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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Eier losgeworden. Wie war’s bei euch?«
    Der Händler, der sich gegen den beladenen Karren lehnte, gluckste laut. » Ich hab meine Eier noch, zum Glück. Aber seit der Krieg zu Ende ist, geben die Leute wieder mehr Geld aus. Gut für uns– alle.«
    Ein Reiter trieb sein Pferd die Rampe hinauf. Es tänzelte nervös, scheute mehrmals, und bis er das Tier rechts neben die Karren gelenkt hatte, verging einige Zeit. Die Männer sahen ihm neugierig zu, als hofften sie auf einen ansehnlichen Sturz; ihre Spötteleien wurden leiser, als hinter ihm Peukestas erschien, gefolgt von sechs schweren makedonischen Reitern. Sie ritten nach links, auf die andere Seite der Wagen.
    » He, Gorgias, lang nicht gesehen«, sagte einer der Bauern. » Wo warst du? Hattest du nicht was von Aulis gesagt?«
    Gorgias nickte; er grinste breit. » Aulis und ein bißchen weiter. Es gibt da ein paar athenische Handelsherren.«
    » Das hochmögende Pack. Anmaßende Dreckschleudern.« Einer der anderen Händler spuckte über die Bordwand. » Sind jetzt ein bißchen weniger vorlaut, was?«
    » Hm. Brauchen ganz dringend alles Getreide, das sie nur kriegen können. Ah, wie die zahlen müssen!« Er kicherte und tätschelte den Hals des Pferdes.
    Die anderen lachten; einer sagte: » Wie schön für uns. Und denen geschieht’s recht, mit ihrem Scheißkrieg. Hast du alles verkauft?«
    Gorgias nestelte an seinem Umhang, den er vor sich über die Reitdecke gelegt hatte. » Alles, was die Gilde rausrückt– was wir nicht selber brauchen; und was übrigbleibt, nachdem die makedonischen Lümmel ihren Teil eingefordert haben.«
    Ein Bauer räusperte sich und blickte zu Peukestas und seinen Männern, die abgestiegen waren. Der reitende Händler achtete nicht darauf.
    » Und zweieinhalbmal so teuer wie vor einem Jahr. Außerdem müssen wir nicht liefern; die holen ab. In vier Tagen kommen die Karren hierher.« Er wies mit dem Daumen über die Schulter, an Land.
    Die Fähre war voll; der Fährmeister klatschte in die Hände und trieb die Sklaven an, die zur linken Bugwand gingen. Das dicke Tau lief über Rollen an Bug und Heck; es hielt die Fähre auf Kurs. Zwei weitere Taue dienten zur Fortbewegung; der Fährmeister löste die hintere Winde, und die Sklaven griffen in die Speichen der vorderen. Langsam glitt das schwere Fahrzeug vom Ufer weg.
    » Immer noch nicht weiter mit der blöden Brücke?« Gorgias deutete mit dem Kinn zu den würfelnden Bausklaven hinüber.
    » Ah, du weißt doch, wie das ist«, sagte der Geflügelzüchter. » Wenn du langsame Arbeit willst, laß den Staat ran.« Die Männer lachten gedämpft, blickten zu Peukestas’ Makedonen. Gorgias, den Rücken zu den Karren, redete weiter.
    » Scheißmadekonen. Warum haben sie auch die Brücke zerstört? Wenn sie verloren hätten, wären die Athener auch ohne Brücke schnell in Chalkis gewesen. Aber die müssen böse fertiggemacht worden sein, da oben. Ein Glück, daß wir besetzt waren. Ein paar Leute in Chalkis hätten sich ja glatt auf das Geschwätz von Demosthenes eingelassen, dann wären wir jetzt auch dran. Und diesmal lassen sie das Schwein bestimmt nicht weitergrunzen. Das war der vierte Krieg, den er angezettelt hat. Jetzt kostet es ihn den Kopf. Ah, überhaupt– einer von den Athenern hat mir was erzählt.« Er kicherte. » Als Alexander tot war und die Nachricht kam, hat einer im Rat von Athen das nicht glauben wollen. Warum? Na, er hat gesagt, Alexander hat doch fast die ganze bewohnbare Erde geschluckt; wenn er wirklich tot wäre, müßte jetzt die ganze Oikumene nach seinem Kadaver stinken.« Er grölte vor Lachen.
    Die anderen lachten nur sehr schwach; sie beobachteten besorgt die Makedonen, die Gorgias noch immer nicht gesehen hatte. Peukestas grinste leicht. Mit Grimassen versuchten einige der Bauern, Gorgias zu bremsen, aber er achtete wieder nicht darauf.
    » Jedenfalls gehen Alexanders Feldherren jetzt einander an die Kehle, nehm ich an; von wegen, wer kriegt was von dem ganzen Haufen, den er erobert hat. Wird ein böses Gemetzel werden. Geschieht denen aber recht.«
    Peukestas hustete. Gorgias wandte sich um und wurde blaß. » Ich… ich«, stammelte er.
    » Ach ja– du?« sagte Peukestas. » Könnte einer von euch Herren mir sagen, wo ich in Chalkis Aristoteles finde?«
    Die Fähre näherte sich der Landerampe südlich des Hafens von Chalkis. Einer der Bauern kratzte sich den Kopf.
    » Aristoteles? Welcher Aristoteles? Der Weinhändler? Der Verschneider? Oder der mit der

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