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Alibi

Alibi

Titel: Alibi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Kraftmenschen. Verschwenderisch und zügellos, kannte er nichts, was ihm heilig war. Trotzdem war er liebenswert, und alle seine Freunde mochten ihn ungemein.
    Ob ich aus dem Jungen etwas herausbekäme? Ich glaubte es.
    Ich erfuhr in den ‹Three Boars›, dass Captain Paton eben heimgekehrt sei, stieg zu ihm hinauf und betrat unangemeldet sein Zimmer.
    «Oh, Doktor Sheppard! Sehr erfreut, Sie zu sehen!»
    Mit ausgestreckten Händen kam er mir entgegen.
    «Der einzige Mensch in diesem höllischen Nest, den ich gern sehe.»
    Ich runzelte die Stirn.
    «Was hat der Ort dir angetan?»
    Er lachte gequält.
    «Das ist eine lange Geschichte. Es ist mir nicht gut gegangen, Doktor. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?»
    «Danke», sagte ich, «gern.»
    Er läutete und warf sich dann in einen Sessel.
    «Ich will kein Blatt vor den Mund nehmen», gestand er schwermütig, «ich bin in einer verdammten Klemme. Ich habe wirklich keine Ahnung, was ich machen soll.»
    «Was ist denn los?», fragte ich teilnehmend.
    «Ach, mein verwünschter Stiefvater …»
    «Was hat er dir getan?»
    «Es handelt sich nicht darum, was er mir getan hat, sondern darum, was er mir möglicherweise antun wird.»
    Ein Kellner erschien, und Ralph bestellte Schnäpse. Als der Mann wieder gegangen war, lehnte er sich mit finsterem Blick in seinen Sessel.
    «Ist es wirklich ernst?», fragte ich.
    Er nickte. «Ich stecke diesmal scheußlich drin», sagte er ruhig.
    Der ungewöhnlich ernste Klang seiner Stimme ließ darauf schließen, dass er die Wahrheit sprach.
    «Ich weiß wirklich keinen Ausweg», fuhr er fort.
    «Wenn ich dir helfen kann …», schlug ich vor.
    Doch er lehnte sehr entschieden ab.
    «Sehr freundlich von Ihnen, Doktor. Doch Sie sollen aus dem Spiel bleiben. Ich muss allein damit fertig werden.»
    Er schwieg einen Augenblick und wiederholte dann in etwas anderem Tonfall: «Ja – damit muss ich allein fertig werden …»

4
     
    W enige Minuten vor halb acht läutete ich an der Eingangstür von Fernly Park. Parker, der Bu t ler, öffnete mir erstaunlich schnell.  
    Es war ein so wunderschöner Abend, dass ich es vorgezogen hatte, zu Fuß hinzugehen. Ich betrat die große, viereckige Halle, und Parker half mir aus dem Mantel.
    Gerade in diesem Augenblick durchquerte Mr. Ackroyds Sekretär, ein sympathischer junger Mann namens Raymond, die Halle. Er hatte die Hände voller Post, die er in Ackroyds Arbeitszimmer trug.
    «Guten Abend, Sir. Kommen Sie zu Tisch? Oder ist es ein ärztlicher Besuch?»
    Das letztere war eine Anspielung auf meine schwarze Tasche, die ich auf die Eichentruhe gelegt hatte.
    Ich erklärte, dass ich jeden Augenblick einen Ruf zu einer Geburt erwarte und daher für alle Fälle gerüstet sein müsse.
    Raymond nickte und ging seines Weges, rief aber zurück: «Gehen Sie nur in den Salon. Sie kennen den Weg. Die Damen müssen jeden Augenblick herunterkommen. Ich bringe die Papiere zu Mr. Ackroyd und verständige ihn gleichzeitig von Ihrer Anwesenheit.»
    Ich schob meine Krawatte zurecht, warf einen Blick in den großen Spiegel, der dort hing, und ging auf die mir gegenüberliegende Tür zu, die, wie ich wusste, in den Salon führte.
    Als ich eben die Klinke niederdrücken wollte, hörte ich von drinnen ein Geräusch, das ich für das Schließen eines Fensters hielt. Ich öffnete die Tür und wäre beinahe mit Miss Russell zusammengestoßen, die soeben aus dem Zimmer herauskam. Wir entschuldigten uns gegenseitig.
    Zum ersten Mal betrachtete ich sie genauer, und es fiel mir auf, wie schön die Haushälterin einst gewesen sein musste – oder eigentlich noch immer war. Keine Silberfäden durchzogen ihr dunkles Haar, und wenn sie Farbe hatte, wie eben jetzt, verwischte sich der sonst so strenge Ausdruck ihres Gesichtes.
    Ich fragte mich, ob sie wohl aus gewesen sein mochte, denn sie atmete schwer, als ob sie gelaufen wäre.
    «Ich fürchte, ich komme ein wenig zu früh», sagte ich.
    «Oh, ich glaube nicht. Es ist halb acht vorüber, Doktor Sheppard.» Sie zögerte einen Augenblick, ehe sie fortfuhr: «Ich wusste nicht, dass Sie zu Tisch erwartet werden. Mr. Ackroyd erwähnte es nicht.»
    Ich hatte das unklare Gefühl, dass ihr meine Anwesenheit bei Tisch nicht genehm sei, doch konnte ich mir nicht vorstellen, weshalb.
    «Was macht das Knie?», erkundigte ich mich.
    «Danke, unverändert, lieber Doktor. Aber ich muss gehen. Mrs. Ackroyd wird gleich hier sein. Ich habe nur eben nachgesehen, ob die Blumen in Ordnung

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