Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Alice Browns Gespuer fuer die Liebe

Titel: Alice Browns Gespuer fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Prescott
Vom Netzwerk:
geräuschvoll ihren Stuhl zurück und entschuldigte sich. Wie blind lief sie zur Damentoilette, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie ungelenk sie auf ihren hohen Absätzen herumstöckelte. Ihr war vollkommen egal, wenn sie hinfiel und sich den Knöchel brach, Hauptsache, sie war weit weg von ihrem Tisch, wenn es passierte. Während sie wie besinnungslos durch den Speisesaal hastete, lief ihr eine einzelne Träne über die Wange.
    Mit einem erleichterten Aufschluchzen stürzte sie schließlich aus der großen Halle. Die Damentoilette lag direkt vor ihr, gleich hinter der Garderobe. Ohne zu zögern, ließ Alice sich ihren Mantel geben und flüchtete Hals über Kopf aus dem Gebäude.
    Gleich am Fuß der Eingangstreppe war ein Taxistand, und Alice schnappte heftig nach Luft, während sie darauf wartete, dass ein freies Taxi anfuhr. Ihr unterdrücktes Schluchzen hing in kleinen weißen Wölkchen in der kalten Abendluft. Hinter ihr war der Trubel der Ballnacht zu hören, dessen ausgelassene Fröhlichkeit nun einen grässlichen Beigeschmack bekommen hatte.
    »Alice, warten Sie!«, rief da plötzlich eine Stimme hinter ihr.
    Erstaunt drehte sie sich um. Es war John, der da mit wehenden Frackschößen die Treppe hinunterhastete. Hektisch wischte sie sich eine wimperntuscheverschmierte Träne weg.
    »Ich möchte mich dafür entschuldigen, wie sich diese Leute da drinnen aufgeführt haben«, beeilte er sich zu sagen. »Ich schäme mich dafür, mit ihnen an einem Tisch zu sitzen – mit ihnen allen.«
    Alice wollte seinen Blick erwidern, aber Scham und Tränen ließen nicht zu, dass sie ihm in die Augen sah, also starrte sie stattdessen auf seine Füße. Entsetzt musste sie mit ansehen, wie ihr eine dicke Träne übers Gesicht kullerte und ihm auf die Schuhe klatschte. »Danke für … Sie wissen schon …«, stammelte sie, zeigte vage in Richtung Ballsaal und hoffte, ihn damit von ihrer zitternden Stimme und dem nassen Fleck auf seinem Schuh abzulenken.
    Ein kleines unbehagliches Schweigen entstand, dann reichte er ihr sein Taschentuch. Ohne ihn anzusehen, nahm sie es. Obwohl sie sich Mühe gab, die Tränen runterzuschlucken, liefen ihr immer mehr davon übers Gesicht; eine besonders große hing bedrohlich wabernd an ihrer Nasenspitze.
    »Sagen Sie, ist alles okay?«, fragte er mitfühlend. »Soll ich Sie vielleicht nach Hause bringen? Mein Auto steht gleich da drüben.«
    »Nein!«, platzte sie entsetzt heraus. »Ich meine, ja! Ja, es ist alles in bester Ordnung. Und nein, vielen Dank; ich komme schon allein zurecht.« Das hätte Audrey dann wohl endgültig die Laune verhagelt: Ihr Ehemann bringt ihre meistgehasste Angestellte nach Hause. »Sollten Sie nicht lieber wieder nach drinnen gehen, zurück zu Audrey?«, fragte sie und schaute kurz auf, um ihm zu beweisen, dass alles okay war, wobei sie heftig blinzeln musste, um die Tränen in Schach zu halten. Ihr Taxi war inzwischen vorgefahren. Sie reichte ihm das Taschentuch zurück.
    »Ja, das sollte ich wohl«, entgegnete er und schob ihre Hand mit dem Taschentuch sanft weg. »Bitte, behalten Sie das doch.«
    »Danke«, schniefte sie. Und dann drehte sie sich auf dem Absatz um und sprang in den Wagen. Johns Stimme und der Trubel des Balls verhallten hinter ihr, als das Taxi losfuhr, und sie sank erleichtert auf den Sitz und ließ ihren Tränen freien Lauf. Langsam, während sie heftig nach Luft schnappte, wischte sie sich mit Johns Taschentuch das Make-up aus dem Gesicht. Auf dem reinweißen Leinen wirkte die Schminke giftig grell. Mehr als alles andere auf der Welt sehnte sie sich ein Stück Seife herbei, einen Waschlappen und ihren Pyjama. Und dann wollte sie nie wieder irgendwen vom Berufsverband sehen.

John

    J ohn musste sich Mühe geben, sich seine Wut nicht anmerken zu lassen, als er sich setzte. Zum Glück waren alle anderweitig beschäftigt. Audrey bombardierte Barry Chambers gerade mit rosigen Statistiken bezüglich der Geschäftserfolge von Table For Two und sagte selbstsicher voraus, den Preis für die Agentur des Jahres einzuheimsen. Irgendwie bezweifelte John allerdings, dass sie gewinnen würde. Er verstand zwar nicht viel von Partnervermittlung, aber er wusste sehr wohl, dass Audrey weder die Finesse einer erfolgreichen Geschäftsfrau noch das Einfühlungsvermögen einer guten Partnervermittlerin hatte. Noch nie hatte er jemanden kennengelernt, der im Umgang mit anderen Menschen derart unbeholfen war. Es konnte auf der ganzen Welt keine Frau geben,

Weitere Kostenlose Bücher