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Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Titel: Alice Browns Gespuer fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Prescott
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was sie sah, denn allzu oft passte die Beschreibung haargenau auf John. Fast zärtlich fuhr sie mit dem Finger über das Foto.
    »Morgen!«, tönte eine muntere Stimme durch das Büro.
    Audrey schreckte hoch, als Alice durch das Büro zu ihrem Schreibtisch tappte, den langen Strickschal auf dem Boden hinter sich herschleifend. Ihr sträubten sich die Nackenhaare. Irgendetwas hatte Alice an sich, das ihr schrecklich gegen den Strich ging.
    »Haben Sie meine SMS bekommen? War das nicht ein großartiger Abend?«, rief Alice fröhlich, während sie den Mantel auszog und nachlässig über die Stuhllehne warf; der erste Schandfleck des Tages im ansonsten makellos aufgeräumten Büro. »So viele Leute und alle so nett! Wir haben anschließend noch stundenlang geredet. Schade, dass Sie wegmussten.« Sie nahm den Deckel von ihrem Kaffeebecher und blies auf die dampfende Oberfläche, dann wanderte ihr Blick erwartungsvoll zu Audrey.
    »Ja, großartig«, brummte Audrey und versuchte den Anschein zu erwecken, sie sei völlig in ihre E-Mails vertieft. Gerade war wieder einer der Momente, in denen sie sich wünschte, sie hätte ein bisschen mehr investiert und eine richtige Wand errichten lassen, um ihr Büro vom Rest des Raums abzuschirmen. Damals war ihr die Idee mit den Glaswänden als optimale Lösung erschienen. Zum einen entstand dadurch ein eigenes, separates Büro, was eine professionelle Distanz schaffte zwischen ihr als Chefin und ihren Untergebenen im offenen Großraumbüro. Und gleichzeitig konnte sie sich mittels der durchsichtigen Wände vergewissern, dass ihre Angestellten ihre Zeit nicht mit belanglosen Privatgesprächen verplemperten. Sie hatte sogar schon ernsthaft überlegt, einen Kurs für Lippenlesen zu besuchen, um auch bei geschlossener Bürotür, wenn sie sich in ihr durchsichtiges Königreich eingeschlossen hatte und nur noch gedämpftes Gemurmel zu ihr hereindrang, zu verstehen, worüber sie sich unterhielten.
    Gerade allerdings war Audreys Tür nur halb geschlossen, und Alice spähte herein wie ein putziges Comic-Häschen.
    »Fünfzehn neue Premiumklienten! Das ist ein neuer Table For Two-Rekord, oder?«
    »Der Premiumservice ist die einzig vernünftige Lösung«, dozierte Audrey kühl. »Wer ernsthaft auf der Suche nach dem zukünftigen Lebenspartner ist, der weiß, dass man den nicht im Internet findet. Dieses ganze Online-Dating ist völliger Blödsinn, eine alberne Modeerscheinung, die sicher bald wieder vorbei sein wird. Wenn man wirklich den Mann oder die Frau fürs Leben kennenlernen möchte, muss man sich persönlich von einem Partnervermittler beraten lassen. Mit dem Internet und den vielen dubiosen Vermittlungsagenturen da draußen kann sich der Weg ins Glück als steiniger Pfad erweisen. Diese fünfzehn neuen Klienten können sich glücklich schätzen, dass sie an uns geraten sind.«
    »Und wie!«, stimmte Alice ihr energisch nickend zu. Dann wusste sie nicht, was sie als Nächstes sagen sollte, also senkte sie den Kopf und konzentrierte sich auf den Papierkram vor ihrer Nase.
    Audrey fragte sich, was Alice bloß an sich hatte, das sie so aufbrachte. Sie war nicht unfreundlich, überlegte sie, und auf ihre Art machte sie sich durchaus nützlich. Aber sie hatte ihre Eigenheiten … Immer tat sie, als sei sie beschäftigt, dabei schaute sie meist nur verträumt aus dem Fenster. Und dann ihre Garderobe: Hinter all dem Strick und Kord versteckte sich vermutlich eine ganz passable Figur, aber die war nicht mal ansatzweise zu erkennen unter den Wollbergen. Und wo hatte das Mädel bloß seine Farbe gelassen? Seine Ausstrahlung? Und dann diese Haare! Wie alt Alice wohl war? Mitte zwanzig? Mitte dreißig? Audrey wusste es nicht so recht. Eins wusste sie allerdings sehr wohl. Und zwar, dass Alice, ganz gleich, wie alt sie auch sein mochte, eindeutig zu alt war für geflochtene Zöpfe. So was war schlecht fürs Geschäft. Die Angestellten einer Partnervermittlung sollten attraktive, gepflegte, erfolgreiche Menschen sein. Die männlichen Klienten sollten sie sehen und sich wünschen, dass man ihnen genau so eine Frau vermittelte.
    Audrey zog eine Grimasse und wandte sich wieder ihren E-Mails zu. Heute war ein guter Tag, sagte sie sich wieder. Nicht nur wegen der fünfzehn neuen Klienten, sondern auch wegen des jährlichen BdP-Balls – bis zu dem waren es nämlich nur noch drei Wochen! Der Ball war für Audrey der Höhepunkt des Jahres, und der kommende würde besser werden als alle anderen zuvor. Table

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