Alex Benedict 03: Die Suche
komponiert, dem Hörer positive Gefühle gegenüber der Vermessung zu vermitteln. Dann war er wieder da. »Man hat mir gesagt, heutzutage würde das gemacht. Aber wir wissen nicht, ob sie sich die Mühe auch schon zur Jahrhundertwende gemacht haben. Vor achtzehn Jahren hat es in dem Zusammenhang ein Gerichtsverfahren gegeben, und das hat dazu geführt, dass wir die Sache inzwischen sehr ernst nehmen, und folglich wird heute alles gelöscht.«
»Können Sie mir sagen, was genau mit der Falcon passiert ist?«
»Da muss ich nachsehen«, sagte er. »Ich melde mich bei Ihnen.«
Sie müssen verstehen, dass ich nicht die geringste Hoffnung hatte, bei dieser Untersuchung könnte irgendetwas herauskommen. Aber Alex erwartete von mir, dass ich gründlich arbeitete.
Als Aaron zurückrief, hatte er einen Bogen Papier vor sich. »Chase«, sagte er, »sie wurde 1392 von der Hennessy-Stiftung erworben.«
»Hennessy«, wiederholte ich.
»Engagieren sich für den Frieden mit den Stummen.«
Zwölf
Takmandu ist die schönste unter den von Menschen besiedelten Welten. Ihre Wälder sind tief, die Meere nebelverhangen. Sie ist weit entfernt von den nüchternen Luftwegen und den beengten Parks der Inneren Konföderation, und die Nähe zu den dämonischen Ashiyyur lässt vermuten, dass es auch so bleiben wird.
Hyman Kossel
Reisen, 1402
Auch die Skihänge sind großartig.
Leslie Park
zitiert in Der ultimative Urlauber, 1403
Die Hauptgeschäftsstelle der Hennessy-Stiftung befand sich auf Takmandu im Coronihaufen. Takmandu war über Jahrhunderte das politische Zentrum der abgelegeneren Welten gewesen. Ich war bisher nur einmal dort, als Teenager, zusammen mit meiner Schulklasse. Das war das erste Mal, dass ich Rimway verlassen hatte, und es war eines jener Ereignisse, die das ganze Leben verändern können. Der Besuch der historischen Stätten und damit der Zweck der Exkursion beeindruckte mich wenig, aber ich liebte das Schiff. Die Starduster. Und den Flug. Ich kehrte mit dem festen Entschluss zurück, Pilotin zu werden.
In einem Zeitalter, in dem die Kommunikation über interstellare Distanzen am schnellsten verläuft, wenn man sich persönlich auf die Reise begibt, war klar, dass ich mich erneut auf den Weg machen musste. Alex schützte geschäftliche Belange vor, Verabredungen mit Kunden, die er bei Laune halten müsse. Du weißt doch, wie das ist, Chase. »Jedenfalls«, sagte er, »weiß ich überhaupt nichts über Schiffs-KIs. Such die Falcon und finde heraus, was die KI dir zu sagen hat.«
»Falls sie etwas zu sagen hat«, gab ich zurück.
So optimistisch er nur konnte, blickte er mir entgegen. »Wer nicht wagt …«, sagte er.
Also packte ich mir ein paar gute Bücher ein, schnappte mir einen leeren Chip, der mit der Datenschnittstelle der KI der Falcon kompatibel war, und ging an Bord der Belle-Marie. Am ersten Tag des neuen Jahres machte ich mich auf den Weg nach Takmandu zur Josef-Hennessy-Stiftung, die sich ein besseres Verständnis zwischen uns und den Ashiyyur zum Ziel gesetzt hatte.
Ich hatte noch nie einen leibhaftigen Stummen gesehen. Alex hatte einmal mit einem gesprochen. Falls das das richtige Wort dafür ist. Sie sind Telepathen, und etwas ist an ihrer Physiognomie, das einem kalt über den Rücken läuft. Ganz zu schweigen davon, dass sie einem ins Gehirn schauen können. Alex hat die Erfahrung in seinen Memoiren beschrieben. Sein Kommentar mir gegenüber lautete, dass es zwischen Menschen und Stummen nicht an Verständnis fehlt, sondern an Abstand. Wir sind einfach nicht dazu geschaffen, miteinander auszukommen. »Die Stiftung arbeitet schon ein halbes Jahrhundert an der gegenseitigen Verständigung«, sagte er. »Inzwischen sollten sie eigentlich begriffen haben, wie die Realität aussieht.«
»Ich schätze, sie werden es weiter versuchen«, sagte ich.
»Yep. Allerdings frage ich mich, ob sie nicht eher darauf aus sind, irgendwelchen Idioten das Geld aus der Tasche zu ziehen.«
Unterwegs las ich alles über die Hennessy-Stiftung, was ich finden konnte. Sie hatten einige Austauschprogramme gefördert und Seminare über die Kommunikation mit den Stummen abgehalten, über die Besonderheiten ihrer Psychologie und darüber, wie man den natürlichen Abscheu in ihrer Gegenwart unter Kontrolle bringen konnte. Die Stummen sahen eigentlich gar nicht so schlimm aus. Sie waren humanoid, aber sie hatten auch etwas Insektenhaftes an sich. Die Bilder von ihnen sahen nicht so beunruhigend aus;
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