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Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Titel: Alice Browns Gespuer fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Prescott
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Ich muss ihn jetzt auf der Stelle sehen.«
    »Aber was ist mit Johns Anweisungen?«, warf Ginny ein. Doch da war Alice bereits zur Tür hinaus und steuerte auf den Lieferwagen zu, den Fahrer in ihrem Kielwasser.
    »Was kommt als Nächstes?«, fragte sie energisch und suchte in der bunten Blütenpracht im Laderaum nach ihrem letzten Blumenstrauß. Die ganze Ladung war ein einziges Meer aus Blüten, Blättern und Farben. »Welcher ist meiner?«
    Sekunden wurden zu einer Ewigkeit, während der Lieferwagenfahrer hinten in seinem Auto herumkramte auf der Suche nach dem letzten Glied der Kette. Alice bemerkte den Regen gar nicht, der unbarmherzig auf sie niederprasselte, ihre Wangen mit Regentropfen benetzte und ihr die Haare an den Kopf klebte. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht den ganzen Lieferwagen in Erwartung ihrer letzten floralen Nachricht auseinanderzunehmen.
    Und dann richtete er sich auf und drehte sich zu ihr um.
    »Eine einzelne rote Tulpe!«, rief Ginny abschätzig. Auch sie hatte sich schließlich nach draußen in den Regen gewagt, und nun stand sie da und rümpfte verächtlich die Nase. »Müsste das nicht wenigstens eine einzelne rote Rose sein?«
    »Nein!«, rief Alice laut. »Das ist viel, viel besser.« Und damit presste sie die Tulpe an die Brust und machte ein komisches, halb ersticktes Geräusch.
    Ginny schaute den Blumenboten fragend an.
    »Glaub mir, ich liebe dich« , erklärte er leise. Dann lächelte er und fügte hinzu: »Das ist die Liebeserklärung eines Gärtners.«
    Alice schloss die Augen und versuchte, die Tränen herunterzuschlucken. Sie drehte das Gesicht zum regennassen Himmel und atmete tief durch. Was hatte Emily noch mal gesagt? Tief drinnen – im Grunde Ihres Herzens – wissen Sie, dass mein Dad niemanden zum Narren halten würde, nicht wahr? Und Sie am allerwenigsten  … Er ist einer von den Guten. Natürlich war er das! John war nicht der schreckliche Betrüger, den sie sich ausgemalt hatte. Er war wunderbar und mitfühlend und aufrichtig und ein Gentleman. Nie würde er von Sheryl Geld annehmen oder mit Alice ausgehen, um sie lächerlich zu machen. Er war ehrlich, treu und wahrhaftig. Jetzt fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Und sie war einfach aufgestanden und hatte ihn im Restaurant sitzen lassen und seine Anrufe ignoriert, als er versucht hatte, ihr alles zu erklären. Sie hatte ihm nicht mal die Gelegenheit gegeben, sich zu erklären. Und nun hatte er es doch getan, auf die einzige Weise, die ihm noch geblieben war – in einer Sprache, die keiner Worte bedurfte.
    Alice hielt sich die freie Hand vors Gesicht. Sie brachte kein Wort heraus. In ihrem Kopf drehte sich alles so schnell, dass sie nicht gewusst hätte, welche Worte herauspurzeln würden, hätte sie den Mund aufgemacht. Mit großen Augen schaute sie von Ginny zum Fahrer und wieder zurück.
    »Ich muss weg!«, platzte sie heraus und drehte sich auf dem Absatz um.
    »Aber ich habe Ihnen noch gar nicht den Brief gegeben!«, protestierte der Blumenbote. »Woher wollen Sie denn sonst wissen, wo Sie ihn finden?« Aber da lief Alice schon mitten über die mit Pfützen übersäte Straße, weg von dem Lieferwagen und ihrem Haus, schnurstracks aufs Stadtzentrum zu.
    »Ich schließe ab!«, rief Ginny ihr nach. »Den Schlüssel leg ich unter den Blumentopf!«
    Doch Alice war längst verschwunden, die Tulpe noch immer fest an die Brust gedrückt, ihre Strickjacke mittlerweile schwer vom Regen. Sie wusste genau, wo sie ihn finden würde, auch ohne Brief, der ihr sagte, wo er auf sie wartete. Es war ihr egal, dass ihre Schuhe durchweicht waren und die Haare durchnässt an ihren Wangen klebten; wichtig war nur, so schnell wie möglich dorthin zu kommen.
    Je weiter sie lief, desto betriebsamer wurde es um sie herum. Bald schon staute sich der Verkehr auf den Straßen, und sie lief auf dem Bürgersteig weiter. Schneller und immer schneller rannte sie, wich im Laufen den Pendlern aus und schlängelte sich zwischen den mit Tüten bepackten Einkäufern hindurch. Sie musste zu John. Sie musste spüren, wie er sie in die Arme nahm und küsste.
    Endlich kam sie zu dem Café. Atemlos schob sie die schwere Glastür auf. Und dann sah sie ihn und blieb wie angewurzelt stehen. Er blickte sie an. Sofort ließ er den dampfenden Kaffee auf dem Tisch stehen und kam geradewegs auf sie zu.
    »Danke, dass du hergekommen bist. Ich war mir nicht sicher, ob du kommen würdest«, begrüßte er sie ein wenig steif, fast schon förmlich,

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