Alex Benedict 03: Die Suche
Sektenführer Harry Williams mit seiner Freundin Samantha Alvarez auf der Farm ihrer Eltern in der Nähe von Wilmington, Delaware, im Juni 2679. Neun Jahre vor Beginn der ersten Welle. Sie war ungefähr zwanzig und stand lachend in den Steigbügeln. Sie war erheblich kleiner als Harry und hatte langes kastanienbraunes Haar, das ihr über die Schultern fiel. Und sie sah nicht übel aus. In den Clubs hätte sie sich die Männer nach Belieben aussuchen können.
Viel mehr gab es nicht, weder über sie noch über die Margolianer. Das Buch sympathisierte mit den Bemühungen der Regierung, die Leute zu beschwichtigen, die der Autor wiederholt als missmutig bezeichnete. In den höchsten Regierungskreisen hatte man sich, so der Autor, Sorgen gemacht um die Kolonisten, die »weit weg von zu Hause« sein würden, »entschlossen, sich allein durchzuschlagen« und »in den Händen wohlmeinender, aber verantwortungsloser Anführer«.
Die Regierung habe sich »bemüht«, die Margolianer »versöhnlich zu stimmen«, behauptete er, wenngleich diese Bemühungen im Wesentlichen aus dem Versprechen bestanden hatten, sie nicht strafrechtlich zu verfolgen. Die Vergehen, die man Williams und seinen Mitstreitern zur Last gelegt hatte, bestanden überwiegend in Beschuldigungen wie der »Störung des Allgemeinwohls«. Er war zwei Mal inhaftiert worden.
»Über seine Söhne konnte ich nichts finden«, sagte er.
»Macht nichts. Wenigstens haben wir jetzt ein Bild von Samantha.«
»Sie war wirklich schön.«
»Ja.«
»So wie du, Chase.«
Eines der Probleme, die Männer stets haben, wenn sie sich in einer fremden Wohnung aufhalten, ist, dass sie nicht wissen, wie man das Licht ausschaltet.
Ich zeigte es ihm.
Alex und ich trafen uns auf Windys Einladung und auf Kosten der Vermessung am nächsten Abend mit ihr im Parkwood’s, das sich in einem piekfeinen Country Club am Flussufer befindet. Ich hatte mich an solchen Orten nie so ganz zu Hause gefühlt. Sie sind zu förmlich und zu abgeschottet. Man hat stets den Eindruck, die Leute wären so sehr damit beschäftigt, schlicht beeindruckt zu sein (oder zu versuchen, selbst beeindruckend zu wirken), dass ihnen gar keine Zeit mehr bleibt, sich zu amüsieren.
Erwartungsgemäß war Windy als Erste da. »Schön, euch zu sehen, Leute«, sagte sie, als wir einliefen. »Zuerst sollte ich euch sagen, dass Ihre Arbeit, Alex, die Vermessungsleute total umgehauen hat.«
»Danke«, sagte er.
»Ich habe Neuigkeiten für Sie.« Alex beugte sich vor. »Sie sind für die Auszeichnung als bedeutendste Persönlichkeit des Jahres nominiert. Bei unserer Jahresfeier.«
Alex strahlte. »Danke, dass Sie mir das erzählt haben.«
»Es wird eine Gala geben. Am elften. Schaffen Sie das?«
»Sicher. Das will ich nicht verpassen.«
»Gut. Aber ich muss Sie daran erinnern, dass diese Information nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Wir werden im Lauf der Woche noch eine Ankündigung herausgeben.«
»Natürlich.«
Die Drinks wurden serviert, und wir prosteten der bedeutendsten Persönlichkeit des Jahres zu. An unserem Tisch ging es relativ ruhig zu, wenn man bedenkt, was alles passiert war. Vielleicht hatte die Neuigkeit, dass Margolia nur noch eine Dschungellandschaft war, Windys Stimmung beeinträchtig. Aber vielleicht hatte sie auch vor, diesen Abend zu nutzen, um über die Rechte der Vermessung an unserem Fund zu verhandeln. Wir warteten noch auf unser Essen, als der Leiter der Einsatzzentrale das Lokal betrat und ganz überrascht tat, uns dort zu sehen. »Tolle Vorstellung«, sagte er zu uns. »Großartige Arbeit, Alex.« Er war klein und wedelte dauernd mit den Armen.
»Wenn Sie wieder hinfliegen«, sagte er, »würde ich gern dabei sein.«
Ich sah Alex an. Hatte er jemandem erzählt, dass er noch einmal hinfliegen wollte? Er verstand meinen Gesichtsausdruck und signalisierte mir, dass das nicht der Fall war.
Und dann kam Jean Webber vom Verwaltungsrat. »Man wird eine Statue von Ihnen im Felsengarten aufstellen«, sagte sie. »So wie die Dinge im Moment liegen, werden Sie das noch persönlich erleben können.«
Der Felsengarten war die Ruhmeshalle der Vermessung. Gedenktafeln und Abbilder großer Forscher erwarteten dort die Besucher zwischen blühenden Gehölzen und wispernden Springbrunnen. Aber diese Ehre wurde den jeweiligen Personen stets posthum zuteil.
Alex gefiel sich in der Rolle eines Mannes, der sich von äußerlichen Ehrungen nicht beeindrucken ließ. Das Einzige, was ihm
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