Alex Benedict 06 - Firebird
für mich übernehmen?«
»Sicher«, sagte ich. »Wir helfen, wo wir können.«
»Gut. Danke.« Sie lächelte, und zum ersten Mal in einem Gespräch, das eigentlich hätte emotional verlaufen müssen, sah ich eine Spur von irgendwas in ihren Zügen. Hoffnung, vielleicht. Freudige Erregung. Ich weiß es nicht. »Ich melde mich in ein paar Monaten wieder und sage Ihnen, was dabei herausgekommen ist.«
Wir haben sie nie wiedergesehen.
Es gab noch eine Reihe anderer Probleme, aber nichts in der Art von Miranda oder dem Kerl, der uns verklagen wollte. Ich war jedenfalls froh, als der Tag endlich zu Ende ging. Ich wollte mich gerade auf den Heimweg machen, als Emile Zuckerman auftauchte. Zuckerman war ein Klient, der ashiyyurische Kunst sammelte. Und er war ein Physiker von beachtlichem Ansehen, dessen Leistungen auf dem Gebiet der Chaos-Analyse, schlicht gesagt, zu kompliziert waren, als das irgendein normaler Mensch auch nur ansatzweise begreifen konnte, wovon eigentlich die Rede war. Zumindest ging das weit über meinen Verstand. Bedauerlicherweise hätte er nicht einmal erklären können, wie man ein Glas aus dem Schrank nimmt, ohne dabei Verwirrung zu stiften. Trotzdem spielte ich immer mit, wenn er sich meldete, nickte regelmäßig, als würde ich verstehen, warum die Kausalität in der Nähe schwarzer Löcher aufgehoben war oder warum er ein zweites Artefakt aus dem Zuhause von Ajax Bittman brauchte.
Er war ein kleiner, schmal gebauter Kerl, der mir immer das Gefühl vermittelte, ich sollte nicht allein auf die Straße gelassen werden. Seine Zähne waren stets zu sehen, was den Eindruck erweckte, er wäre auf der Suche nach etwas Essbarem. Er hatte einen weißen Bart und dunkelbraune Augen, die nie ohne ein schelmisches Funkeln auskamen. Ich hegte von jeher den Verdacht, dass er genau wusste, was er tat, und es genoss, die Leute um sich herum zu täuschen. Dieses Mal wandte er ein oder zwei Minuten dafür auf, mir zu erzählen, wie gut ich aussah. Dann erkundigte er sich, ob Alex zu sprechen sei.
»Er ist unterwegs, Zuck«, sagte ich. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Können Sie ihn erreichen?«
»Das ist ziemlich kompliziert. Worum geht es denn?«
Die Lippen gaben noch mehr von seinen Zähnen frei. »Ich würde wirklich gern mit ihm sprechen, Chase. Bitte.«
Normalerweise hätte ich nicht einen Gedanken daran vergeudet, Alex bei was immer er gerade tat zu stören, um ihn mit Zuck zu verbinden, aber ich sah mich an diesem Nachmittag mit einem ungewöhnlichen Maß an Anspannung konfrontiert. »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte ich.
Ich gab ihm einen Drink und setzte ihn in den Besprechungsraum, während Jacob meinen Anruf durchstellte. Nur audio. Als Alex sich meldete, saß ich wieder in meinem Büro. Ich konnte Musik und Stimmen und das Klirren von Besteck im Hintergrund hören.
»Zuck möchte dich sprechen, Alex«, sagte ich. »Das könnte ein bisschen deiner Zeit wert sein.«
»Du weißt nicht, worum es geht?«
»Nein.«
Er seufzte.
»Tut mir leid.«
»Sag ihm beim nächsten Mal, ich wäre auf einer Beerdigung. Wo ist er jetzt? Im Haus?«
»Ja.«
»Gut. Sag Jacob, er soll mich durchstellen, aber bleib dran.«
»Warum?«
»Du weißt doch, wie er ist. Wenn er ins Reden kommt, dann überleg dir einen Grund, um das Gespräch zu unterbrechen. Denk dir irgendeinen Notfall aus oder so was.«
Ich atmete tief durch, holte mir was zu lesen, und lauschte. Sie begrüßten einander. »Ich hoffe« , sagte Zuck, »ich unterbreche Sie nicht bei irgendwas.«
»Nein, nein« , entgegnete Alex liebenswürdig. »Ich bin beinahe fertig, mit dem, was ich mir vorgenommen habe.«
»Gut. Es tut mir leid, dass ich stören musste.«
»Schon gut. Worum geht es?«
»Ich werde Ihre Zeit nicht lange in Anspruch nehmen, Alex. Aber ich habe gelesen, dass Sie Interesse an Chris Robin gefunden haben.«
»Mehr oder weniger. Warum? Haben Sie ihn gekannt?«
»Nein. Ich bin ihm ein paarmal begegnet, aber ich kann nicht behaupten, ihn gekannt zu haben. Aber ich kannte jemanden, der hat ihn gekannt.«
»Tatsächlich? Wer?«
»Cara. Cara Bosworth.«
»Und sie war …?«
»Robins Mentorin an der Universität von Margala. Sie war eine tolle Frau, Alex. Brillant. Wir haben sie vor ungefähr zwanzig Jahren verloren. Margalas Physikpreis ist nach ihr benannt worden.«
»Tut mir leid, das zu hören. Hatte sie eine Ahnung, was aus ihm geworden ist?«
»Sie hatte eine Theorie. Und sie hatte vermutlich recht.«
»Wie lautete
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