Alex Benedict 03: Die Suche
Seeker, soweit alles nach Plan läuft, zurückkehren, um die nächste Gruppe aufzunehmen. «
Der Korrespondent stand in der Raumstation. Er hatte graue Haare, war angespannt, arrogant und melodramatisch. Der Korridor hinter ihm lag verlassen da. »Präsident Hoskins hat heute Morgen eine Erklärung abgegeben«, sagte er, »in der er seiner Hoffnung Ausdruck gibt, dass Gottes Segen diese Leute, die uns heute verlassen haben, bei ihrem Vorhaben begleiten möge. Er hat seine Unterstützung angeboten für den Fall, dass die Kolonisten sie anfordern sollten. Allerdings hat er eingeräumt, dass die großen Entfernungen, um die es hier ging, Probleme bereiten werden. Andere Quellen innerhalb des Ministeriums, die namentlich nicht genannt werden wollen, erklärten, die Republik sei besser dran ohne diese Reisenden, die, und hier zitiere ich, ›zu der Art Leuten gehören, die nie zufrieden sein werden, solange es ihnen nicht gelingt, uns allen ihre gottlose Ideologie aufzuzwingen‹.
Heute Abend um neun Uhr wird Howard Petrovna in der Lucia Brent Show zu Gast sein, um die Frage zu erörtern, ob die Kolonisten in der Lage sein werden, es aus eigener Kraft zu schaffen.«
Durch die Sichtscheibe konnte ich immer noch die Seeker sehen. Sie drehte ab. Flog in die Nacht hinein.
»Zurück zu dir, Sabrina«, sagte der Korrespondent. »Das war Ernst Meindorf von der Abreise der Seeker. «
Eines der Bücher war eine feindselige Biografie über eine Sängerin namens Amelia, die zum Zeitpunkt der Abreise offenbar ziemlich bekannt war. Sie hatte sich den Margolianern angeschlossen und die Erde mit der ersten Welle verlassen; sie war unter den Leuten gewesen, deren Abreise ich beobachtet hatte. Sie hatte eine erfolgreiche Karriere aufgegeben und war allem Anschein nach genau deswegen zur Legende geworden. Aber noch Jahre später war sie immer wieder irgendwo auf der Erde gesehen worden, als hätte sie den Planeten nie verlassen.
Ihr Biograf betrachtete diese Möglichkeit natürlich mit Vorbehalt und beschrieb sie als Lieblingsfigur jener Leute, die glaubten, die Gesellschaft sei repressiv geworden. »Die Regierung bietet jedem angenehme Lebensumstände und ein anständiges Einkommen«, wird sie zitiert. »Und folglich haben wir uns ihrem Diktat unterworfen. Wir leben nicht mehr, wir existieren nur noch. Wir genießen allerlei Unterhaltung, wir tun so, als wären wir glücklich, und wir ziehen unsere Befriedigung aus unserer Frömmigkeit und unserer moralischen Überlegenheit über den Rest der Welt.« Aber, so argumentiert der Biograph, statt für das Gute zu kämpfen, ließ sie die gute Sache im Stich und flüchtete in die Finsternis »mit Harry Williams und seinesgleichen«. Das war, so sagt er, feige, aber durchaus verständlich. Ich fragte mich, wie begierig er darauf gewesen wäre, sich gegen Präsident Hoskins zu stellen.
»Das wäre er sicher nicht gewesen«, sagte Shep. »Leute verschwanden einfach. Manche kamen zurück, doch sie waren nicht mehr dieselben. Manche kamen nie mehr zurück. Wer laut wurde, ging ein Risiko ein.«
Die Sängerin war mehrmals inhaftiert worden, vorwiegend wegen etwas, das sie »Anstiftung zur Unzufriedenheit« genannt hatten. Der Autor, der hundert Jahre später in einer besseren Zeit gelebt hatte, bemerkt, man hätte sie einer Persönlichkeitsreorganisation unterziehen können, »um ihr ein glücklicheres Leben zu ermöglichen«, doch der politische Preis einer solchen Vorgehensweise wäre angesichts ihres Bekanntheitsgrades zu hoch gewesen.
Die Biografie endet mit Amelias Abreise auf der Seeker.
Das andere Buch hieß Die große Auswanderung und war Anfang des Vierten Jahrtausends geschrieben worden. Es beschrieb die Wanderbewegungen unzufriedener Bürger zu außerweltlichen Stätten im Laufe von drei Jahrhunderten. Der Autor erklärte die Motive jeder einzelnen Gruppe, porträtierte die Anführer und erzählte die Geschichten der entstandenen Kolonien, die am Ende alle nicht überlebt hatten.
Einige Emigrationsbewegungen waren größer gewesen als die der Margolianer, aber sie zogen sich über einen längeren Zeitraum hin. Das, was die Margolianer so einzigartig machte, war ihre Geheimhaltung und ihre Entschlossenheit, sich nicht von den terrestrischen politischen Kräften beherrschen oder auch nur beeinflussen zu lassen.
Das Buch enthielt ein Bild von Samantha und Harry. Sie saß auf einem Pferd, während Harry, die Zügel in der Hand, zu ihr hinaufblickte. Die Bildunterschrift lautete:
Weitere Kostenlose Bücher