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Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albrecht von Haller
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Halgolands Küste, und Othar ließ seine Segel gerade gegen den Angel der Welt richten. Er sah das äußerste Ende der bekanten Erde, die See öfnete sich in eine unermeßliche Weite gegen Morgen, und das Land gieng gegen Süden zurük. Othar kam weiter gegen Norden, als vor ihm kein Sterblicher gesegelt hatte. Die See war offen, und die Gefahren die er zu übersteigen hatte, waren für seinen Muht nur gering. Er bezwang Einhörner, und brachte von diesem geschäzten Gegengifte eine Ladung. Da er aber eben die Spize der Erdkugel umschift hatte, jenseits welcher sie wieder nach Süden sich senkt, überfiel ihn ein heftiger Ostwind. Umsonst wolte der Herzhafte widerstehn, und er wurde an eine Küste getrieben, wo er einen sichern Hafen, warme Quellen, und grüne Anger fand.
    An dieser Küste wohnten Einwohner, den Finnen nicht unähnlich, unter denen Othar gelebt hatte. Klein, übel gebildet, aber alle Beschwerden des Lebens auszustehn gerüstet, und in der schwersten Arbeit unermüdlich, griffen sie mit schlechten Waffen, ohne die Hülfe des Eisens, den fürchterlichen Walfisch an, der ihnen zur Speise wurde, und dessen Gerippe die Anlage zu ihren Hütten gab. sie suchten unter dem Eise den schüchternen Seehund, und erlegten ihn mit Wurfspiessen, die mit Knochen bewafnet waren. Die Fische waren ihr Getreid, ihre ganze Nahrung; denn die Erde brachte nichts hervor, wovon die Menschen ihr Leben unterhalten könten, das Land war mit Felsen bedekt, und inwendig mit hohen Eisgebirgen angefült. Niemahls keimte ein Baum, und die eiserne Erde brachte keine Frucht hervor.
    Othars Schiffe hatten im Sturme Schaden gelitten; sie wiederherzustellen erforderte einige Wochen. Er lernte das Volk kennen, das die neuentdekte Küste bewohnte. Er half den Wilden bey ihrem Fischfang, er beschenkte sie mit eisernem Gewehre, und lehrte sie an langen Seilen die Wurfspiesse befestigen, die sie in den Walfisch warfen; an diesen Seilen zog der Fisch seine Verfolger selbst mit einer Geschwindigkeit fort, die kein Sturm nachahmen konte, bis der Verlust des Blutes ihn ermattete. Othar zeigte ihnen den Werth der Zähne des herzhaften Walrosses, und die Mittel es zu bezwingen; er ließ sie den Geschmak des Brodtes kosten, und versprach ihnen, in den folgenden Jahren mit den Früchten der Künste der gesitteten Länder wieder zu kommen, und von ihnen den Raub des Walfisches und des Seehundes zu ertauschen.
    So sehr Othar der Freyheit ergeben war, so hatte er noch kein Land gesehen, das ohne Herrscher war. Der ganze Nord stund unter kleinen Fürsten, die wiederum die großen Könige zu Upsal, zu Lethra, und in Nordmannland verehrten. Die Einwohner der nordischen Küsten gehorchten Obrigkeiten und Gesezen. Alle bezahlten Steuern an den Staat, und hatten einen Theil ihrer Freyheit dem Staate aufgeopfert.
    Hier im westlichen Norden fand Othar keine Spur einer Unterwürfigkeit, keinen über den andern erhobenen Menschen, kein Gesez, keine Straffe, und keine Belohnung. Jeder Vater ist der Herr seiner Kinder; aber der Antheilhaber seiner Hütte, der neben ihm unter einem Dache wohnt, fodert von ihm keinen Gehorsam, erweiset ihn hinwiederum keine Unterwürfigkeit, und lebt, wie seine Brüder, in einer volkommenen Gleichheit mit ihm bey der gemeinschaftlichen Lampe. Zwanzig Hütten sind neben einander an einer fischreichen Bucht in die Erde gegraben, funfzig Hausgesinde wohnen in den Hütten, ohne daß ein einziger Mann den geringsten Befehl gebe, oder annehme; ohne daß ein Bürger der fischreichen Bucht wäre, der bey seinen Mitbürgern in einem Ansehn stehe, das weiter als der bloße Eindruk gienge, den der bessere Raht unvermeidlich nach sich zieht. Die Wilden versamlen sich in gemeine Hütten, in kleine Dörfer, und besezen gemeinschaftlich große Böte, in denen sie von einer Bucht zur andern dahin ziehn, wo der Fischfang am ergiebigsten ist. Sie vereinigen ihre Kräfte, ein solches Bot zu bauen, sie machen wider den Walfisch einen Bund, führen wider ihn einen gemeinschaftlichen Krieg, und theilen die Beute. Aber keine dieser Verbindungen verpflichtet einen der Einwohner gegen den andern zur geringsten Unterwürfigkeit.
    Othar war begierig zu erfahren, was diese Gesezlosigkeit für Wirkungen habe, ob die Menschen bey derselben minder freundschaftlich, ob ihr Zustand dabey schlechter wäre. Er fand wenig Unterschied zwischen den freysten der Menschen, den Einwohnern der nordwestlichen Küste, und zwischen den gesitteten Europäern. Das Gute war hier,

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