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Alibi

Alibi

Titel: Alibi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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    Auch Poirot lächelte und drohte mir mit dem Finger.
    «Sagte ich Ihnen nicht mindestens sechsunddreißigmal, dass es zwecklos ist, vor Hercule Poirot Geheimnisse zu haben?», fragte er. «Dass er in einem solchen Fall alles ermittelt?»
    Er wandte sich den anderen zu.
    «Kürzlich – Sie werden sich erinnern – hielten wir eine kleine Sitzung ab, nur wir sechs. Ich beschuldigte die anderen fünf Anwesenden, etwas vor mir zu verbergen. Vier gaben ihr Geheimnis preis. Doktor Sheppard tat es nicht. Die ganze Zeit über hatte ich einen Verdacht. Doktor Sheppard hoffte an jenem Abend, Ralph in den ‹Three Boars› zu treffen. Doch er war nicht dort. Nehmen wir an, sagte ich mir, dass er ihn unterwegs auf dem Heimweg traf. Doktor Sheppard war Captain Patons Freund und kam direkt vom Schauplatz des Verbrechens. Er musste wissen, dass die Situation für Paton schlimm aussah. Vielleicht wusste er mehr als die anderen …»
    «So war es», sagte ich reuig. «Ich glaube, ich kann jetzt ebenso gut reinen Tisch machen. Ich besuchte Ralph an jenem Nachmittag. Erst weigerte er sich, mich ins Vertrauen zu ziehen, aber später erzählte er mir von seiner Heirat und in welcher Klemme er sei. Als der Mord entdeckt war, sah ich ein, dass der Verdacht sich unweigerlich auf ihn oder auf das Mädchen, das er liebte, lenken müsste, sobald seine Schwierigkeiten bekannt würden. An jenem Abend setzte ich ihm dies offen auseinander. Der Gedanke, dass er möglicherweise in die Lage kommen könnte, gegen seine eigene Frau auszusagen, trieb ihn zu dem Entschluss, um jeden Preis …»
    « … auszureißen», vollendete Ralph. «Ursula verließ mich damals und ging in das Haus zurück. Ich dachte, dass sie möglicherweise …»
    «Kehren wir zu dem unverzeihlichen Verhalten Doktor Sheppards zurück», unterbrach Poirot trocken. «Doktor Sheppard war bereit, nach besten Kräften zu helfen. Es gelang ihm, Captain Paton vor der Polizei zu verbergen.»
    «Wo?», fragte Raymond. «In seinem Haus?»
    «O nein, das nicht», sagte Poirot. «Legen Sie sich doch selbst die Frage vor, die ich mir stellte. Welchen Ort würde der gute Doktor wählen, wenn er den jungen Mann verstecken wollte? Notwendigerweise müsste der Ort in der Nähe sein. Da dachte ich an Cranchester. In einem Hotel? Nein. In einer Wohnung? Noch unwahrscheinlicher. Wo also dann? Ah, ich habe es! In einer Pflegeanstalt. In einem Heim für Schwachsinnige. Ich mache die Probe aufs Exempel. Ich erfinde einen schwachsinnigen Neffen und erkundige mich bei Miss Sheppard nach geeigneten Anstalten. Sie nennt mir zwei Namen, wo ihr Bruder öfter derartige Patienten unterbringt. Ich ziehe Erkundigungen ein. Ja, Samstag früh hat der Doktor persönlich einen Kranken in eines dieser Heime gebracht. Es fiel mir nicht schwer, in dem unter fremdem Namen eingetragenen jungen Mann Captain Paton zu erkennen. Nach Erledigung gewisser Formalitäten wurde mir erlaubt, ihn herauszuholen. Gestern in der Früh traf er in meinem Hause ein.»
    «Carolines Sachverständiger», flüsterte ich. «Dass ich das nicht erraten habe!»
    «Sie werden jetzt verstehen, weshalb ich Ihre Aufmerksamkeit auf die Verschwiegenheit Ihres Manuskriptes lenkte», fuhr Poirot fort. «Soweit es ging, war es streng wahrheitsgetreu, doch es ging nicht sehr weit, nicht wahr, mein Freund?»
    Ich war zu beschämt, um antworten zu können.
    «Doktor Sheppard hat sich sehr bewährt», sagte Ralph. «Er ging mit mir durch dick und dünn. Er tat, was er für das Beste hielt. Ich erkenne jetzt, nach allem, was Mr. Poirot sagte, dass es wirklich nicht das Beste war. Ich hätte bleiben und den Ereignissen die Stirn bieten müssen. Aber in der Anstalt gab es keine Zeitungen. Ich wusste nicht, was vorging.»
    «Doktor Sheppard war ein Muster an Verschwiegenheit», bemerkte Poirot trocken. «Mir aber entgeht kein noch so kleines Geheimnis. Das ist mein Beruf.»
    «Nun möchten wir von Ihnen hören, was sich in jener Nacht zutrug», rief Raymond ungeduldig.
    «Sie wissen es bereits», antwortete Ralph. «Ich habe sehr wenig hinzuzufügen. Etwa um drei viertel zehn verließ ich das Gartenhaus, irrte in den Straßen umher und versuchte herauszufinden, was ich nun anfangen sollte. Ich muss leider gestehen, dass ich nicht das kleinste Alibi besitze, aber ich gebe mein Ehrenwort, dass ich das Arbeitszimmer nie betrat, meinen Stiefvater nicht erblickte, weder lebend noch tot. Was immer auch die Welt denken mag, ich will nur, dass ihr alle an mich

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