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Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albrecht von Haller
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eingegebene Thaten, das Volk verleiten, solche Männer zu wählen, die mehr sich selber, als das Vaterland zu vergrößern suchen werden!
    Und wird nicht eben der Ehrgeiz dieser Ausgeschossenen sie verleiten, die bey dem Volke so leicht auszubreitenden Vorurtheile zu Werkzeugen ihrer eigenen Gewalt zu machen? Werden sie nicht den Willen, den unüberlegten Willen der Gemeinen sich zur Richtschnur dienen lassen, um die Herzen ihrer Mitbürger zu gewinnen? Wird nicht auf diese Weise eben eine solche oberste Macht des Volkes entstehn, wie sie Amund selbst misbilligt, und die die unweiseste aller Arten von Tyranney ist? Wie hat Amund verhütet, daß die Einwohner eines Hundertes, daß die Gemeinen einer Grafschaft, dem Ausgeschossenen, der sie vorstelt, nicht die Entschliessungen vorschreiben, die er befördern sol? Und wo wird der Redliche seyn, der dem unweisen Willen seines verleiteten Volkes sich widersezen, und seine Achtung, seine Gunst, gegen das innere Gefühl verscherzen werde, er habe das algemeine Beste dem seinigen vorgezogen?
    Werden nicht die unerfahrnen Gemeinen ihre Gewalt unaufhörlich vergrößern wollen, ohne einzusehen, daß sie das Gleichgewicht des Staates vernichten, wenn sie den Antheil vermindern, der den Edlen und dem Könige an der Verwaltung des Reiches gehört? Hat das Römische Volk, nachdem es einmal die Süßigkeit der Freyheit geschmekt, nicht nach Macht gedürstet? Hat es jemahls aufgehört, sich wider den Adel höher zu erheben? Hat es nicht seine Tribunen über das Haupt der Consuln und selbst des Diktatoren gesezt? Thaten die Tribunen nicht alles für ihre eigene Größe, und für des Volkes Gewalt, und hemten selbst den triumphirenden Wagen des Siegers, wann er von einem verhaßten Geschlechte war? Brachte nicht die Stimme eigennüziger Tribunen die Republik an den Rand des Verderbens, von dem bloß die kindliche Ehrfurcht des Coriolanus sie errettete? Hatten nicht damahls Schmeichler der Gemeinen, ohne Fähigkeit den Staat zu lenken, denjenigen vom Steuer verdrängt, der es zum Siege geleitet hatte? Wiederhohlte der Neid des Volkes nicht diesen Haß gegen das algemeine Beste, am Scipio, am Tullius? War das Volk nicht ungerecht, dieweil der Raht noch großmühtig war? Sprach es sich nicht die fruchtbaren Felder bey Ardea ohne alles Recht zu, und beflekte den Ruhm der Gerechtigkeit, den die Edlen behauptet hatten?
    »Ein Mann, sagte Amund, der im großen Rahte der Nation sizt, ist nicht mehr der Bdiente eines Flekens, er ist ein Raht des Reiches; nicht den kleinen Eigennuzen einiger Häuser hat er zu beherzigen, sondern die großen Geschäffte eines mächtigen Staates, und das Wohlseyn des Vaterlandes. Er hat Gelegenheit, die Gründe zu weisen Entschlüssen einzusehen; denen sol er gehorchen, wenn sie ihn überzeugt haben, und nicht dem Geschrey einiger Landleute, die von den Geschäfften nur das Algemeine, und nur auf unzuverlässige Sagen hin kennen. Nimmermehr kan derjenige rahten, oder befehlen, der nicht die Gründe gegen die Gegengründe abgewogen, der nicht wider die versprochenen Vortheile die Unbequemlichkeiten der Folgen verglichen hat. Nimmermehr sollen die Vorurtheile einzelner Dörfer den Ausgeschossenen hindern, das Beste des Reiches im Großen zu besorgen.«
    »Allerdings werden in einem freyen Volke allemahl Unzufriedene seyn, allemahl werden unruhige Bürger bleiben, die das Gute verschmähen, weil es nicht das Beste ist. Ein algemeines Vorurtheil kan das Volk einnehmen, es kan, wie ein schädlicher Wind, das Schif gerade gegen die Klippen führen, und wenn das ganze Volk verleitet ist, so kan keine Staatsverfassung dem Orcane widerstehn: der fürchterlichste Despot, mitten zwischen den Tausenden der Leibwache, hat zu Rom, hat im Reiche der Saracenen, hat bey den friedsamen Seren, dem algemeinen Misvergnügen nicht widerstehen können; er wird eben darum den fürchterlichsten Unruhen mehr ausgesezt seyn, weil seine unumschränkte Macht ihn verleitet, mehr Eingriffe in das algemeine Beste zu wagen, als der Fürst, dessen Gewalt ihre Gränzen hat. Den werden die Geseze, den werden die Edlen, den werden die Ausgeschossenen des Volks im Laufe verwegener Unternehmungen lange vorher hemmen, eh er so weit sich vergangen hat, daß die ganze Nation wider ihn sich vereinigt.«
    »Der Eigennuz einer Grafschaft, der kleine Vortheil eines Flekens, wird durch den widerstrebenden Eigennuzen, mit andern Grafschaften, einer anderen Statt, im Gleichgewicht gehalten. Wann der Fürst

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