Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
die Finger schauen …«
Kate konnte einfach nicht anders, sie musste immer wieder zu dem kleinen Fleckchen seiner Brust schauen, das durch den offenen Hemdkragen zu sehen war. Normalerweise stand sie nicht auf Brusthaare, aber Tommy wirkte damit nur umso männlicher.
»… und da hat sie mich gefragt, ob sie eine Verabredung für mich arrangieren darf. Ich habe mir gedacht, warum nicht? Ist ja nur für einen Abend. Und ich war sehr neugierig, was für eine Frau eine sogenannte Expertin für mich aussuchen würde. Mit Bierbrille sieht man nicht unbedingt glasklar.«
»Ach!« Kate hatte auf einmal ein flaues Gefühl im Magen. »Und, ähm, tragen Sie die öfter?«
»Meine Bierbrille? Ich habe vor Kurzem eine neue verordnet bekommen, aber es ist jedes Mal ein echter Schock, wenn es wieder hell wird!«
Er war also ein Weiberheld, dachte Kate angewidert, womit er glatt durch ihr Raster fiel. Und doch wurde sie rot, als er sie anlächelte.
»Tja, jedenfalls wollten Sie mich mit dem Champagner beeindrucken«, hörte sie sich kokett sagen. »Lassen Sie mich raten. Sie sind Aktienbroker. Oder dick im Ölgeschäft.« Und dann bedachte sie ihn mit einem, wie sie hoffte, verführerischen Lächeln.
»Ich arbeite für ein Unternehmen, das Kreditkarteninformationen sammelt.«
Kate musste sich zusammenreißen, um sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
»Ach, das ist aber …«
»… der langweiligste Job der Welt?«
Kate bemühte sich um ein Lächeln. Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte.
»Wie ich sehe, sind Sie schwer beeindruckt!«, bemerkte Tommy lachend. »Aber ich bin mir sicher, Sie sind viel zu aufgeschlossen, um einen Menschen nach seinem Beruf zu beurteilen. Das machen nur oberflächliche Dummköpfe und Bussi-Bussi-Werbetussis. Als würde das, was man zwischen neun und fünf tut, bestimmen, ob man ein interessanter Mensch ist oder nicht!«
»Ja, das ist wirklich dumm!«, stimmte Kate ihm hastig zu. Und er hatte ja auch Recht. Wenn er es so sagte, klang es wirklich dämlich. Sie wand sich innerlich ein wenig, als sie an die strikten Vorgaben dachte, die sie Alice genannt hatte. Was hatte sie angegeben, das ihr Traummann beruflich machen sollte? Sollte er nicht zwingend ein Top-Manager mit Vorstandsperspektive sein? Hoffentlich hatte Alice das Tommy gegenüber nicht erwähnt.
»Und macht Ihnen die Arbeit denn Spaß?«, fragte sie höflich nach.
»Ich verdiene damit meine Brötchen, mehr nicht. Und Sie? Was machen Sie beruflich?«
»Ja also, ich bin so eine Bussi-Bussi-Werbetussi«, erklärte Kate lachend. »Ich arbeite im PR-Bereich. Seit Jahren werfe ich professionell Luftküsschen durch die Gegend!«
»Upps!«, meinte Tommy und grinste verlegen. »Und macht Ihnen die Arbeit Spaß?«
»Und wie!«
»Es ist komisch, jemanden kennenzulernen, dem seine Arbeit gefällt. Ich dachte immer, das sei ein Mythos. Ehrlich gesagt befürchte ich, es gibt keine Arbeit, die mir wirklich Spaß machen würde. Mit zehn wurden wir in der Schule gefragt, was wir mal werden wollen, wenn wir groß sind, und ich habe meiner Lehrerin gesagt, ich wolle Playboy werden. Ich hatte keine Ahnung, was das ist. Aber ich fand, das ›Play‹ darin klang sehr verlockend. Mir war immer schon mehr nach Spielen als nach Arbeit.«
Ungebeten drängte sich ein Bild in Kates Kopf: Tommy in einem Whirlpool, umgeben von leicht bekleideten Blondinen. Sie war bestimmt gar nicht sein Typ, schoss es ihr durch den Kopf, und der Gedanke versetzte ihr sogleich einen Stich. Er stand offensichtlich auf Frauen mit großen Brüsten und lockerer Moral; Frauen, die leicht zu haben waren. Auch wenn er bei dieser Aussage erst zehn gewesen war.
»Und warum machen Sie es dann?«, überlegte sie laut.
»Maximale Bezahlung für minimalen Einsatz. Ich geh rein, mach meinen Kram und gehe wieder nach Hause! Reich werde ich damit nicht, aber lieber bin ich glücklich … Sie wissen schon: Arbeiten, um zu leben, nicht leben, um zu arbeiten.«
Kate erstarrte. Mit einem Schlag waren ein Dutzend Häkchen, die sie auf ihrer Liste gesetzt hatte, ausradiert. Der Kerl war ein Faulpelz.
»Faul bin ich nicht«, meinte er lachend, als könne er ihre Gedanken lesen. »Ich sehe es bloß nicht ein, unbezahlte Überstunden zu machen, wo es so viele schönere Dinge gibt, die man stattdessen tun kann!«
Kate war sich da nicht so sicher. Was denn für schöne Dinge? Sie lebte in erster Linie, um zu arbeiten. Doch noch während sie darüber nachdachte,
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