?«, fragte Alex.
»Ja.«
Wir sahen einander an. »Wie erklären wir uns das?«
»Im Augenblick«, sagte er, »sollten wir es einfach als Anomalie bezeichnen.«
Einundzwanzig
Mitten in den Feierlichkeiten wurden wir vom Unglück heimgesucht.
Kory Tyler
Betrachtungen, 1312
Am Ende eines Fluges, über den die Leute vermutlich noch tausend Jahre später sprechen würden, kehrten wir in unser Heimatsystem zurück. Wir hatten unser Atlantis gefunden, aber es war eine so gewaltige Enttäuschung, dass jeder andere Gesichtspunkt davon überlagert wurde. Hatten wir uns selbst ein großartiges Endresultat versprochen? Absolut. Würden wir berühmt werden? Ich stellte mir vor, in jede Show von Der Runde Tisch bis hin zu Jennifer am Morgen zum Interview gebeten zu werden. Geld würde auf uns herabregnen. Und ich dachte bereits daran, ein Buch zu schreiben. Doch wir hatten, allen Unwägbarkeiten zum Trotz, gehofft, Atlantis wäre noch immer lebendig. Oder zumindest sichtbar.
»Wie willst du es nennen?«, fragte Alex in Hinblick auf das Buch.
»Die letzte Mission«, sagte ich.
Er presste die Fingerspitzen an die Schläfe und sagte in einem Ton, den er ebenso gut einem Kind gegenüber hätte anschlagen können: »Ich hoffe, du willst damit nicht sagen, dass du dich zur Ruhe setzen willst. Außerdem sollte der Titel sich sowieso nicht auf dich beziehen.«
»Er bezieht sich nicht auf mich. Ich habe nicht die Absicht, mich zur Ruhe zu setzen, Alex. Es geht um die Seeker. Sie ist mit einer Ladung Kinder an Bord losgeflogen, um Hilfe zu suchen, und dann sind die Maschinen in die Luft gegangen. Lichtjahre von Hilfe entfernt. Jeder an Bord ist gestorben, und Margolia hat seine einzige Hoffnung verloren. Das ist eine tragische Geschichte.«
»Ja«, sagte er. »Hört sich nach einem deprimierenden Buch an. Ich denke, du brauchst ein bisschen Licht in der ganzen Geschichte.« Er saß im Aufenthaltsraum vor einem Schachproblem, dem er jedoch keinerlei Aufmerksamkeit widmete. Als ich ihn fragte, wie er unsere Entdeckung bekanntgeben wolle, wirkte er verunsichert. »Ich habe mich noch nicht entschieden«, sagte er. »Was meinst du?«
»Wir könnten eine Pressekonferenz einberufen. Zusammen mit Windy.«
Er nahm den schwarzen König in die Hand, betrachtete ihn und stellte ihn zurück. »Ich bin nicht gerade begierig darauf. Ich möchte Kolchevsky und die anderen Schwachköpfe nicht darauf aufmerksam machen. Warum behalten wir
Weitere Kostenlose Bücher