Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
Vom Netzwerk:
ihre Seelen. Und nicht nur Künstler, sondern auch Philosophen und Staatsmänner. Wann immer die Seele eines großen Mannes oder einer großen Frau nach hier verlegt werden kann, greifen wir zu. Wir hier in der Washingtoner Kammer für die Vergabe neuen Lebens besitzen einen Stolz, der, wie Sie mir sicher zustimmen werden, berechtigt ist.«
    Sie bekam die warme Zustimmung ihres Publikums, die sie gesucht hatte. Ich ließ mich nicht gern an die Seelen all der bedeutenden Persönlichkeiten im Washingtoner Beinhaus erinnern, auch wenn es PR-Rhetorik war. Ich war bereits besessen von dem Knopfdruck-Rätsel, das Ben mir vorgelegt hatte.
    »Und jetzt«, fuhr Cheryl fort, »was den Transport in die …«
    »Entschuldigen Sie, Cheryl«, ließ sich eine gezierte Stimme von der Tür her vernehmen. Wir alle drehten uns um und erblickten einen gezierten Menschen, einen zu geleckt und in einen ein bißchen zu knapp sitzenden Anzug gekleideten Mann. Unter dem Blick, den Cheryl ihm zuwarf, wäre ich sofort von der Tür verschwunden.
    »Was gibt’s, Jed?« fragte Cheryl etwas gereizt.
    »Es sind noch zwei Teilnehmer an Ihrer Führung eingetroffen. Hier entlang, meine Herren.«
    Cheryl schaltete auf freundlichen PR-Ausdruck um, als zwei Männer eintraten. Ich weiß nicht, welchen Ausdruck der Schreck auf meinem Gesicht hervorrief. Die beiden Männer waren meine Schatten, die Regierungsagenten, die mich überall in New York verfolgt hatten. Sie sahen beim Näherkommen nicht in meine Richtung. Noch nie hatte mein Herz so gerast. Erst der verlegte Termin, dann das Einspringen Cheryls als Fremdenführerin, und jetzt das Auftauchen von Feinden. Ich schielte zu Stacy hin, konnte aber seine Reaktion nicht erkennen. Vielleicht dachte er daran, daß er heute einen der Männer in dem Zigarettenladen gesehen hatte.
    Wahrscheinlich waren wir Dummköpfe gewesen, als wir glaubten, wir hätten sie abgeschüttelt. Ein Rätsel war mir, warum sie sich offen der Gruppe anschlossen. Was wußten, was argwöhnten sie?
    Wir hatten weder von Ben noch durch den Absorber Anweisungen erhalten, unter welchen Umständen es uns erlaubt sei, die Mission aufzugeben. Gelegenheiten wie diese Besichtigung ergaben sich nicht oft; es war nicht einprogrammiert, daß wir sie ungenützt verstreichen ließen.
    Wir mußten es auf jeden Fall versuchen, ganz gleich, wie viele Cheryl Hidalgos und geheimnisvolle Agenten sich uns in den Weg stellten.
    Trotzdem wünschte ich, ebenso zuversichtlich daran glauben zu können, daß ich der Aufgabe gewachsen sei, wie ich es nach jeder Sitzung unter dem Absorberhelm geglaubt hatte.
     

 
7
     
     
    Die beiden Männer wurden schnell von den Sicherheitsleuten überprüft – wie ich vermute, eine überflüssige Prozedur –, und dann schlossen sie sich unserer vergnügten kleinen Gruppe an.
    In der Zwischenzeit erklärte Cheryl das Transportsystem innerhalb der Kammer. Bei einem Teil der Besichtigung würden wir viersitzige offene Fahrzeuge benutzen, die in einer Reihe aneinandergehängt waren und von Leitstrahlen gelenkt wurden. In bestimmten Abschnitten gab es auch Gleitwege, dazu bestimmt, uns von einer Seite zur anderen zu tragen.
    Dabei konnten wir den hier ablaufenden Prozessen zusehen, ohne die Beschäftigten bei ihrer Arbeit zu stören. Und teilweise, informierte Cheryl uns strahlend, würden wir schlicht und einfach zu Fuß gehen. Auf halber Strecke lag eine Cafeteria, in der wir uns die beste Mahlzeit schmecken lassen sollten, die jemals auf einem Plastiktablett serviert worden sei, wie unsere Führerin sich ausdrückte. Sie grinste in meine Richtung. Ich fragte mich, ob den übrigen Teilnehmern die beste Plastiktablett-Mahlzeit munden würde, wenn sie wüßten, daß für mich ein Extra-Leckerbissen in einem Privatspeiseraum vorgesehen war.
    Nachdem sie sich vergewissert hatte, daß wir alle anwesend waren, führte Cheryl uns aus dem Untersuchungsraum und über einen langen Flur zu dem ersten zu benutzenden Transportmittel. An einer Seite eines langen Bogengangs parkte eine Reihe der Viersitzer. Mich mit dem Ellenbogen zurückhaltend, wies Cheryl verschiedene Leute in ihren Wagen. Am Ende standen fünf von uns vor den letzten beiden Fahrzeugen: Stacy, Cheryl, die beiden Schatten und ich. Sie schickte die Schatten und Stacy in den einen Wagen und sagte, ich solle allein mit ihr fahren. Das »allein« brachte sie verschämt vor, aber dabei konnte sie die Freude darüber, daß die Teilnehmer- und Wagenzahl zu ihren Gunsten

Weitere Kostenlose Bücher