Alibi in High Heels (German Edition)
Schmuckstück aus meiner Show zu einer Privatparty getragen?«
Gisella antwortete nicht. Sie war in die Betrachtung ihrer Nagelhaut versunken.
Jean Luc kniff sich in den Nasenrücken und rang um Fassung. »Sag mir, dass du sie wenigstens in den Zimmersafe geschlossen hast«, murmelte er schließlich.
Gisella biss sich auf die Innenseite der Wange. »Weiß nich.«
»Was soll das heißen: ›weiß nich‹?«
»Es war spät. Ich hatte viel getrunken. Ich kann mich nicht mehr erinnern.«
Jean Luc atmete tief durch die Nase ein.
»Vielleicht hat jemand sie gestohlen«, sagte Giselle.
Jean Luc erblasste sichtlich. »Oh nein. Nein, nein, nein, nein. Sie kann nicht gestohlen worden sein. Sie ist eine Leihgabe aus der Privatkollektion Lord Ackermans. Sie ist nicht gestohlen worden. Du hast sie nur verlegt, Gisella.«
Gisella zuckte die Achseln. »Dann müssen wir eben einfach eine andere kaufen.« Und damit stakste sie auf ihren langen Beinen davon, mit einer Anmut, die in krassem Gegensatz zu ihrer nervtötenden Art stand.
Jean Luc kniff sich wieder in den Nasenrücken. »Eine andere kaufen? Himmel, diese Kette ist über 300 000 Euro wert. Eine andere kaufen! Guter Gott, Lord Ackerman würde mich umbringen«, brummte er im Weggehen.
Schnell rechnete ich im Kopf Euro in Dollar um und stieß unwillkürlich einen leisen Pfiff aus, als ich verstand, über welchen Betrag er sprach: knapp 400 000 Dollar. Wow .
Nun, offensichtlich konnte man noch mehr Pech haben als ich. Siehe Jean Luc.
Für den Rest des Tages ließ ich mich an einem Tisch in einer ruhigeren Ecke nieder und begutachtete ein Model nach dem anderen, um mir Gedanken über die passenden Schuhe für ihr Outfit zu machen. Den meisten waren die Modelle, die ich mitgebracht hatte, sicherlich ein wenig zu groß, doch darauf war ich vorbereitet und wusste, wie man mit ein paar Tricks große Schuhe einem kleineren Fuß anpasste. Während meines Design-Studiums hatte ich gelernt, dass es immer einfacher ist, einen zu großen Schuh passend zu machen, als ein Model dazu zu bringen, sich in einen zu engen Schuh zu quetschen. Wie sich später herausstellen sollte, war es geradezu eine Ironie des Schicksals, dass Gisella die Einzige war, der ihre Schuhe perfekt passten. Beinahe, als seien die schwarzen Stilettos für sie maßgeschneidert worden. Was ein Glück war, denn sie war nicht die Geduldigste und zappelte und rutschte während der Dauer der gesamten Anprobe auf ihrem Stuhl herum.
Am Abend war ich völlig erschöpft. Die Wirkung der Schmerztabletten ließ nach, mein Bein pochte, und ich begann mich zu fragen, was das französische Pendant zu Starbucks war. Als Ann in den Arbeitsraum kam und verkündete, dass für heute Schluss sei, war ich erleichtert.
Eine Taxifahrt später (während der ich die ganze Zeit meine Nase an der Autoscheibe platt drückte, um einen Blick auf den Eiffelturm zu erhaschen) schleppte ich mich müde durch die Lobby des Plaza Ath é née. Mit letzter Kraft konzentrierte ich mich darauf, nicht mit den Krücken auf dem Marmorboden auszurutschen – was gar nicht so einfach war. Und es kam, wie es kommen musste: Ich stieß mit einem armen Kerl zusammen, der gerade aus dem Aufzug trat.
»Oh, tut mir sehr leid«, murmelte ich, den Blick auf den Boden gerichtet. » Je suis … äh … muy muy leid.« Nein, Moment, das war Spanisch. »Äh, je suis … «
»Macht nichts, Maddie.«
Ich erstarrte – und hob den Kopf. Als ich das Gesicht des Mannes sah, schnappte ich überrascht nach Luft. Dort vor mir stand die letzte Person, die ich in Paris zu sehen erwartet hatte.
Felix.
3
Vor zwei Jahren war mein damaliger Freund verschwunden, weil er, wie ich herausfand, Geld veruntreut hatte und in einen Mord verwickelt war. Als ich die Täterin zur Rede stellte, stach ich während des anschließenden Kampfes aus Versehen ihr Brustimplantat mit einer Nagelfeile an. Und rammte ihr anschließend einen Stiletto-Absatz in den Hals. Ich weiß – typisch Frau. Aber was soll ich sagen – dumm gelaufen.
Leider war das genau die Art von Story, auf die der L. A. Informer , das schmierigste Blatt in ganz Südkalifornien, scharf war. So begegnete ich zum ersten Mal Felix Dunn, dem einzigen Reporter im County, der nicht weniger als fünf Artikel über Big Foots uneheliches Kind mit der Krokodilfrau veröffentlicht hatte. Wie ein Geier hatte Felix sich auf die Geschichte mit dem geplatzten Brustimplantat gestürzt und war dabei sogar so weit gegangen, meinen
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