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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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waren verlassen und versperrt; überall lagen und standen Geräte, Karren und andere Dinge herum. Auf dem Platz vor dem Acharnischen Tor, wo fünf Straßen zusammentrafen, hatten Bauern und Händler eilig einen Markt abgebrochen; was nicht weggeräumt worden war, hatten die Fliehenden zertrampelt. Kleitarchos ließ die Truppe haltmachen; mit den beiden Feldzeichenträgern ritt er zum Tor.
    Die schweren, eisenbeschlagenen Flügel waren geschlossen. Auf der Mauer blinkten Helme und Speerspitzen. Ein junger Führer der Stadtwache, mit Muskelpanzer und wallendem Helmbusch, beugte sich über den Mauerrand.
    Kleitarchos schob den Helm zurück, legte den Kopf in den Nacken und rief hinauf: » Im Namen des göttlichen Alexander, macht auf.«
    Der Athener fuchtelte mit einer Hand. » Der Name eines toten Tyrannen ist kein Schlüssel.«
    Kleitarchos bleckte die Zähne. » Soll ich fortreiten und zehntausend Krieger mit zehntausend scharfen Schlüsseln herbeiholen? Fein herausgeputzt hast du dich aber, Fürst der attischen Nachtwächter.«
    Der Athener räusperte sich und deutete auf die wartenden Kämpfer. » Zehntausend? Ich zittere. Ist das da alles, was du mitgebracht hast, um Athen zu zertrümmern?«
    Der Makedone lachte. » Wozu sollen wir Waffen benutzen, wenn ein paar Worte ausreichen?«
    » Der Rat entscheidet, ob geöffnet wird. Was wollt ihr?«
    » Wir bringen eine Botschaft von Antipatros und Krateros.«
    Der Athener wiegte den Kopf. » Seit wann schicken Sieger eine Gesandtschaft? Unsere Boten sind doch längst zu euch unterwegs.«
    » Das wissen wir; wir haben Demades und seine Leute getroffen. Aber wir haben besondere Aufträge.«
    » Und zwar?«
    Der Makedone seufzte. » Kannst du nicht wenigstens runterkommen, damit ich nicht so brüllen muß? Mein Nacken wird schon steif.«
    Der Athener verschwand; bald öffnete sich das Tor halb. Dahinter sah man Fußkämpfer und dichtgedrängtes Volk. Der Hauptmann kam auf den Platz; hinter ihm wurde das Tor wieder geschlossen.
    » Also sprich leiser. Und steig von deinem hohen Roß.«
    Der Makedone glitt von der Reitdecke und legte den rechten Arm um den Hals des Pferdes. » So ist es besser.– Also, sag deinem Rat dieses. So sprechen Antipatros und Krateros. Vor sechsundzwanzig Jahren hat Demosthenes der Schlammwerfer Athen und andere Städte zum Krieg gegen unseren Herrn Philipp getrieben. Philipp hat gesiegt und Demosthenes geschont. Vor zwanzig Jahren hat Demosthenes die Viper euch wieder mit Worten gebissen und zum Krieg gehetzt, und er hat persisches Gold genommen, damit Hellenen gegen Hellenen kämpfen. Unser König Philipp hat gesiegt, sechzehn Jahre ist es her, und Demosthenes geschont, ebenso wie die Stadt Athen. Vor vierzehn Jahren wurde Philipp ermordet, und Demosthenes die Tarantel wußte so früh von diesem Tod, daß… nun ja. Und er hat sofort den nächsten Krieg angestiftet, gegen Alexander. Der König hat die Stadt Theben, die auf Demosthenes hörte, ausgetilgt; aber er hat die Stadt Athen verschont, und auch Demosthenes. Und vor einem Jahr, als Alexander zu den übrigen Göttern entrückt wurde, war es wiederum Demosthenes der Skorpion, der mit seinem Gift Hellenen gegen Hellenen ins Feld hetzte. Ihr habt Antipatros belagert, in der Stadt Lamia eingeschlossen; Antipatros und Krateros haben eure Heere bei Krannon aufgerieben. Vor der Insel Amorgos haben wir eure Flotte vernichtet. Und nun befehlen Antipatros und Krateros dies.« Der Makedone holte Luft und zog die Brauen zusammen. » Bedenke, Athener– sie bitten nicht, sie fragen nicht, sie befehlen: Ehe ein Friede geschlossen werden kann, hat die Stadt Athen Demosthenes auszuliefern. Alle, die von ihm und seinen Genossen aus Athen vertrieben wurden, sind sofort in Ehren wieder aufzunehmen. Dies gilt auch für den großen Aristoteles.– Sag dies deinem Rat. Und sag auch, daß der Gesandte von Antipatros und Krateros weitere bedenkenswerte Anregungen für die künftigen Dinge auszusprechen weiß.«
    Der Athener kaute einen Moment auf der Unterlippe. » Du erlaubst sicherlich, daß ich bei der Weitergabe dieser Dinge an den Rat all das Kleingetier weglasse, die Vipern und derlei, ja? Braucht ihr etwas?«
    » Brot, Wein, Wasser, Fleisch.« Der Makedone grinste. » Es schadet nicht, wenn hübsche Mädchen dies bringen. Und schick uns einen, der uns sagt, wo wir lagern können.«
    Der Athener hob die Hand und ging zum Tor; diesmal blieb es offen. Nach und nach kamen die geflüchteten Bauern und Vorstädter

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