Alex Rider 7: Snakehead
dröhnten die Rotoren genau über ihm. Er spürte eine Hand auf seiner Schulter. Ben.
Er sprang.
Er erlebte eine Sekunde völliger Orientierungslosigkeit – sowar es beim letzten Mal auch gewesen –, er konnte nicht glauben, was er getan hatte und hatte auch keine Ahnung, wie es weiter gehen sollte. Er fiel so schnell, dass er nicht atmen konnte. Er war vollkommen hilflos. Dann öffnete sich der Fallschirm. Er spürte den Ruck, als sein Sturz abgebremst wurde. Und dann die Ruhe. Er schwebte unter einem unsichtbaren Seidenschirm, schwarz vor dem schwarzen Himmel.
Er blickte nach unten und sah die Bohrinsel. Oder eigentlich nur ihre groben Umrisse – zwei geometrische Figuren mit einer geraden Linie dazwischen. Etwa zwanzig winzige Lichter flackerten auf den beiden Plattformen. Indem er sie in seiner Fantasie zusammenfügte, konnte Alex sich ein Bild von Dragon Nine machen.
Er drehte sich um und sah weiter hinter sich den Helikopter und darunter elf schwarze Blüten – die anderen Fallschirmspringer. Der Chinook kam ihm erstaunlich leise vor. Wenn er ihn in dieser Höhe kaum hören konnte, hatte Major Yu da unten wahrscheinlich gar nichts gehört. Wie von Scooter vorhergesagt, war es windstill. Die See war vollkommen unbewegt. Alex brauchte seinen Flug nicht zu steuern. Wie von allein schien er sich genau in die richtige Richtung zu bewegen. Er erkannte das weiße H in der Mitte des Hubschrauberlandeplatzes. H wie Hier, H wie Hoffentlich.
Ein Fallschirmsprung hat drei Phasen. Zunächst einmal der Schock beim Absprung selbst. Dann das Gefühl der Ruhe, wenn der Schirm sich geöffnet hat. Und schließlich die Panik, wenn der Erdboden auf einen zurast. Alex geriet nur zu bald in die dritte Phase, zumal er erkennen musste, dass er nun doch vom Kurs abgekommen war. Vielleicht war er allzu zuversichtlich gewesen. Vielleicht hatte ihn unbemerkt eine Briseerfasst. Jedenfalls hatte er schlagartig nur noch Wasser unter sich. Er trieb immer weiter von der dreieckigen Plattform ab. Hektisch zerrte Alex an den zwei Leinen an seinen Schultern, um die Flugrichtung zu ändern. Es durfte nicht passieren, dass er ins Meer stürzte. Der Aufschlag würde die anderen verraten. Und noch schlimmer: Er selbst würde ertrinken.
Alex zappelte und wand sich hilflos hin und her, aber in letzter Sekunde warf ihn ein leichter Windstoß über den Rand der Bohrplattform auf eins der Decks. Und er hatte doppeltes Glück. Das Deck war groß genug für eine sichere Landung; mit einer einzigen Bewegung ließ er sich auf ein Knie nieder und faltete den Schirm zusammen. Und das Deck war auf allen Seiten mit einer Art Blende umgrenzt, sodass er mit etwas Glück nicht gesehen wurde. Von daher war nichts zu befürchten. Er war auf einer holprigen, unebenen Fläche gelandet, in der Nähe eines Stromgenerators. Das Brummen der Maschine musste den Aufprall seiner Füße auf dem metallenen Boden übertönt haben.
Fünf Sekunden später fiel ein Mann aus dem Himmel und landete nur wenige Meter entfernt. Es war Ben Daniels. Im Gegensatz zu Alex hatte er dieses Deck exakt angepeilt. Er raffte seinen Schirm zusammen, sah Alex an und hob den Daumen. Alex drehte sich um. Soweit er erkennen konnte, waren die anderen Soldaten alle auf der anderen Plattform gelandet. Er sah nach oben. Der Hubschrauber war verschwunden, hielt sich wahrscheinlich aber in der Nähe auf, für den Fall, dass er gebraucht wurde.
Alex spürte, dass er mit seiner Unerfahrenheit Scooters Plan durchkreuzt hatte. Alles kam darauf an, dass sie zusammenblieben und dass Alex nicht in Gefahr geriet. Jetzt warener und Ben auf der Bohrplattform abgeschnitten von den anderen. Die Soldaten mussten über die Brücken, um zu ihnen zu stoßen. Und wenn der Kontrollraum auf der anderen Seite war, würden sie mit Alex den ganzen Weg noch einmal zurückgehen müssen.
Gar nicht gut.
Er sah sich um. Er stand auf Rohren. Das ganze Deck war voll davon, Bündel von Rohren von etwa drei Metern Länge. Eine riesige Metallkonstruktion stand neben dem Bohrturm. Damit wurden die Rohre hochgezogen und hintereinandergereiht, bevor sie zum Meeresboden und dann noch tiefer hinabgesenkt und hineingestoßen wurden. Dahinter erhob sich eine Wand aus Metall wie die Mauer einer Festung. In der dritten oder vierten Etage waren Fenster, aber die waren so verschmutzt, dass kein Mensch dadurch etwas sehen konnte. Einer der Kräne ragte übers Wasser, eine schwarze Silhouette vor dem Sternenhimmel.
Ben Daniels hatte
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