Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
dir lieber mal, wie du früher aus dem Büro kommst. Amüsier dich! Lass dich mal wieder flachlegen!«
Und damit legte Lou ihr Schminkzeug beiseite und schaute Kate sehr ernst an. »Ich meine, herrje, Kate, wie lange ist es her, seit du das letzte Mal gevögelt wurdest?«
Kate verschluckte sich, so peinlich war ihr das.
»Wer rastet, der rostet!« Lou trank ihr Glas aus und fing an, ihr Make-up-Rüstzeug wieder einzupacken.
»Weißt du was … du hast Recht«, stimmte Kate ihr unvermittelt zu. »Und darum wollte ich auch heute Abend zu diesem Vortrag gehen.«
»Du meinst diese erbärmliche Aneinanderreihung nutzloser Kalenderweisheiten?«
»So schlimm war es nun auch wieder nicht …«
»Das soll doch wohl ein Witz sein!« Schockiert schnappte Lou nach Luft. »Das war der größte Käse, den ich je gehört habe! Ich meine, mal ehrlich, was hat die arme Irre sich bloß dabei gedacht? Meinst du, diese Vogelscheuche hatte jemals im Leben eine Verabredung mit einem Mann? Und hat die noch nie was von Haarspülungen gehört? Ich hab schon Schamhaare gesehen, die geschmeidiger waren als dieses Storchennest.« Empört schenkte sie sich noch ein Glas Wein ein. »Und dann noch du mit deinem O-Saft und dem emsigen Notizengekritzel! Du bist echt eine Streberin!«
Kate wurde rot. »Ich wollte halt nichts vergessen.«
»Das war bloß ein blöder Vortrag, keine Prüfung!« Lou wurde kurz von einem Hinterteil abgelenkt, das im Zickzackkurs von der Theke auf sie zusteuerte, während im Glas seines Besitzers beim Gehen das randvolle Bier überschwappte. Schließlich fand der Hintern seine Freunde und setzte sich. Lou heftete ihren Blick wieder auf Kate. »Und ganz ehrlich, Kate, versprich mir bitte, dass du keinen ihrer Tipps befolgen wirst. Diese Vorschläge waren einfach nur lächerlich. Wenn du dich daran hältst, wirst du vermutlich nie mehr im Leben Sex haben. Sie selbst ist der beste Beweis dafür, dass man mit ihrer Methode keinen Mann abbekommt.«
»Sagt die Frau, die seit Menschengedenken keinen festen Freund mehr hatte«, murmelte Kate.
»Hör zu.« Lou beugte sich vor und zeigte vorwurfsvoll mit dem Zeigefinger auf Kate. »Wenn du allein und kinderlos bleiben und deine Eierstöcke verschimmeln lassen willst, genau wie die Daily Post behauptet, dann los, tu, was diese Schrapnelle uns geraten hat. Und ehe du dich’s versiehst, bist du eine vertrocknete alte Jungfer mit vierzig Katzen. Ich meine, was sollte bitte dieser Quatsch, man solle ›versehentlich‹ seine Einkäufe in den Einkaufswagen eines Mannes legen? Ich bitte dich! Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dich irgendwer begeistert zum Essen einlädt, nur weil du Wein und Tampons auf sein Gemüse hast fallen lassen.«
»Ich lasse mir meine Sachen ohnehin nach Hause liefern«, erklärte Kate nachdenklich. »Der einzige mögliche Flirtpartner wäre der Lieferant, und der hat kaum noch Zähne.«
»Keine Sorge – schließlich bleibt immer noch Audreys genialer Rat, einem Verein beizutreten! Wie war das noch? Ach ja, stimmt … Besuchen Sie einen Rhetorikkurs. Du liebes bisschen, was für eine großartige Idee! Man hört doch ständig von jungen, attraktiven, heißen, total angesagten Männern, die spannende Vorträge halten. Ich wette, in deren Vereinsheimen wimmelt es nur so von sexy Sahneschnittchen.«
»Du hast ja Recht; ihre Ratschläge waren eher … altbacken …« Kate unterbrach sich, weil Lou laut schnaufte. »Aber diese Alice war toll. Und eins ist sicher; wir sind Singles, und wir werden nicht jünger. Und wie du so schön gesagt hast, ist es nicht gerade so, dass ich mich vor Angeboten kaum retten könnte.«
»Du kannst dich kaum vor deiner Arbeit retten.«
»Ich will damit bloß sagen, ob Audrey Cracknell nun Recht hat oder nicht, wir sind Singles. Wir sind seit Ewigkeiten Singles. Du behauptest zwar immer, du wolltest es gar nicht anders. Aber mir reicht’s. Ich hab die Nase voll davon. Ich will nicht eines Tages aufwachen und einsehen müssen, dass es endgültig zu spät ist. Ich will einen Mann« – sie konnte sehen, wie Lou den Barkeeper mit Blicken förmlich auszog – »… einen netten Mann! Jemanden, der keine Angst davor hat, sich wie ein erwachsener Mensch zu benehmen, und der damit fertig ist, sich durch alle Betten zu schlafen. Ich will einen Freund, der mich zum Essen ausführt und mit mir zum Wandern aufs Land fährt. Jemanden, der keine Panik bekommt, nur weil er meine Mum kennenlernen soll.
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