Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alex Benedict 03: Die Suche

Alex Benedict 03: Die Suche

Titel: Alex Benedict 03: Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Exfreund.« Sie kniff die Augen zusammen, was mir verriet, dass die Sache nicht einvernehmlich geendet hatte. Offenbar versuchte sie, alles, was von der Beziehung übrig war, zu versilbern. »Er hat irgendwann gesehen, dass ich sie bewundert habe, und gesagt, ich könnte sie haben.«
    »Nett von ihm«, sagte ich.
    »Der Adler hat mir gefallen.« Sie starrte ihn lange wortlos an. Dann: »Er hat sie mir in der Nacht vor unserer Trennung gegeben. Ich schätze, dass Ding war sozusagen als Trostpreis gedacht.«
    »Vielleicht.«
    »Die Tasse ist jedenfalls mehr wert als er.« Sie lächelte. Ein Lächeln, das unzweifelhaft verriet, dass sie es nicht unbedingt bedauern würde, sollte der Freund von einer Brücke stürzen.
    »Wo hat er sie her?«
    »Er hatte sie schon immer.«
    Mir wurde klar, dass ich so nicht weiterkam, und ich war versucht, ihr zu sagen, was ich dachte, nämlich, dass die Tasse wertlos war. Aber Rainbow arbeitet nach einem Ehrenkodex, der von mir verlangt, dass ich weiß, wovon ich rede, bevor ich den Mund aufmache. Ich versuchte es mit unserer KI. »Jacob«, sagte ich. »Was ist das für eine Sprache?«
    »Suche läuft«, sagte er.
    An der Tasse war nichts Außergewöhnliches, nichts, was sie von anderem Tinneff unterschieden hätte, abgesehen von den merkwürdigen Schriftzeichen. Aber ich hatte während meiner Jahre bei Rainbow schon viele seltsame Schriftzeichen gesehen, und Sie können mir glauben, das muss nichts zu bedeuten haben.
    Jacob gab ein Geräusch von sich, als würde er sich räuspern. Wäre Amy Kollier nicht gewesen, so wäre er nun erschienen. »Das ist Englisch«, sagte er. »Mittelamerikanisch.«
    »Tatsächlich?«
    »Selbstverständlich.«
    »Viertes Jahrtausend«, vermutete ich.
    »Drittes. Im Vierten Jahrtausend hat niemand mehr Englisch gesprochen.«
    Amy wurde plötzlich lebendig. Sie hatte nicht mit guten Neuigkeiten gerechnet. Aber sie hatte genug gehört, um sich neue Hoffnungen zu machen. Ihr Blick wanderte von der Tasse zu mir und wieder zurück zu der Tasse. »Das Ding ist neuntausend Jahre alt?«
    »Wahrscheinlich nicht. Die Inschrift ist in einer alten Sprache verfasst worden. Das bedeutet aber nicht …«
    »Kaum zu glauben«, fiel sie mir ins Wort. »Für ihr Alter ist sie in einem guten Zustand.«
    »Amy«, sagte ich, »was halten Sie davon, die Tasse herzubringen? Damit wir sie uns aus der Nähe ansehen können?«
     
    Die Wahrheit ist, dass Jacob uns alle physikalischen Details aus der Entfernung liefern konnte. Aber Alex besteht darauf, dass eine computergenerierte Reproduktion mit dem realen Gegenstand, den man in Händen halten kann, nicht zu vergleichen ist. Er gibt seiner Arbeit gern eine spirituelle Dimension, auch wenn er das, würde man ihn direkt fragen, als blanken Unsinn abtäte, wobei er gleichzeitig behauptet, physikalisch greifbare Objekte hätten Eigenschaften, die ein Computer nicht messen könne. Bitten Sie ihn niemals, bei derartigen Fragen ins Detail zu gehen.
    Auf jeden Fall vereinbarte ich mit Amy Kolmer ein Treffen für diesen Nachmittag. Sie war früh dran. Alex kam herunter und führte sie persönlich ins Büro. Seine Neugier war geweckt.
    Die Frau interessierte mich nicht sonderlich. Bei dem Gespräch über das Netz hatte ich das Gefühl gehabt, sie würde damit rechnen, dass ich sie übers Ohr hauen wollte. Wenn man sie vor sich sah, machte sie einen anderen Eindruck, sie spielte die hilflose, aber sehr verführerische Frau. Ich nehme an, Alex’ Anwesenheit brachte sie etwas aus dem Konzept. Jedenfalls klimperte sie ein wenig mit den Augen, bevor sie ihren Blick auf den Boden heftete. Ich armes Ding, das Leben ist so hart, aber vielleicht habe ich jetzt auch mal Glück, und ich wäre ganz bestimmt sehr dankbar für jede Hilfe, die Sie mir bieten können. Falls sie sich einbildete, sie könnte so Rainbows Vermittlungsgebühren für die Anbahnung einer Transaktion drücken, kannte sie Alex nicht.
    Sie hatte die Tasse in ein Stück weichen Leinenstoff gewickelt und in einer Plastiktüte verpackt. Als wir alle im Büro Platz genommen hatten, öffnete sie die Tüte, wickelte die Tasse aus und stellte sie vor Alex ab.
    Er untersuchte sie eingehend, biss sich auf die Lippen, schnitt Grimassen und legte sie auf Jacobs Hauptlesegerät. »Was kannst du uns darüber erzählen, Jacob?«, fragte er.
    Die Lampe auf der Oberseite des Lesegeräts leuchtete auf, nahm erst einen Bernsteinton an und färbte sich dann rot, wurde schwächer und wieder stärker,

Weitere Kostenlose Bücher