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Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Titel: Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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jemandem hätte erzählen können.«
    »So war es wohl.«
    »Aber die Erinnerung war immer noch da.«
    »Ja.«
    »Warum haben sie – wer auch immer – dann nicht einfach ihr Gedächtnis gelöscht?«
    »Sollten wir die Schuldigen finden, können wir sie ja fragen! Ich vermute allerdings, der Grund war, dass man eine vollständige Gedächtnislöschung nicht verheimlichen kann. Ich meine, die arme Frau hätte ja nicht einmal mehr nach Hause finden können.«
    »Konnte dieser Obermaier ihr denn nicht helfen? Statt ihre Erinnerungen vollständig auszulöschen?«
    »Er sagt, er habe es versucht. Aber, wie es scheint, sind lineare Blockaden tendenziell unaufhebbar.«
    »Also hat er die Extraktion durchgeführt, weil sie Probleme mit der linearen Blockade hatte? Verstehe ich das richtig?«
    »Sie haben die Extraktion durchgeführt, weil Vicki Greene darum gebeten hat.«
    »Hätte der Arzt sich nicht weigern können?«
    »Er sagt, er habe keine andere Möglichkeit gesehen, als ihr ihren Willen zu lassen.«
    »Warum?«
    »Er behauptet, hätte er sie sich selbst überlassen, dann hätte sie womöglich Selbstmord begangen.«
    »Und du denkst, das alles geht auf ihren Aufenthalt auf Salud Afar zurück?«
    »Ich glaube, dass es daran nicht den geringsten Zweifel gibt!«
    »Willst du andeuten, sie ist vielleicht einem echten Werwolf begegnet? So was in der Art?«
    »Ich glaube, sie hat etwas herausgefunden, das sie nicht hätte wissen sollen.«
     
    Zwei Tage später hatte Alex etwas aufgetrieben, das ich mir ansehen sollte. »Diese Aufzeichnung wurde auf der Nightline-Horrortagung gezogen«, sagte er. »Die Tagung hat ein paar Tage, bevor Vicki nach Salud Afar aufgebrochen ist, stattgefunden. Vicki gehörte zu den Gästen, und das hier ist eines der Diskussionsforen, an denen sie teilgenommen hat.«
    Das Hologramm flackerte auf. Vier Personen saßen an einem Tisch. Vicki saß an einem Ende. Hinter ihr vermutete ich der Geräuschkulisse nach das Publikum. Ein großer, rothaariger Mann neben ihr hielt die Hand hoch, und die Menge verfiel in Schweigen. »Mein Name ist Sax Cherkowski, und ich möchte nur kurz bemerken, dass mein letzter Roman den Titel Nacht des Schreckens trägt. Ich bin der Moderator dieser Diskussionsrunde, und ich würde mir gern einen Moment Zeit nehmen, alle Teilnehmer vorzustellen. Anschließend werden wir darüber reden, wie man Stimmungen vermittelt, mit anderen Worten, wie man den Leser erfolgreich erschreckt.«
    Wir ließen die meisten Kommentare im schnellen Vorlauf an uns vorüberziehen, bis Vicki schließlich an der Reihe war. »Es muss nicht dunkel sein«, sagte sie und demonstrierte mit einem strahlenden Lächeln, dass all die Mumien und Vampire nur ein großer Spaß waren. »Es muss schon gar nicht finster sein. Alles, was nötig ist, ist ein Hinweis darauf, dass etwas bevorsteht, und plötzlich wird der Wind für den Leser hörbar.
    Das kann um zwei Uhr nachmittags in einem Bürogebäude stattfinden, in dem sich tausend Leute herumtreiben. Denn wenn ein Autor weiß, was er tut, kann er die Dinge immer so einfädeln, dass der Leser jedes Mal zusammenzuckt, wenn jemand eine Tür öffnet.«
    Die Diskussionsteilnehmer beantworteten abwechselnd die Fragen des Moderators und des Publikums. Vicki redete nicht einfach, sie inszenierte sich. Sie glänzte. Das Publikum liebte sie. »Vergessen Sie nicht«, erklärte sie, »dass Sie nicht einfach nur eine Geschichte erzählen! Sie schaffen ein Erlebnis. Wenn die Dielen knarren, dann sollte Ihr Leser das hören. Wenn ein Holzscheit im Kamin umfällt, sollte Ihr Leser erschrecken. Das heißt aber auch, dass Sie, wenn Sie irgendetwas schreiben, das die Handlung nicht vorantreibt, wenn Sie beispielsweise ein Adjektiv einwerfen, das zum Aufbau der Atmosphäre nicht wirklich gebraucht wird, etwas tun, was den Fluss der Geschichte zum Stocken bringt. Und das erinnert den Leser daran, dass er zu Hause in einem bequemen Sessel sitzt und ein Buch liest. Wenn das passiert, entschwindet all das, was Sie erreichen wollten, all das, wofür Sie so schwer gearbeitet haben!«
    Alex ließ das Holo etwa zwanzig Minuten lang laufen. Vicki hatte das Publikum sicher im Griff. Sie kassierte Lacher, nahm den Applaus entgegen, tauschte geistreiche Bemerkungen mit anderen Gästen aus, scherzte mit den Leuten auf ihren Plätzen und war schlicht der Star der Show. Dann zeigte Alex mir eine andere Diskussionsrunde, in der Vicki Greene darzulegen versuchte, warum die Leute sich so gern

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