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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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auf Melodien reichen nicht aus, wirklich Substantielles zu sagen. Andererseits sind die Dinge längst nicht so kompliziert, wie die Musikwissenschaft sie macht. Wir wissen, daß die Griechen auf Musik ähnlich reagiert haben wie wir – sie konnte Heiterkeit auslösen, Gelassenheit, Schwermut, Ekstase; wir wissen nur nicht, welche Sorte Musik welche Empfindungen auslöste. Was Aristoteles entzückte, wäre für uns möglicherweise Katzenmusik; ihm dagegen könnte ein a-Moll-Akkord äußerst dissonant klingen. Was an der grundsätzlichen Ähnlichkeit des Reagierens auf Musik nichts ändert.
    Spätestens im 5. Jahrhundert v C gab es in Griechenland und anderen Mittelmeerländern professionelle Musiker, Virtuosen. Aus der bildlichen Darstellung antiker Instrumente wie Lyra oder Kithara lassen sich keinerlei Schlüsse auf ihre Stimmbarkeit ziehen; allerdings wäre die Annahme absurd, professionelle virtuose Musik auf Saiteninstrumenten hätte sich darauf beschränkt, unscharf gestimmte Saiten anzureißen, ohne sie durch Greifen zu modifizieren. Das ist nur bei den vielsaitigen Harfen denkbar. Wer einmal versucht hat, eine frei schwingende Saite in der Tonhöhe durch Greifen zu verändern, weiß, daß dabei nur dumpfes Knurren und Schnarren zustande kommt. Die simple Existenz virtuoser Kitharisten zwingt zur Annahme entwickelter Spieltechniken; da die antiken Saiteninstrumente sämtlich nicht über ein Griffbrett verfügten, muß es andere Möglichkeiten des Greifens gegeben haben z. B. mit Hilfe einer Art von Fingerhüten. Ferner muß zur Feinstimmung der Saiten irgendeine Art Wirbel existiert haben, wahrscheinlich auf der Rückseite der immer von vorn dargestellten Instrumente.
    Die »Tongeschlechter« Ionisch, Lydisch, Phrygisch und ihre Mischformen unterscheiden sich vor allem durch Art und Umfang der Intervalle – um ein klassisches Definitionsmuster zu verwenden: so ähnlich wie Dur und Moll, nur anders (und schärfer). Was immer über die dekretierte Trennung der Musikarten, die Unmöglichkeit der gleichzeitigen Verwendung bestimmter, verschiedenen Göttern geweihter Instrumente, die »einzig zulässige« Metrik und Form für bestimmte Anlässe etc. geschrieben wurde, geht von der abenteuerlichen Vorstellung aus, Künstler ließen sich zweihundert Jahre lang von Priestern, Sittenwächtern und derlei in ihr Handwerk hineinreden; dann hätte Aischylos keinen zweiten Schauspieler eingeführt, und Aristophanes hätte sich an das athenische Gesetz gehalten, das die Verunglimpfung von Politikern auf der Bühne verbietet. Die Art, wie der erfundene Dymas mit Text und Musik umgeht, scheint mir wesentlich realistischer zu sein.

GLOSSAR
    Einige Begriffe, die in ihrer Funktion für den Roman bereits im Text erläutert sind, wurden hier nicht mehr aufgenommen, da z. B. »Ammon: ägyptischer Gott, von den Griechen mit Zeus gleichgesetzt« nicht über die Erklärungen im Text hinausgeht, also lediglich eine Verdoppelung wäre, eine ergiebigere Erläuterung andererseits zum enzyklopädischen Stichwortartikel werden müßte, den man bitte in hierfür zuständigen Nachschlagewerken suche.
    Zu Gegenden, Volksstämmen etc. konsultiere man die Karte.

    Agora: »Versammlung, Marktplatz«; in griech. Städten der meist zentrale Platz mit Rats- und Verwaltungsgebäuden.

    Aulos: Flöte, in der Antike meist als Doppelaulos, wobei eine Flöte die Melodie, die andere einen Bordunton spielt.

    Boule: »Wille, Rat, Ratsversammlung«, in Athen und anderswo die institutionalisierte Volksversammlung; sie tagt im Bouleutherion.

    Chiton: »Unterkleid, Hemd, Gewand«, der gemeinmediterrane Leibrock (bei den Römern Tunika), ursprünglich wohl phönikisch; von Männern meist kurz (Oberschenkel), von Frauen meist lang getragen, mit kurzen Ärmeln und verschiedenen Formen des Gürtens.

    Dareike: gr. dareikos, pers. Goldmünze zunächst von Dareios I., später allgemein auch für die Goldmünzen anderer Großkönige; entsprach 20 sigloi (Silber-Schekel).

    Drachme: zunächst Massemaß, daraus Münze, regional und zeitlich unterschiedlich. Die athenische Drachme (zu 6 Obolen) bestand aus ca. 4,4 g Silber und entsprach einem Sechstausendstel eines Talents (ca. 26,2 kg). Die ursprüngliche Unterteilung des babylonischen Massemaßes Talent (1 T. = 60 Minen, 1 Mine = 60 Schekel) wurde in Griechenland teilweise dezimalisiert: 100 Drachmen = 1 Mine, 60 Minen = 1 Talent. Mine und Talent sind keine Münzwerte, sondern nur Rechnungs- und Masseeinheiten.

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