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Alex Benedict 03: Die Suche

Alex Benedict 03: Die Suche

Titel: Alex Benedict 03: Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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aber Alex warnte mich und erklärte, das, was man allenthalben über sie höre, stimme. Kam man in ihre Nähe, standen einem die Haare zu Berge.
    Die KI lieferte mir einen Stummen-Avatar, mit dem ich mich unterhalten konnte. Er sah in der Tat ziemlich erschreckend aus, so wie diese Dinger, die man in Horrorsims zu sehen bekommt. Rote Augen, Fangzähne und ein Lächeln, das einem bedeutete, man stünde als nächster Gang auf der Speisekarte. Dennoch empfand ich nicht die Art von Abscheu, vor der man mich gewarnt hatte.
    »Das liegt daran«, verkündete Alex, »dass er nicht wirklich ist und dass du das weißt.«
    Was immer Alex denken mochte, die Stiftung konnte durchaus gewisse Erfolge vorweisen. Die sporadischen Überfälle und die gelegentlichen kämpferischen Auseinandersetzungen zwischen Stummen und Menschen hatten aufgehört. Besucher der beiden Seiten pflegten Kontakt zu aufgeschlossenen Gruppierungen, und es gab sogar eine Gesellschaft der Ashiyyur-menschlichen Freundschaft. Das erklärte Ziel der Stiftung: Zwei intelligente Spezies mit einem Ziel.
    Das Ziel, so bemerkte Alex, sollte sein, beide Spezies auf Distanz zu halten.
    Der Historiker Wilford Brockman hat einmal erklärt, wir sollten uns glücklich schätzen, den Stummen begegnet zu sein, denn diese Begegnung habe die menschliche Rasse geeint. Seit sie vor Jahrhunderten auf der Bildfläche erschienen waren, hatte es zwischen menschlichen Gesellschaften nur noch einen einzigen Krieg gegeben. Die letzten paar Jahrhunderte stellten die längste Periode inneren Friedens seit Jahrtausenden dar.
    Interessanterweise wurde der gleiche Effekt auch auf Seiten der Stummen bemerkt. Auch sie hatten eine lange Geschichte vernichtender kämpferischer Auseinandersetzungen hinter sich, die sich nun jedoch spürbar abgeschwächt hatten. Nichts ist so geeignet, die Leute – oder die Stummen – zu einen, wie ein gemeinsamer Feind.
     
    Ich verließ den Sprungstatus drei Tage von Takmandu entfernt. Ich informierte ihre Flugsicherung, dass ich in der Nähe war, und fing einen der Krimis an, die ich mitgenommen hatte.
    Aber ich war noch nie imstande gewesen, sechs oder sieben Stunden am Stück zu lesen, also ertappte ich mich dabei, dass ich mir wieder einmal ein paar Sims reinzog, die auf der Margolianerlegende basierten. In Die Tigermenschen der verlorenen Welt wird die verlorene Kolonie bei einer Mission entdeckt, doch sie wurde von Wäldern überwuchert, und die Kolonisten haben sich zu gefräßigen Bestien entwickelt (wie das innerhalb von ein paar Tausend Jahren abgelaufen sein sollte, wurde nicht erklärt). Vampir unter Deck erzählt die Geschichte eines Frachters, der auf ein margolianisches Schiff mit einem einsamen Piloten an Bord stößt, und der entpuppt sich als – na ja, das können Sie sich wohl denken.
    Die meisten Bücher zu diesem Thema waren nicht ernstzunehmen. Die meisten Autoren waren irgendwelche Idealisten, die okkulte Erklärungen lieferten für das, was passiert war, und manchmal sogar behaupteten, die verlorene Kolonie übe einen mystischen Einfluss auf ganz bestimmte Personen aus. (Schicken Sie Geld und erfahren Sie, wie Sie die margolianische Macht in ihrem eigenen Leben nutzen können.)
    Die am meisten verbreitete Theorie war die Vorstellung von einem Dämonenstern, die schon kurz nach dem Aufbruch der Margolianer aufgekommen war. Harry Williams’ berühmter Kommentar, sie würden so weit fliegen, dass nicht einmal Gott sie mehr finden könnte, wurde berüchtigt dafür, dass er einen religionsfeindlichen Geist heraufbeschwor. Infolgedessen setzte sich die Vorstellung durch, die margolianische Mission sei schon vor dem Start dem Untergang geweiht gewesen. Jemand brachte die Idee auf, ein roter Stern würde über ihrer erwählten Welt erscheinen, das Auge Gottes, und dieser Stern wäre der Vorbote der Zerstörung der Kolonie.
    Bald kamen Geschichten in Umlauf, dass viele Leute, die den Margolianern Geld gespendet und Zeit geopfert hatten, vor ihrer Zeit gestorben seien. Und als die Jahre vergingen und es kein Lebenszeichen von den Margolianern gab, breitete sich das Gerede über einen Fluch immer weiter aus. Das Auge Gottes klang plötzlich gar nicht mehr so weit hergeholt.
    Ich dachte darüber nach, was eine wahrhaft freie Gesellschaft binnen neuntausend Jahren wohl vollbringen konnte. Harry Williams’ Flüchtlinge waren mit der festen Absicht abgereist, die alten Fehler nicht zu wiederholen und die Lektionen aus der Geschichte zu beherzigen.

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