Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood
wieder das gleiche Ritual. Weißt du was ich glaube? Diese schwulen Idioten kooperieren nicht ausreichend miteinander. In jedem Knast werden immer wieder die gleichen Fotos von den gleichen Tattoos gemacht. Was sagt mir das über die Zusammenarbeit der einzelnen Gefängnisbehörden? Sie tauschen sich nicht aus. Sie haben eine miese Infrastruktur und kommunizieren nicht.
Wie dem auch sei, irgendetwas war ungewöhnlich an diesem frühen Morgen. Und dann sah ich die Typen, wie sie in den Raum strömten. Massive Bullen in Schutzausrüstung, körperlich fit und bereit, alles und jeden fertig zu machen. Die Jungs sahen eher aus wie professionelle Killer. Ich wusste sofort, das hieß Ärger.
Es waren zwei Teams mit je drei Mitgliedern der Spezialeinheiten des Sheriff’s Departement von Los Angeles. Weitere Spezialagenten erledigten den Papierkram und legten uns unsere roten K-10 Armbänder an, die uns als Risikopatienten auszeichneten. Bis hierhin war noch alles gut, aber dann haben sie es echt übertrieben. Die Bullen umstellten jede der Einzelzellen, in denen wir auf den Weitertransport warteten, und holten uns einen nach dem anderen raus. Sie zogen uns aus (richtig, wir durftendas nicht selber machen) und durchsuchten uns nach Schmuggelware und Waffen. Diese Schwuchteln drückten mich mit dem Kopf nach unten, nur damit einer von ihnen ungehindert in meinen Arsch leuchten konnte. Das war echt ekelhaft. Danach zogen sie uns an und verpackten uns. Zuerst legte man uns eine Kette um die Hüften an, danach eine Kette um die Brust und Schultern, danach Hand- und Fußschellen. Als ob das nicht schon genug gewesen wäre, verschlossen die Bullen die Handschellen an der Kette um meine Hüfte. Ich machte eine kurze Bemerkung darüber „Hey, ihr wisst schon, dass das etwas unbequem ist?“ aber in Wirklichkeit tat diese Scheiße verdammt weh.
Der Bulle versprach mir, dass es nur eine „sehr kurze Fahrt werden würde“. Ich sollte mir keine Sorgen machen. Ein Scheiß würde es werden.
Ich dachte verzweifelt darüber nach, was mit uns passieren würde. Dann kam einer der offiziellen Beamten und erklärte uns, man habe ein Flugzeug, das für unseren Transport bereit stehen würde. Cool, das war mal etwas neues. Aber wer glaubte, der Flug würde entspannt werden, der hatte sich mächtig getäuscht.
Einer nach dem anderen sollten wir in die großen weißen Vans gebracht werden, die vor der Tür standen. Nach einer Fahrt, die tatsächlich relativ kurz war, kamen wir auf einem weiten Feld an, wo eine Propellermaschine auf uns wartete. Es war eine kleine grüne Maschine mit dem Logo des LAPD an den Seiten. In der Luft über uns flogen zwei Helikopter, die uns begleiten sollten.
Wieder führte man uns einen nach dem anderen in das Flugzeug, immer begleitet von Bullen, die Sturmgewehre auf uns gerichtet hatten. Zwei weitere Bullen hielten Elektroschocker bereit und wirkten auf mich, als ob sie nicht zögern würden, sie einzusetzen.
Naja, und wenn man geglaubt hätte, die Bullen hättenunsere Ketten jetzt entfernt, dann würde man falsch liegen. Der Schmerz durch die Ketten und Schellen wurde immer schlimmer. Im Flugzeug angekommen, drückten die Cops mich in einen Sitz. Ich hatte mich grade an die Umgebung gewöhnt, als man mir Wattepads auf die Augen legte und diese mit Klebeband versiegelte. Ich fand mich in stockfinsterer Nacht wieder. Um wirklich sicher zu gehen, verband man mir die Augen mit einer Binde. Und um auch wirklich sicher zu gehen, dass wir uns nicht bewegen könnten, zurrte man unsere Knie und Fußgelenke mit Kabelbinder zusammen. Danach wurde ein Band von der Kette um meine Brust an den Boden gelegt, die meinen Oberkörper leicht nach vorne zwang.
In jeder Reihe der Maschine saß ein Gefangener. Der Motor der Propellermaschine war so laut, dass wir nicht miteinander kommunizieren konnten. Diese Typen wollten uns anscheinend genau zu verstehen geben, wer hier das Sagen hatte. Sie hatten es geschafft.
Wenn man gesagt hätte, der 2.500 Kilometer lange Flug wäre nur unbequem gewesen, dann wäre das mehr als nur eine leichte Untertreibung. Nachdem wir in der Nähe von Leavenworth gelandet waren, schnitten die Bullen die Kabelbinder durch und brachten uns wieder einzeln nach draußen. Ich konnte nur mit Mühe laufen. Ein paar meiner Brüder mussten gestützt werden, um das Flugzeug zu verlassen. Die Augenbinden allerdings wurden uns gelassen.
Im Gefängnis angekommen, setzten uns die Bullen in Rollstühle und fuhren
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