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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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heraus. Karren und Lastträger verließen die Stadt, und die Wachtruppen zogen sich ein wenig zurück, ohne das Tor ganz freizugeben. Händler schleppten ihre Tische und Waren wieder hinaus, um den unterbrochenen Tor-Markt fortzusetzen; junge Frauen mit bemalten Lippen und bunten Hüftschärpen gingen zu den Makedonen, gefolgt von Verkäufern mit Wein, ein paar Männern mit Eseln und Wasserschläuchen, Bäckerburschen und Obstbauern.
    Peukestas und der ältere Chitonträger ließen ihre Pferde an der Mauer grasen und hockten im Schatten einer Pinie. Der Ältere holte Nüsse aus seinem Beutel; schweigend kauten sie eine Weile und betrachteten die Dinge und Menschen.
    » Glaubst du, sie geben Demosthenes heraus?« sagte Peukestas.
    » Sie müssen. Es wird ihnen nicht gefallen. Andererseits– bei allem Unheil, das er angerichtet hat, sind bestimmt einige froh, ihn loszuwerden.«
    » Und du? Ich meine, du wirst ihn zu Antipatros bringen müssen. Bist du sicher, daß er dir nicht unterwegs mit seinem Gerede das Gehirn verklebt?«
    » Ah, Demosthenes war nie ein wirklich guter Redner; er war nur dann brauchbar, wenn er sich lange vorbereiten konnte. Unvorbereitet hat er meistens nur gestottert. Aber selbst wenn…« Der Ältere langte hinter sich und zog etwas aus der Gürteltasche, hielt es hoch, ließ es vor Peukestas’ Gesicht baumeln. Es war ein lederner Maulkorb.
    Die engen, ungepflasterten Straßen waren aufgeweicht vom Regen und starrten vor Schmutz. Immer wieder bogen sich die Makedonen auf ihren Pferden zur Seite, wenn aus Fenstern Nachttöpfe geleert wurden oder Abfall auf die Straße stürzte. Auf einem kleinen Platz zertrümmerte der Huf eines Pferdes ein Ölgefäß; einer der Offiziere warf dem geschädigten Bauern eine Münze zu. Johlende Kinder, von der Politik unberührt, machten sich einen Spaß daraus, möglichst dicht vor den Pferden herumzutanzen und erst im letzten Moment wegzuspringen. Hinter einer Biegung, von Kot und Schlamm verdreckt bis zu den Hüften, saß ein weißbärtiger Greis und redete für vier oder fünf Zuhörer. » So also verhält es sich mit diesen Dingen. Nun sagt aber Sokrates, daß alles Heilige…« Er brach ab und ballte die Faust, als die Makedonen vorüberritten.
    Die schäbigen, halbverfallenen Lehmziegelhäuser wurden von festeren zweigeschossigen Gebäuden aus Stein abgelöst; dann blieben die Gassen und die wimmelnden Massen zurück. Die Makedonen erreichten die Stelle nördlich der Agora, wo die vom Acharnischen Tor nach Süden verlaufende Straße auf die Straße zum westlichen Dipylon-Tor traf. Der Platz, auf den auch kleinere Wege mündeten, war nach Norden zu von Tempeln, Handelshäusern, Verwaltungsgebäuden und der Getreidebörse gesäumt. Die Reiter hielten einen Moment an. Rechts vor ihnen, auf dem Agora-Hügel, leuchteten die bunten Giebelfelder des Hephaistos-Tempels; links, nach Südosten, führte der Panathenaia-Weg zur Akropolis, vorbei an Münze und Brunnenhaus. Genau vor ihnen lag der große Platz, die Agora, das Herz von Athen: Tempel, Säulen, Standbilder, Bauten mit weiß-rot-blauen Säulenköpfen und bunten Mauerflächen, und auf dem Platz zahllose Menschen, die meisten in Weiß, in Gruppen, an Tischen oder auf und ab gehend.
    » Das also ist das Herz all dessen, was Hellas ausmacht.« Der Ältere sah sich gierig um.
    Peukestas blickte hinüber und hinauf zur Akropolis. » Ich habe Babylon gesehen. Persepolis. Ekbatana. Und Memphis. Das hier…« Er winkte– oder warf die Wörter– mit der flachen Hand über die Schulter nach hinten.
    Sie ritten weiter, zwischen dem Amtssitz der Archonten, der Königlichen Stoa, und dem Leokoreion nach Süden, vorbei an den Tempeln für Zeus und Apollon, zum doppelten Ratsgebäude, dem alten und dahinter, am Berg, dem neuen Bouleutherion, und warfen einen eher gleichgültigen Blick auf die Reihe der Statuen der attischen Helden auf ihrem Mauersockel zwischen Gebäuden und Platz.
    Auf ein Zeichen des Atheners, der ihnen zu Fuß vorangegangen war, stiegen sie vor dem kreisrunden Gebäude am südwestlichen Ende des Platzes ab: der Tholos, in der die Ratsvorsitzenden gemeinsam aßen und in der immer einige der wichtigen Ratsherren schliefen, damit die Stadt auch bei Nacht handlungsfähig sei.
    Peukestas blieb noch einen Moment neben seinem Pferd stehen. Aus dem kastenförmigen alten Gerichtsgebäude, das neben der langen Wandelhalle mit ihren Geschäfts- und Verhandlungsräumen den Platz zum Areopag im Süden hin

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