Alex Benedict 03: Die Suche
Falcon.«
»Das war sein Name?«
»Ja.«
»Hätte die KI alles aufgezeichnet?«
»Ja. Aber die Wescotts hätten alle Daten, von denen sie verhindern wollten, dass sie bekannt werden, löschen können.«
»Das wäre ein ziemlich schlimmes Vergehen, nicht wahr? Wenn sie dabei erwischt worden wären.«
»Ja.«
»Du sagtest, niemand würde die KIs überprüfen; wozu also Änderungen vornehmen?«
»Das ist ein Argument«, gab ich zu. »Bevor du dir aber allzu große Hoffnungen machst, sollte ich dir sagen, dass die Vermessung die Dinger alle paar Jahre komplett überholt. Sie gehen ins Programm, säubern das System, aktualisieren es vielleicht und reinstallieren es.«
»Alle paar Jahre?«
»Ja. Die KI, die die Wescotts benutzt haben, dürfte schon vor langer Zeit gelöscht worden sein.«
Eine Weile saß er nur da und gab irgendwelche Kommentare über das Wetter, den Friedhof und über ein paar geschäftliche Dinge ab. Ich dachte schon, er hätte das Thema fallen gelassen, als er plötzlich sagte: »Lass es uns trotzdem versuchen.«
»Was versuchen?«
»Mit der KI. Vielleicht haben wir Glück.«
»Alex, das hat keinen Sinn.«
»Wir haben nichts zu verlieren. Gehen wir einfach ans Netz und fragen. Vielleicht laden sie alles in eine Stammdatei herunter, wer weiß?«
Er machte sich auf den Weg zu einem Essen mit einem Kunden. Ich rief die Vermessung und wurde von einem ihrer Avatare begrüßt. Dieses Mal ein älterer Mann, eine bärtige Eminenz. »Ja, junge Dame«, sagte er, »wie kann ich Ihnen helfen?«
Ich erklärte ihm, was ich wollte, dass ich Details über die Flüge der Wescotts in den 1380ern und den frühen 90ern suchte. Dass ich hoffte, die Daten der Falcon- KI wären noch verfügbar.
»Wir haben die offiziellen Logbücher gespeichert«, verkündete er, als wäre das die Lösung aller Probleme.
»Ja, natürlich. Aber wir denken, die könnten fehlerhaft sein. Wir würden die Informationen der KI gern wiederherstellen, falls das möglich ist.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Darf ich Sie bitten, einen Moment zu warten?«
Dann war er verschwunden. Die Vermessung ist nicht anders als die meisten anderen bürokratischen Einrichtungen. Wenn sie einen bitten zu warten, überschwemmen sie einen mit Bildern von Wasserfällen und Sandstränden und Gebirgslandschaften und lassen einen eine Stunde lang damit allein. In diesem Fall war es anders. Ich bekam den Wasserfall, aber sie meldeten sich binnen einer Minute zurück, und dieses Mal sprach ich mit einem menschlichen Wesen.
»Hi, Chase«, sagte er. »Ich bin Aaron Winslow. Sie erinnern sich vermutlich nicht mehr an mich, aber wir sind uns bei der Polaris-Veranstaltung im vergangenen Jahr begegnet.«
»Die, die in die Luft geflogen ist.«
»Ja, furchtbare Geschichte. Aber ich war sehr erleichtert, als ich feststellen durfte, dass die meisten von uns unbeschadet davongekommen sind. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Ich arbeite für Rainbow, Aaron.«
»Ja, ich weiß. Alexander Benedicts Geschäft.«
»Richtig. Ich führe einige Nachforschungen im Zusammenhang mit dem Tod der Wescotts ’98 durch. Ich hatte gehofft, die KI ihres Schiffs, der Falcon, wäre noch abrufbar.«
»Nach dreißig Jahren? Das glaube ich nicht, Chase. Die regelmäßige Reprogrammierung nach jeweils sechs Missionen wird hier mit beinahe religiöser Hingabe verfolgt.« Er nagte an seiner Unterlippe. »Sie sagen, sie waren mit der Falcon unterwegs?«
»Ja.«
»Da klingelt nichts.« Er blickte zur Seite, vermutlich auf einen Monitor. »Warten Sie eine Sekunde.«
»Okay.«
»Die Falcon war vor meiner Zeit. Sie wurde gleich nach der letzten Mission der Wescotts verkauft.«
»Hat es irgendwelche Probleme damit gegeben?«
»Nein. Sie hatte vierzig Dienstjahre hinter sich. Nach dieser Zeit wurden die Schiffe abgestoßen.«
»Behält die Vermessung ihre Schiffe heute länger?«
»Fünfundfünfzig. Wir kaufen heute bessere Qualität ein.«
»Was passiert mit einem Schiff, dessen Zeit abgelaufen ist?«
»Wenn wir können, verkaufen wir es. Anderenfalls wird es verschrottet.«
»Wird die KI gelöscht, wenn das passiert?«
Er schien verwirrt. »Wissen Sie, ich habe keine Ahnung. Das ist eine Frage, die sich mir nie gestellt hat.« Er verzog das Gesicht und trommelte mit den Fingerspitzen auf eine flache Oberfläche. Wahrscheinlich eine Tischplatte. »Warten Sie noch eine Sekunde, Chase.«
Die malerischen Bilder kehrten zurück. Dieses Mal waren es Sanddünen. Und Musik, dazu
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