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Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Titel: Alice Browns Gespuer fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Prescott
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er unschuldig ist. Und der dritte Strauß sagt dir: Gib nicht auf  …«
    »… vertrau mir« , fiel Alice ihr ins Wort, und Ungläubigkeit schwang in ihrer Stimme mit. »Vertraue auf uns.« Mit großen Augen schaute sie Ginny an. Ihre Gefühle fuhren Achterbahn.
    »Mann o Mann, der Kerl liest in dir wie in einem Buch!«, staunte Ginny. »Was Besseres hätte er sich nicht ausdenken können, um dich zu ködern!«
    Eine halbe Stunde später brachte der Bote den nächsten Strauß in die Küche, nebst leerem Teller und ausgetrunkener Tasse.
    »Das nenn ich mal ›Lasst Blumen sprechen‹!«, sagte er grinsend, als er die Lieferungen Nummer eins bis vier nebeneinander auf der Arbeitsplatte stehen sah. »Ich wünschte, meine anderen Auftraggeber wären genauso einfallsreich wie dieser Typ. Das ist mir jedenfalls wesentlich lieber als das stinklangweilige Standarddutzend langstieliger Rosen!«
    Aber Alice hatte nur noch Augen für die wilde Kaskade winziger lila Sternchen, die er in der Hand hielt. Ihr Blick saugte die zarten Blütenblätter förmlich auf, als suchte er nach deren versteckter Bedeutung.
    »Diesmal weiß ich es nicht!«, rief sie jämmerlich.
    »Das sind Veilchen«, half der Bote ihr auf die Sprünge.
    »Ja, klar! Aber was haben sie zu bedeuten?«
    »Tja, da bin ich auch überfragt.«
    Rasch holte Ginny ihr iPhone heraus und tippte hektisch darauf herum. Keine Minute später hatten sie die Antwort.
    »Diese Blumen stehen auch für Vertrauen«, las sie laut vor.
    Alice schnappte nach Luft. »Jetzt fällt es mir wieder ein. Liebende, die voneinander getrennt wurden, schenken sich Veilchen als Zeichen der Treue.«
    Auf einmal wurde es ganz still.
    »Er will dir damit sagen, dass er nur dir gehört, Alice«, flüsterte Ginny gerührt. »Dir, und nur dir allein.«
    Alice machte ein seltsames, ersticktes Geräusch und wandte sich ab.
    »Bin gleich wieder da«, flüsterte sie mit gepresster Stimme und verschwand in ihrem Schlafzimmer. Sie musste schnell weg von den Blumen, weg von dem unwiderstehlichen Sog, den sie auf sie ausübten, und dem überwältigenden Duft, den sie verströmten, der süßen Verlockung, die Alice in ihren Bann ziehen wollte.
    In ihrem stillen, dämmrigen Schlafzimmer hörte sie Ginny gedämpft mit dem Fahrer reden und dann das Klappern von Porzellan, als sie ihm noch eine Tasse Tee machte. Steif saß Alice auf dem Bett und versuchte, tief durchzuatmen. Sie musste sich konzentrieren. Fünf Sträuße hatte sie schon bekommen, das hieß, es warteten nur noch zwei. Und es waren schließlich nur Blumen. Sie war stark; sie würde das durchstehen. Sie konnte der Versuchung widerstehen.
    Zwei Minuten später klopfte Ginny an ihre Schlafzimmertür. Alice schaute auf die Uhr. Tatsächlich, wieder war eine halbe Stunde vergangen.
    »Er holt gerade den nächsten Strauß«, rief ihre Freundin auf der anderen Seite der Tür. Mit zitternden Knien öffnete Alice und trat heraus. Ginny lächelte ihr aufmunternd zu, doch das bemerkte sie gar nicht. Stattdessen starrte sie angestrengt aus dem Fenster und hielt Ausschau nach dem Boten, der gerade hinten in seinem Lieferwagen verschwunden war, um gleich darauf wieder aufzutauchen und den Weg zum Haus hinaufzutrotten, die Schultern zum Schutz vor dem Regen hochgezogen.
    »So, diesmal hab ich bloß dieses kleine Kerlchen …«, erklärte er und stellte Nummer sechs auf den Küchentisch.
    Die Augen der beiden Frauen wurden groß und rund.
    »Ist das auch ganz sicher keine Verwechslung?«, fragte Ginny ungläubig. »Da stimmt doch was nicht.«
    Der Bote grinste breit. »Keine Verwechslung.«
    »Aber das ist ein Kaktus! Das ist bloß ein stacheliger, knubbeliger Kaktus! Er wird sie doch nicht mit einem Kaktus zurückgewinnen wollen!«
    »Man darf die Dinge nicht nur nach ihrem Äußeren beurteilen«, entgegnete der Lieferwagenfahrer vielsagend. »Die Dame wird es schon verstehen.«
    »Der steht fürs Überleben«, erklärte Alice leise, ohne den Blick auch nur für einen Moment von dem Kaktus auf dem Küchentisch zu wenden. »Er steht für das Leben in einer unwirtlichen Welt, und dafür durchzuhalten, ganz gleich, wie groß die Widerstände auch sein mögen. Kakteen sind nicht kleinzukriegen; sie sind zäh. Unerschütterlich stehen sie da, bei Regen oder Sonnenschein, Hungersnot oder Dürre.«
    »Wow!«, staunte Ginny. »Einfach nur wow!«
    Steif drehte Alice sich zu dem Boten um.
    »Ich muss den letzten Strauß sehen. Keine Halb-Stunden-Intervalle mehr, bitte.

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