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Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Titel: Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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eine Gedenkfeier und nicht mehr. Freunde und Familienmitglieder traten nach und nach vor, um über sie zu reden, um ihrer zu gedenken und um dem Bedauern darüber Ausdruck zu verleihen, dass Vicki, aus welchen Gründen auch immer, zu solch einem extremen Mittel gegriffen habe. »So viele von uns haben sie geliebt«, sagte ein Mann, der sie schlicht als eine Freundin bezeichnet hatte, die Tränen aber nicht zurückhalten konnte, »und nun ist sie fort.«
    Ich wohnte zum ersten Mal einer Gedenkfeier dieser Art bei, die für eine Person ausgerichtet wurde, welche theoretisch noch am Leben war. Die jeden Moment zur Tür hätte hereinkommen können.
    Als der letzte Redner fertig war, gab der Presbyter das Zepter an Cory weiter, der allen Anwesenden für ihr Kommen dankte und erklärte, im Speisesaal stünden Erfrischungen bereit. Er hoffte, so sagte er, alle würden noch eine Weile bleiben.
    Manche blieben. Andere gingen nach und nach ihrer Wege. Wir schlenderten durch das Gewühl, taten hier und da unsere Anteilnahme kund und suchten nach jemandem, der vielleicht wissen mochte, warum sie ihr Gehirn hatte löschen lassen. Ich wurde einigen Personen vorgestellt, deren Namen mir vertraut erschienen. »Horrorautoren«, verriet uns jemand, »das ist ein ziemlich verschworener Haufen, glauben Sie mir!« Ich versuchte mir vorzustellen, wie sich wohl ein Abend an der Bar mit einer Gruppe von Leuten gestaltete, die über Sumpfmonster fabulierten.
    Vicki hatte einen Haufen Freunde. Frauen erzählten von den herrlichen Zeiten mit ihr, Männer sprachen voller Bewunderung von ihren Qualitäten, wobei es angeblich um ihre Schreiberei ging. Ich jedoch hegte zunehmend den Verdacht, dass es sich um ein Codewort für ihre strahlenden braunen Augen und den üppigen Vorbau handelte. Aber vielleicht tat ich diesen Männern ja auch Unrecht. Anscheinend hatte Vicki eine Menge Männerbekanntschaften gehabt. Einer ihrer Freunde hatte sogar einen Avatar von Vicki gestaltet, mit dem er nun, wo sie fort war, beisammensaß und stundenlang nur redete. Als ich ihm zum ersten Mal begegnete, war mir dieser Umstand nicht bekannt. Ich fand es erst im Laufe des Tages heraus. Aber ich erinnere mich gut daran, dass ich gespürt hatte, wie besessen er von dieser Frau war. Vermutlich war für ihn besonders schmerzhaft zu wissen, dass sie immer noch am Leben, dass ihre Persönlichkeit mehr oder weniger intakt war. Aber was immer er für sie bedeutet hatte, war Vergangenheit. Er war nicht einmal mehr eine Erinnerung.
    Ich konnte nur eine Person auftreiben, die Vicki nach ihrer Rückkehr von Salud Afar noch gesehen hatte: Cass Jurinsky, eine runzlige, sehr alt aussehende Autorin, die über das Horrorgenre schrieb. Als sie sich erkundigte, womit ich mir meinen Lebensunterhalt verdiente und ich Alex erwähnte, war sie plötzlich sehr aufgeregt. »Vicki war ein großer Fan von ihm!«, erklärte sie mir. »Sie hat immer davon gesprochen, ihn eines Tages als Figur in einem ihrer Romane einzusetzen!«
    Alex in einem Horrorroman! Ich versuchte mir vorzustellen, wie er mit einem Poltergeist Fangen spielte.
    »Wirklich!« Sie sah mich aus traurigen Augen an. »Ich vermute, sie ist nie dazu gekommen, mit ihm zu sprechen, richtig?«
    »Nein, nur beinahe«, erwiderte ich. Das erklärte vielleicht, warum Vicki ausgerechnet uns um Hilfe gebeten hatte. »In welcher Gemütsverfassung war sie nach ihrer Rückkehr? Ist Ihnen etwas Außergewöhnliches aufgefallen, Cass?«
    »Sie wirkte deprimiert«, erzählte Jurinsky. »Ich weiß nicht, woran es lag. Es war, als hätte jegliche Tatkraft sie verlassen!«
    Jurinsky hatte weißes Haar und ein faltiges Gesicht. Aber ihre Augen glühten feurig auf, wenn sie über Vicki und ihre diabolischen Werke sprach. »Niemand war besser darin als sie! Sie hatte nicht deshalb das größte Publikum, weil sie eine subtilere Art von Horror schrieb als die anderen, nein! Aber wenn man sich auf sie und ihre Art zu schreiben einlässt, gibt es niemanden, der die Leute besser in Angst und Schrecken versetzen kann als sie!«
    »Wo sind Sie ihr zuletzt begegnet?«, fragte ich.
    »Das ist ein paar Wochen her. Bei der Welt-Schreckensmesse. Dort treffen sich die Horrorfans.« (Darauf wäre ich auch allein gekommen.) »Sie findet jedes Jahr in Bentley statt. Vicki ist plötzlich ohne Vorwarnung dort aufgetaucht. Sie stand nicht auf der Liste der anwesenden Prominenten, aber irgendwann habe ich mich umgesehen, und da war sie. Ich wusste nicht einmal, dass sie

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