Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood
bekennen und meine Ruhe haben – denn wir hatten ein Zeichen gesetzt. Die Aryan Brotherhood hatte einen starken, eisernen Griff um die Mauern von Leavenworth. Und ich war auf meinem Weg nach ganz oben.
GANZ OBEN
Von Leavenworth wurde ich dann nach Marion, Illinois, verlegt. Am Gefängniseingang erhielt ich einen orangenen Overall und ein Armband, dass mich als Häftling des Hochsicherheitstraktes kennzeichnete. „Was ist das wieder für ein Scheiß“ fragte ich die drei Deputies. „Sir, wir befolgen hier nur unsere Befehle“ antwortete ein junger Schließer, der neu in dem Job sein musste. Seine Uniform war frisch und seine Schuhe nagelneu. Er hatte verkackt, als er auf meine Frage eingegangen war und seine Vorgesetzten starrten ihn wütend an. Sie eskortierten mich in den berüchtigten H-Block, wo Silverstein und Fountain vor sieben Jahren zwei Wärter umgelegt hatten.
Als ich meine Zelle zugeteilt bekommen hatte, wartete ich auf etwas zu essen. Die lange Fahrt von Leavenworth hatte mich sehr hungrig gemacht. Normaler Weise hatte ich selten Appetit auf die trockenen, faden Sandwiches, die es hier im Knast gab. Aber jetzt schlang ich sie mit wenigen Bissen runter, bis ich bemerkte, dass ich nichts anderes mehr zu essen hatte. Ich tauschte meine Kekse und den Saft gegen die Sandwiche meines Zellennachbarn. Ich stopfte mich mit dem Gefängnisfraß voll, da ich wusste, dass die nächste Mahlzeit eine Ewigkeit auf sich warten lassen würde.
Dann erst bemerkte ich, wo ich gelandet war. Mein unmittelbarer Zellennachbar, dem ich die trockenen Sandwiches verdankte, war niemand anders als Barry „TheBaron“ Mills, die Nummer 1 der Aryan Brotherhood. Sein ursprüngliches Spitzname war „Red Baron“, nach Manfred von Richthofen, dem berühmten deutschen Jagdflieger aus dem Ersten Weltkrieg. Später nannte man ihn nur noch „Baron“ oder „McB“, weil er genau wie McDonald’s allgegenwärtig war. Barry war ein Adrenalin-Junkie, genau wie die meisten anderen Brüder. Mit 19 Jahren hatte er seine Heimatstadt Windsor in Nordkalifornien verlassen und war in den Süden gefahren, um den ultimativen Kick zu suchen. Aber kurz nach seiner Ankunft wurde er wegen Autodiebstahls verhaftet und zu einem Jahr im Sonoma County Jail verurteilt. Zusammen mit einem anderen Häftling brach er aus dem Gefängnis aus, wurde aber kurz darauf wieder verhaftet und zu einem Jahr zusätzlicher Freiheitsstrafe verurteilt.
Nach Absitzen seiner Strafe ging Mills mit seinem Freund William Hackworth nach Stewards Point, einer Kleinstadt am Meer. Dort liehen sie sich zwei Waffen und überfielen eine 7-Eleven Tankstelle. Mit der Beute von 775 Dollar konnten die zwei ihre Pistolen bezahlen und obendrein einige Zeit leben. Mehr als das genoss Mills jedoch den Adrenalinrausch, den er bei dem Überfall bekam.
Doch Hackworth und Barry sollten ihre Freiheit nicht lange genießen können. Man nahm sie noch in der gleichen Woche fest. William Hackworth bekannte sich schuldig und sagte gegen Mills aus, der in Folge dessen eine Strafe von fünf Jahren bis lebenslänglich bekam. Mit Anfang 20 sollte er diese Strafe in San Quentin absitzen.
Im Knast fing er an, Gewichte zu heben und fand schnell Anschluss an die Aryan Brotherhood. Als er 1977 entlassen wurde, war er bereits ein führendes Mitglied der Clique in San Quentin.
Seine Zeit in Freiheit währte nicht lang, und auf Grundeines geplatzten Banküberfalls, den er organisiert hatte, verurteilte man ihn zu einer Strafe von 20 Jahren.
Zurück in San Quentin traf Barry Mills auf Tyler Bingham. Tyler „The Hulk“ Bingham war der ehemalige Besitzer eines Fitness-Studios in Sacramento, Kalifornien. Sein Spitzname kam nicht von ungefähr, denn er war stark wie ein Ochse und stemmte über 200 Kilogramm im Bankdrücken. Sein rasierter Schädel, sein Hinterwäldler-Akzent und sein Walross-Schnäuzer ließen ihn wie einen Idioten wirken, aber ich kann Dir versichern, dass er ein extrem gebildeter Mann ist.
Tyler begann seine kriminelle Karriere im Jahr 1965, als er anfing, Banken auszurauben. Glaub mir, dieser Mann hat starke Prinzipien und einen unerschütterlichen Glauben. Während unserer Zeit in Marion erklärte er mir sein oberstes Gebot, das lautete: „Verletze niemanden“. Das Problem bei Banküberfällen ist, dass sie ohnehin schon ein Bundesdelikt sind, dass heißt, das verfluchte FBI schaltet sich ein. Wenn du aber während dessen jemanden verletzt oder tötest, dann sperren sie dich ein und
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