Alibi in High Heels (German Edition)
berühmten Louvre. Ungelenk humpelte ich hinter ihm her und versuchte mit seinen langen Beinen Schritt zu halten.
Wir betraten einen Raum voller Arbeitstische, Schneiderpuppen und großer, spindeldürrer Models in verschiedenen Stadien des Unbekleidetseins. Dazwischen flitzten Assistenten und Schneiderinnen mit langen gelben Maßbändern um den Hals hin und her, und über allem lag ein Gewirr aus unterschiedlichen Sprachen: Italienisch, Französisch, Spanisch und sogar hier und da einige Worte auf Englisch.
Während wir uns einen Weg durch den Raum bahnten, blaffte Jean Luc die Models an: »Tanya, Darling, das ist ein Top, kein Rock. Angelica, zu dem Shirt musst du eine Halskette tragen. Nein, nein, nein, Bella, diese Farbe steht dir überhaupt nicht. Zieh das Ding aus, schnell, Darling!« Er wandte sich zu mir. »Du musst mich entschuldigen, die meisten der Models sind erst gestern angekommen, und ich leide immer noch unter einem ausgewachsenen Aneurysma.«
Ich lächelte. Trotz seiner schroffen Art musste man ihn einfach gernhaben.
»Becca! Du bringst mich noch ins Grab«, schrie er einem schmollenden Rotschopf zu. »Das Teil wird vorne geschlossen, du musst Unterwäsche darunter tragen!«
»Jean Luc!«, rief eine Stimme aus dem hinteren Teil des Raums. »Jean Luuuuuuuuuc.« Eine zierliche, schlanke Brünette ganz in Schwarz mit einer dicken Brille und einem Headset winkte und kam mit entschlossenen Schritten auf ihn zu.
Jean Luc schloss die Augen zu einer Minimeditation. »Nicht schon wieder«, murmelte er leise. Dann drehte er sich lächelnd um.
»Maddie, darf ich vorstellen, meine Assistentin Ann.«
»Angenehm«, bellte Ann, der ich nur einen flüchtigen Blick wert war. »Hör zu, Jean Luc, es geht um Gisella. Sie hat ihre Halskette für das Finale verloren.«
»Himmel, nicht schon wieder.«
Ann zeigte auf eine große, langbeinige Brünette mit glatten, geraden Ponyfransen und Oberschenkeln, die so dünn waren, dass ich sie mit einer Hand hätte umfassen können. Sie schob ihre knochige Hüfte zur Seite und betrachtete gelangweilt ihre Fingernägel.
»Sie sagt, sie weiß nicht, wo sie ist, und wir können sie nirgends finden.«
»Na gut, ich bin sofort bei euch.« Ann entfernte sich, und Jean Luc wandte sich wieder mir zu. »Tut mir leid, anscheinend ist meine zweisekündige Pause von der Krise zu Ende. Aber komm doch mit, ich stelle dich Gisella vor.«
Hinkend folgte ich Jean Luc, der mit langen Schritten die gelangweilte Brünette ansteuerte.
»Maddie«, sagte Jean Luc, als ich leicht schnaufend zu ihm aufschloss, »darf ich dir mein Hauptmodel vorstellen, Gisella Rossi.«
»Schön, dich kennenzulernen«, sagte ich und versuchte die Hand auszustrecken, ohne meine Krücke zu verlieren.
Gisella reichte mir eine schlaffe Hand und schenkte mir ein mattes Lächeln. »Ciao.«
»Gisella wird das schwarze Babydoll im Finale tragen, deswegen brauchen wir Schuhe mit sehr hohen Absätzen für sie. Aber nichts Klobiges.«
»Verstanden. Kein Problem.« Ich wusste auch schon, welcher Schuh der richtige für sie war: ein schwarzer, spitzer, sieben Zentimeter hoher Stiletto mit einem strassbesetzten Knöchelriemchen, an den ich gerade in der vergangenen Woche letzte Hand angelegt hatte. Ich sah hinunter auf ihre Füße und versuchte ihre Größe zu schätzen.
»Also, Gisella, Darling, was höre ich da? Die Halskette ist verschwunden?«
Gisella verdrehte die Augen. »Keine Ahnung, wo sie ist«, sagte sie mit starkem Akzent.
»Liebes. Süße«, sagte Jean Luc, obwohl sein Blick darauf schließen ließ, dass er Gisella im Stillen mit deutlich weniger freundlichen Bezeichnungen bedachte. »Diese Halskette ist unersetzlich. Unbezahlbar. Wir müssen sie wiederfinden.«
Wieder zuckte Gisella mit den Achseln. »Sie könnte überall sein.«
»Wo hast du sie denn zum letzten Mal gesehen? Überleg mal, wo du gewesen bist.«
Sie blies die Backen auf und stieß die Luft aus, den Blick zur Decke gewandt, und fuhr sich über den Pony. »Gestern Abend war ich auf der Party im Hôtel de Crillon. Anschließend bin ich auf mein Zimmer gegangen. Dann ins Bett. Als ich aufwachte, war die Kette weg.«
Jean Luc begann heftig zu atmen, als brauchte er gleich eine Papiertüte. »Du hast die Kette zur Party getragen? Und sie dann mit auf dein Zimmer genommen?«
Giselle sah auf ihre Nägel. »Ja. Es war eine schicke Party.«
Jean Luc sah aus, als würde gleich Dampf aus seinen Ohren kommen.
»Du hast ein unbezahlbares
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