Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Titel: Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
zu wünschen. Oder Gottes Segen. Die Menschen winkten ebenfalls. Noch vor ein paar Monaten wäre solch ein Geschehen undenkbar gewesen.
    Wir gingen an Bord der Belle-Marie, und der Techniker zeigte mir sechs zusätzliche Sicherheitssitze, was die Passagierkapazität der Belle verdoppelte. Und sie hatten die Lebenserhaltungssysteme hochgerüstet. »Wenn Sie zurück sind«, sagte er, »werden wir noch einen zusätzlichen Waschraum einbauen. Inzwischen werden Sie sich so gut wie möglich arrangieren müssen. Geben Sie uns Bescheid …«, und er brachte nicht einmal ein Lächeln zustande, »… wenn wir sonst noch etwas für Sie tun können!« Er überprüfte etwas in seinen Notizen, sagte: »Okay, das ist in Ordnung!«, ohne dabei jemanden anzusprechen, und machte sich auf den Rückweg zur Luke. Er stellte einen Fuß in die Ausstiegsröhre, hielt inne und machte noch einmal kehrt. »Übrigens kennt Ihre KI die Namen Ihrer Passagiere und deren Ankunftszeit, bis zu der nun nur noch ein paar Minuten vergehen dürften. Sie hat außerdem die nötigen Kontaktinformationen für Ihre Ankunft auf Sanctum.«
    Dann ging er, und ich setzte mich und begrüßte Belle.
    »Hi, Chase!«, sagte sie.
     
    Ich hatte mit einer weiteren Gruppe Kinder gerechnet und war erleichtert, als stattdessen eine Truppe Techniker und Ingenieure auftauchte. Ich weiß, das klingt hartherzig, aber die Vorstellung, den ganzen Weg bis nach Sanctum in Begleitung von Kindern in einem mehr oder weniger hysterischen Zustand zurückzulegen, war nicht gerade verheißungsvoll. Ich fragte mich, wie die Stumme auf dem anderen Schiff, die den Gefühlen der Kinder noch viel deutlicher ausgesetzt war, als ich es je wäre, damit fertig wurde. Zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass sie vielleicht eine Art Ein- und Ausschalter hatten.
    Meine Passagier kamen an Bord, und ich stellte mich vor. Uns allen war auf Anhieb klar, dass wir hier nur ein Minimum an Privatsphäre erwarten durften und uns mit einigen Unbequemlichkeiten anfreunden mussten. Binnen weniger Minuten waren wir unterwegs. Und ich erkannte, dass dieser Flug auf seine Art nicht weniger unangenehm werden würde als der mit der Ladung Kinder, die ich erwartet hatte. All meine Passagiere ließen Familien, Geliebte, Freunde zurück, für die kein Platz auf der Belle-Marie war und vermutlich auch nicht auf einem der anderen Schiffe, die sich in den nächsten drei Jahren auf den Weg machen würden. Die Kinder und die Erwachsenen, die für sie sorgen würden, wurden mit Vorrang behandelt. Niemand konnte dagegen etwas einwenden, aber das konnte den Schmerz nicht lindern. Und so würden auch meine Passagiere nach Sanctum reisen und die ihnen gestellten Aufgaben meistern. Waren sie damit fertig, so hatten sie die Wahl: Sie konnten bleiben und so dem Donnerkeil entgehen. Oder sie konnten nach Salud Afar zurückkehren mit der nahezu hundertprozentigen Aussicht, später nicht mehr evakuiert zu werden, und das Risiko, in den Schutzbunkern zu überleben oder auch nicht, auf sich nehmen. Das wiederum ermutigte sie, verständlicherweise, auf Sanctum zu bleiben.
    Es war ein langer Flug. Wir hatten einen Schlafplan aufgestellt, um es jedem Einzelnen so bequem wie möglich zu machen. Trotz der Aufrüstung der Lebenserhaltungssysteme war die Luft bald drückend. Ständig saßen zwei Leute auf der Brücke. Der Rest – abgesehen von denjenigen, für die gerade Schlafenszeit angesagt war – trieb sich größtenteils im Gemeinschaftsraum herum. Einige saßen auf dem Boden, weil es nicht genug Sitzplätze gab. Das elektronische Spielesystem war angesichts der vielen Personen überlastet, und ich nahm mir vor, beim nächsten Mal ein paar Kartenspiele mitzunehmen.
    Meine Passagiere nahmen es so gelassen wie nur möglich. Jeder wusste, wie viel auf dem Spiel stand, dennoch lastete die Beengtheit an Bord auf uns allen. Wir stellten einen Plan zur Unterhaltung an Bord auf, eine Show am Nachmittag, eine am Abend. Wir spielten Musicals, Komödien und Krimis. Nichts Schwieriges. Ausschließlich leichte Kost. Wir ließen sogar Bingo wieder aufleben, ein Spiel, das, wie Alex mir erzählt hatte, vor mehr als zweitausend Jahren von den Dellacondanern eingeführt worden sei, möglicherweise aber noch älter war (um der Wahrheit genüge zu tun: Rainbow Enterprises hatte erst kürzlich ein Bingoset aus dellacondanischer Zeit für ein kleines Vermögen verkaufen können).
    Und wir unterhielten uns. Ehe wir ankamen, war die Lebensgeschichte eines

Weitere Kostenlose Bücher