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Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Titel: Alice Browns Gespuer fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Prescott
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Läufer auf den Stufen besonders dick und weich und das Treppenhaus mit dunklem, sattem Holz vertäfelt war. Nicht unbedingt so, wie man sich den Eingang zu einem Puff vorstellte. Die kannte sie aus einschlägigen Filmen – müssten solche Etablissements nicht eher wie heruntergekommene Crack-Buden aussehen?
    Die Treppe war zu Ende, und sie standen vor einer schweren Mahagoni-Tür. Sie spürte John direkt neben sich und versuchte zu ignorieren, dass ihr ganzer Körper kribbelte angesichts der Nähe. Er lehnte sich nach vorn und klopfte an die Tür.
    »John!«, rief eine Frau ihnen von drinnen fröhlich entgegen.
    Alice blinzelte, und ehe sie sich’s versah, wurde sie auch schon sanft hineingeschoben. Eine Frau kam ihnen entgegen, ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Sie war Mitte fünfzig und verströmte matronenhafte Herzlichkeit. Mit ihren lockigen grauen Haaren, dem knittrigen Leinenanzug und den lachenden Augen sah sie aus, als müsste sie jemandes Mama sein.
    »Oh, du hast einen Gast mitgebracht!« Freundlich schaute sie Alice an.
    »Geraldine, darf ich dir Alice vorstellen?«, sagte John ganz ruhig. »Alice, das ist meine Freundin und Agentin Geraldine.«
    Wortlos ließ Alice zu, dass Geraldine ihr die Hand schüttelte, und schaute sie an. Das musste wohl G. Ashby von G. Ashby Appointments sein. Aber sie wirkte gar nicht wie eine Puffmutter; sie sah eher … na ja, ganz nett aus.
    Geraldine lächelte und führte sie zu einem durchgesessenen Sofa, das allem Anschein nach schon bessere Zeiten erlebt hatte. Alice’ Blick fiel auf eine zerlesene Ausgabe von Polo über einer der Sofalehnen, deren Seiten sich schon aufrollten.
    »Ein Glas Wein?«, fragte Geraldine vom Schreibtisch. »Ist schließlich schon nach sechs!«
    »Für mich auf jeden Fall«, entgegnete John. »Alice?«
    Alice nickte wie betäubt und sah zu, wie Geraldine drei Gläser und eine Flasche Rotwein aus ihrem unaufgeräumten Schreibtisch zauberte. Dann zog sie einen alten, ramponierten Stuhl heran und setzte sich zu ihnen.
    »Cheers!«, prostete sie ihnen fröhlich zu.
    Mechanisch nippte Alice an ihrem Glas. Was um alles auf der Welt ging hier vor sich?
    »Also«, sagte John. »Das ist leider kein reiner Freundschaftsbesuch.«
    »Ich hatte mich auch schon gewundert«, entgegnete Geraldine zurückhaltend.
    Eine Pause entstand. In ihrer Verwirrung merkte Alice dennoch, wie angespannt John plötzlich war.
    »Erinnerst du dich noch an unser Gespräch neulich?«, fragte er vorsichtig. »Als ich dir gesagt habe, dass ich Audrey Cracknell nicht mehr als Klientin haben möchte?«
    »Natürlich«, antwortete Geraldine nickend. »Ich habe dich gefragt, ob irgendwas vorgefallen ist.«
    »Ich habe dich angelogen«, erklärte John betreten. »Es ist etwas vorgefallen. Na ja, nicht unbedingt vorgefallen. Passiert, sollte ich wohl eher sagen. Etwas ziemlich Schönes.«
    »So, so«, sagte Geraldine gedehnt und warf aus den Augenwinkeln einen Blick auf Alice. Diese starrte John an und versuchte verzweifelt, mit den immer neuen Wendungen, die dieser verwirrende Tag brachte, Schritt zu halten.
    John räusperte sich und zerrte an seinem Hemdkragen, um die Fliege etwas zu lockern.
    »Tja, es ist so, ich mache das jetzt schon seit geraumer Zeit. Den Escort-Service, meine ich. Elf Jahre ungefähr. Und seit einiger Zeit frage ich mich, ob es noch der richtige Job für mich ist.«
    Lautlos holte Alice Luft. In ihrem Kopf drehte sich alles. Was sagte John da?
    »Ich habe ein bisschen nachgedacht; womöglich verstecke ich mich hinter meinem Job. Und benutze ihn als Ausrede, um nicht, na ja, unter Menschen zu müssen«, sagte John ein wenig betreten. »Ich weiß, ich muss mich berufsbedingt präsentieren, aber das ist was anderes. Eigentlich sollte ich freiwillig unter Menschen gehen. Als ich selbst . Also habe ich mir überlegt, dass ich vielleicht langsam damit aufhören sollte, alle anderen vor dem Alleinsein retten zu wollen, und, na ja …«, er unterbrach sich und sah mit einem Mal ganz verloren aus, »und lieber was gegen meine eigene Einsamkeit unternehmen sollte.«
    Alice war schockiert. John war einsam? Das hatte er mit keinem Wort erwähnt. Verstohlen schaute sie zu Geraldine hinüber, die eine undeutbare Miene aufgesetzt hatte. Fast schien sie sagen zu wollen: Na endlich.
    »Und dann habe ich Alice kennengelernt.« Unvermittelt nahm John Alice’ Hand. Sie schnappte heftig und fast hörbar nach Luft, als seine warme Hand ihre Haut berührte. John zu

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