Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels
vergessenen Asteroiden zu tun hatte.
EPILOG
Der Gleiter leitete am spätherbstlichen Himmel den Landeanflug ein. In der Tiefe lag eine Stadt, die von tausend anderen in der ausgedehnten Prärielandschaft nicht zu unterscheiden war, die eine Bergkette im Westen von den Wäldern im Osten trennte. Die Stadt lag an einem Fluss, einem Nebenfluss des Myakonda, in einer gemäßigten Zone. Das Klima war angenehm, Schneestürme selten, Tornados nonexistent.
Cory Greene blickte aus dem Gleiter herab, sah die Schule, die beiden Kirchen, die mehreren Hundert Häuser, die sich um stille Straßen gruppierten, Parks und Sportplätze säumten, auf denen gerade in diesem Moment mehrere Ballspiele ausgetragen wurden. »Eine nette Gegend«, meinte er.
Obermaier hielt noch immer die Augen geschlossen. Er war nicht gerade glücklich. »Ihnen ist klar, Mr Greene, dass ich davon nicht begeistert bin!«
»Das ist mir bewusst, Herr Doktor.«
»Normalerweise hätte ich Ihr Anliegen nicht einmal in Erwägung gezogen. Meines Wissens wurde so etwas noch nie zuvor gemacht.«
»Ich verstehe.«
»Es ist unethisch!«
»Ich weiß.«
»Ich würde es vorziehen, wir ließen die Dinge, wie sie sind!«
»Das wäre ihr gegenüber nicht fair.«
»Ihr Leben durcheinanderzubringen auch nicht!«
Greene war die Diskussion leid. Wie oft wollten sie das noch wiederholen! »Herr Doktor, ich habe das Protokoll unterzeichnet! Ich werde mich ihr nicht zu erkennen geben. Nach diesem Tag werde ich nie wieder in diese Stadt zurückkehren. Ich werde niemandem erzählen, was wir hier tun. Und ich werde den Ort selbst unter Folter niemals preisgeben.«
Auf den Straßen spielten Kinder Seilspringen. Anderenorts saßen sie auf Schaukeln oder jagten sich gegenseitig durch die Gärten. Mehrere Leute blickten von einer Bank auf, als sie über ihnen vorüberflogen.
Sie sanken tiefer.
Greenes Herz schlug ein wenig schneller.
»Wir haben sie über unser Kommen in Kenntnis gesetzt«, verkündete Obermaier. »Sie weiß, dass wir Neuigkeiten für sie haben, aber sie hat keine Ahnung, worum es geht.«
»Okay.«
»Sie wird mich erkennen. Sie hält mich für einen Onkel. Also überlassen Sie bitte mir das Reden! Sollten Sie gefragt werden, dann sind Sie lediglich als Beobachter dabei!«
Sie schwebten auf ein bescheidenes, einstöckiges Haus am Ende einer von Bäumen gesäumten Auffahrt zu. Es gab einen Rasen, einen Lattenzaun und einen großen, blühenden Busch vor dem Haus.
»Hier wohnt sie?«, fragte er.
»Ja. Sie ist jetzt Musiklehrerin.«
»Kaum zu glauben!«
»Das kann ich mir denken.«
Bald schwebte der Gleiter herab und landete auf einer Landeplattform, die sich die beiden benachbarten Häuser teilten.
Cory öffnete die Luke genau in dem Moment, in dem die Kirchenglocken zu läuten anfingen.
Obermaier sah ihn an. »Sind Sie wirklich sicher, dass Sie das tun wollen? Ein Zurück wird es dann nicht mehr geben!«
»Ich bin sicher.«
»Sie fühlt sich mit ihrem derzeitigen Dasein recht wohl. Sie hat eine Familie, für deren Zusammenführung wir eine Menge Ärger und Kosten auf uns nehmen mussten. All das bringen Sie durcheinander!«
»Ich weiß.«
»Okay.« Obermaier atmete tief ein und langsam wieder aus. Die Kirchenglocken verstummten, und eine tiefe Stille schien über der Stadt zu liegen. »Ihnen ist klar, dass das ihre Erinnerung nicht wiederherstellen wird! Es wird nicht dazu führen, dass alles wieder so wird, wie es mal war!«
»Ich verstehe.« Durch die offene Luke wehte eine kühle Brise herein. Im Wohnzimmer des Hauses brannte Licht. Cory umfasste den Rahmen der Luke, glitt von seinem Sitzplatz und trat auf die Plattform. »Selbst wenn sie sich nicht erinnern kann, verdient sie es, zu erfahren, wer sie war. Wer sie ist.«
Mit Obermaier im Schlepptau ging er zum Haus hinüber. Über der Eingangstür flammte eine Lampe auf, und eine KI erkundigte sich, wer gekommen sei.
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