Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood
gebe ich der Bruderschaft und die andere Hälfte behalte ich für mich.
Der Name des Bullen war Officer Anthony, aber wir waren nach kurzer Zeit schon per Du.
„Hey Cowboy, mein Freund“ begrüßte er mich.
„Die Kohle kam genau zur richtigen Zeit. Meine Ex-Frau und die Kinder gehen mir tierisch auf die Nerven und fressen mir die Haare vom Kopf. Letztes Wochenende habe ich mein ganzes Geld mit einer Nutte namens Lucy verplempert.“
„Scheiße, warum hast du mir nichts gesagt, Mann?“ fragte ich. „Ein paar von meinen Brüdern hier drin haben Draußen was am laufen. Ich werde die Mädels anrufen, dann bist erstmal ausgelastet, mein Freund!“
„Nein, Cowboy, das sollte ich besser nicht tun. Ich bin ohnehin schon pleite“ gab er zurück. „Hat dir das Radio beim Lernen geholfen?“
„Scheiß drauf, meine Zieheltern waren Deutsche.“ erwiderte ich. „Pass auf, Billy. Ich brauche jemanden, der mir vier Pfund Gras bringen kann. Ich zahle dir 2.000 dafür. Niemand außer uns zweien kriegt was davon mit.“
„Nein, Cowboy. Ein Radio mitzubringen ist eine Sache, aber Drogen? Da geht es um mehr als nur um meinen Job.Das kann ich nicht bringen.“
„Denk einfach drüber nach, Billy. Keiner außer uns ist involviert. Das sind steuerfreie 2.000 Dollar für dich, mein Freund.“
„Ja, aber wie soll ich dir vier Pfund Marihuana hier rein bringen, ohne dass es jemandem auffällt?“
„Man, das ist doch nicht schwer. Bring jeden Tag ein bisschen mit, das fällt niemandem auf. Wenn du es nicht machst, dann tut es jemand anderes. Aber ich kann dir vier große Scheine jeden Monat klar machen. Bar auf die Hand. Niemand kriegt davon etwas mit. Ich nehme es mit ins Grab.“
Officer Anthony dachte drüber nach und stimmte schließlich zu. Gras ist im Knast genauso überteuert wie Heroin. Ein Joint kostet etwa einen Zehner, je nach Verfügbarkeit. Jedes Pfund macht etwa 1.000 Joints. Ich verkaufe ein Pfund für 4.000 Dollar und behalte so in etwa die Hälfte für mich. Darüber hinaus ist Officer Anthony glücklich, meine Brüder sind glücklich und alle anderen auch.
Die Geschäfte liefen so gut, dass ich Sheila nach Kansas holen konnte. Sie leistete sich ein kleines Haus in Downtown und übergab meinen Lieferanten Drogen und Geld. Wir verfeinerten unsere Arbeit und bauten so einen gut funktionierenden Drogenring auf.
Sheila hatte nach kurzer Zeit einen Anwalt an der Hand, der mir bei seinen Besuchen Kugelschreiber mitbrachte, die randvoll mit Koks waren. Sie gab ihm auch regelmäßig Akten für mich mit, zwischen deren Seiten dünne Heroinbriefchen eingeklebt waren. Und da die Bullen seine Akten nicht durchsuchen durften, hatten wir einen sicheren Weg nach Leavenworth gefunden.
Ich halte es für sicherer, mehrere parallele Wege zuhaben, als nur den einen Weg über den guten Officer Bill Anthony. Denn so bleibt der Nachschub an Drogen gesichert.
Sheila fielen noch viel mehr Wege ein, Drogen in den Knast zu schicken. Aktenordner beispielsweise zerschnitt sie vorsichtig und klebte Heroin und Koks in die Wände ein, um sie später wieder zusammenzufügen. Das funktioniert auch mit Postkarten, Kalendern und Büchern.
Ihr Lieblingstrick war aber folgender: Im Buchladen kaufte Sheila zwei juristische Sachbücher, nahm sie mit nach Hause und zerschnitt eins davon. Danach klebte sie die Drogen in den zerstörten Umschlag ein und benutzte dann zweite Buch, um die zerstörten Teile des ersten Buches zu ersetzen. Als nächstes ging sie zurück in den Buchladen, tat so, als ob sie das Buch grade aus dem Regal genommen hätte, bezahlte es nochmals und ließ es mir ins Gefängnis schicken.
Manchmal benutzte ich die Angehörigen von Insassen, die mir entweder einen Gefallen schuldig waren oder zur Bruderschaft gehören wollten und ließ sie Drogen in den Knast bringen. Sie erhielten die Drogen in kleinen Ballons von Sheila und brachten sie entweder anal oder vaginal mit ins Gefängnis. Auf der Besuchertoilette entnahmen sie die Schmuggelware wieder, wuschen sie ab und übergaben sie meinen Mittelsmännern. Über Pförtner oder Küchenangestellte gelangten die Drogen dann automatisch an die Kunden. Die Spritzen dazu ließ ich aus der Krankenstube klauen.
Häftlinge konnten bei mir Bestellungen aufgeben. Dazu gab ich ihnen eine Postfachnummer in Leavenworth, die Sheila gehörte. Die Verwandten der Insassen schickten dann Geld an dieses Postfach und Sheila lieferte umgehend.
Wer auf Pump kaufte, hatte mehrere
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